Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
Vom Netzwerk:
mußt du.«
    Der Mann ohne Erinnerung sah die Gier in den Augen der anderen Abenteurer. Er ahnte, daß ihnen jeder Weg recht war, um an die erhofften Schätze zu gelangen und mit reicher Beute heimzukehren.
    »Krant!« rief er.
    Der Marmorne drehte sich langsam um.
    »Du hast mir das Leben gerettet, Mensch«, grollte er. »Dafür habe ich euch geführt. Wenn ihr wieder durch den Marmorbruch kommt, so seid versichert, dort einen Freund zu finden.«
    »Du willst wahrhaftig in die Einsamkeit zurück? Komm mit uns, Krant. Schließe dich uns an, und du wirst nicht länger allein sein müssen.«
    »Nein, Mythor.« Krants Stimme klang traurig. »Für kurze Zeit unter Menschen zu sein, die mir ihre Freundschaft schenkten und mich wie einen der Ihren behandelten, war bereits mehr, als mir bestimmt ist. Ich muß den Weg aller Marmornen gehen, und für nichts, das ihr mir geben könntet, ginge ich in den verfluchten Wald.«
    »Ein feiner Freund!« entfuhr es Cobor. »Er bringt dich hierher, Mythor, schickt dich in die Gefahr und verschwindet dann schnellstens. Warum hat er uns nicht vor dem gewarnt, was…?«
    Er biß sich auf die Lippe.
    »Wovor, Cobor?«
    »Nichts!«
    »Du warst schon im Maskenwald! Courmin sagte, du hättest ihn nur gesehen, aber das ist nicht wahr. Du hast ihn betreten!«
    »Nein!«
    »Du warst im Wald der Masken und hast etwas gesehen. Was, Cobor?«
    Mythors Stimme war schneidend. Er zog Ilfas Schwert aus der Scheide. Drohend baute er sich vor dem Baummenschen auf.
    »Masken!« schrie Cobor. »Im Wald sind Totenmasken, das weißt du doch!«
    »Was noch!«
    »Die Schätze der Aegyr!«
    »Du warst dort. Warum hast du sie dir nicht geholt?«
    »Weil…«
    Mythor setzte die Klinge an Cobors Kehle.
    »Du haßt mich, weil ich dich nicht in den Tod laufen ließ«, sagte er hart. »Das mag deine Sache sein. Doch willst du, daß Ilfa stirbt, weil du uns etwas verschweigst, was du weißt? Courmin vertraute dir und machte dich zum Anführer seiner Männer. Für sie bist du allein verantwortlich. Sollen sie sterben, nur weil du ein Schwächling bist, der seinen Haß nicht zu bezwingen vermag?«
    In Cobors Augen blitzte es auf.
    »Dann kehrt um! Laßt mich hier zurück. Geht, wohin ihr wollt. Ich…!«
    »Das ist die Freundschaft der Menschen?« brüllte Krant. So schnell, daß Mythor nichts mehr verhindern konnte, war er heran, riß Cobor von den Füßen und rannte mit ihm in den Marmorbruch zurück. Ilfa schrie auf, riß sich den Bogen vom Rücken und griff nach einem Pfeil.
    Mythor drückte ihren Arm herunter.
    »Laß es«, sagte er erschüttert. »Du würdest nur Cobor treffen. Vielleicht hat es so kommen müssen. Was mit ihm geschieht, liegt nicht mehr in unserer Hand.«
    Der Marmorne verschwand mit seinem Opfer in den Nebeln. Selbst auf einem schnellen Pferd wäre er kaum einzuholen gewesen. Mythor wandte sich an die sechs verbliebenen Baumbewohner.
    »Was ist nun mit euch?«
    »Wir gehen mit dir«, sagte Zomfar. »Wir sind dir von Courmin mitgegeben worden, und Courmins Wort gilt uns mehr als das Schicksal eines Verräters.« Er spuckte in die Richtung aus, in der Krant mit Cobor verschwunden war. »Zusammen werden wir den Gefahren des Waldes begegnen können. Wir helfen dir, dein Versprechen einzulösen, und finden die Schätze der Aegyr. Es sind zu viele falsche Worte gewechselt worden.
    Jeder von uns weiß nun, woran er mit dem anderen ist. Also gehen wir, bevor es Nacht wird.«
    »Wir suchen nach einem der Eingänge in den Wald«, entschied Mythor.
    Ilfa schüttelte den Kopf, sagte aber nichts mehr. Ein Blick in die Augen des Gefährten ließ sie wissen, daß alles Flehen umsonst war. Und sie bekam Angst vor ihm.
    Mythor schritt weit aus, am Waldrand entlang. Falls Cobor nicht auch hier die Unwahrheit gesagt hatte, mußte sich so eine der Breschen finden lassen.
    Obwohl kein Wind ging, war es, als schlüge den Gefährten ein eiskalter Hauch entgegen. Mythor fröstelte plötzlich, und den anderen erging es nicht anders. In die Totenstille schienen sich leise wispernde Stimmen zu schleichen. In den Nebeln wurden die verhangenen Wipfel der Bäume zu Gesichtern, ausladende Äste zu Armen.
    Und wir sind noch keinen Schritt in den Wald eingedrungen! dachte Mythor.
    Roar lief voran, immer nur bis er gerade noch in Sichtweite der Gefährten war. Als er von seinem dritten Ausflug zurückkam, knurrte und grunzte er und deutete auf etwas, das wie ein schwarzes, gähnendes Loch im Dickicht aussah.
*
    Es wurde um so

Weitere Kostenlose Bücher