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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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ihr ihnen unvorbereitet in die Arme lauft!
    Courmin konnten sie keinen Vorwurf machen. Er wußte ja nichts. Er glaubte immer noch, daß die Marmornen Cobor und seine Familie ganz kurz vor dem Erreichen des Maskenwalds überrascht hätten. Als der Anführer Mythor, Ilfa und Roar seine zehn Männer mitgab, handelte er in gutem Glauben, einem Freund einen Gefallen zu tun. Cobor als einer, der die Marmornen kannte, sollte dafür garantieren, daß die Gruppe diesmal ungeschoren den Wald erreichte, daß Mythor sein Versprechen einlösen konnte und die Baummenschen mit den Schätzen der Aegyr wohlbehalten zurück in den Hinterwald kämen.
    Für einen Moment schnürte der Gedanke an die drei Gefallenen Cobor die Kehle zu. Er als ihr Führer war für sie verantwortlich gewesen. Er litt unter ihrem Tod. Was immer ihn seit seinem schrecklichen Erlebnis trieb – seine Rache betraf nur ihn. Kein anderer sollte für ihn büßen müssen.
    Er fluchte in sich hinein und mußte sich beherrschen, um Roar nicht an die Kehle zu springen, als der Kruuk warnend knurrte.
    Seit Mythors Verrat in der Spalte ging ihn niemand mehr etwas an. Er stand allein, und allein würde er den Marmornen zur Strecke bringen. Er wußte jetzt, wie. Auch am Rand des Marmorbruchs und im Wald der Masken gab es Schwefelquellen.
    So blieb er weiter mit seinen bösen Erinnerungen und seinem Haß beschäftigt, als die Ebene erreicht war. Scheinbar widerwillig wies er Mythor den Weg durch die Nebel. Es wurde abermals Nacht. Cobor schlief genausowenig wie Mythor. Der verhaßte Marmorne stand im zuckenden Licht des Feuers, eine steinerne Statue, auf deren gemaserter Haut die Flammen unheimliche Muster tanzen ließen. Seine Nähe war unerträglich. Cobor focht tausend Kämpfe gegen sich selbst aus, um nicht einfach aufzuspringen und gegen das Geschöpf aus Fels anzurennen.
    Und einmal drehte der Marmorne sich um und sah ihm direkt in die Augen.
    Er erkennt mich wieder! Er war es, der Londa und die Kinder totschlug und mir die halbe Stirn aus dem Schädel!
    Am ganzen Körper bebend, drehte der Baummensch sich auf die Seite, um nichts mehr sehen zu müssen. Seine Fäuste waren geballt, sein Herz schlug wie rasend.
    Morgen! dachte Cobor. Sobald wir den Wald erreichen!
*
    Der Marmorbruch endete abrupt vor einer scheinbar undurchdringlichen Wand aus Bäumen, Sträuchern und Schlinggewächsen. Unvermittelt tauchte sie aus den düsteren Nebelschwaden auf, als die Gruppe einen dreiviertel Tag ununterbrochen über ödes Felsland marschiert war.
    Mythor und Ilfa blickten sich an. In ihren Augen stand wieder das Flehen, er solle diesen Ort nicht betreten und umkehren, solange noch Zeit dazu war.
    Die vollkommene Stille war beklemmend. Kein Windhauch ging. Keine Vögel kreischten in den Wipfeln, kein Kleingetier raschelte im Unterholz. Dieser Ort schien in der Zeit erstarrt zu sein.
    Mythor drehte sich zu Cobor um und winkte ihn heran. Trotzig folgte der Baummensch der Aufforderung.
    »Das ist der Wald der Masken?« fragte Mythor.
    Cobor nickte.
    »Wie kommen wir hinein?«
    »Gar nicht«, sagte Ilfa schnell. »Du siehst es doch. Wir haben kaum noch Waffen, um uns einen Weg durch das Dickicht zu hauen. Und es würde Stunden dauern. Die Götter haben diese Wand wachsen lassen, Mythor. Sie wollen nicht, daß Sterbliche hier eindringen.«
    »Aber die Aegyr brachten ihre Totenmasken hierher.«
    »Sie waren Halbgötter! Und sicher versiegelten sie den Wald mit ihrer Magie, um keinen Räuber an ihre Schätze heranzulassen.«
    Mythor gab es auf, gegen Ilfa anzureden. Er mußte einen Schwur einlösen und seinem Traumspuk ein Ende bereiten.
    »Ich warte auf deine Antwort, Cobor.«
    Der Baumbewohner sah schnell zum Marmornen hinüber, der seine Aufgabe offenbar für erfüllt hielt, und sich bereits von den Gefährten entfernte. Der Marmorbruch war sein Lebensbereich. Den Wald jedoch schien er zu fürchten.
    »Wir können uns durch das Dickicht kämpfen«, sagte Cobor. »Es liegt wie ein Gürtel um das Herz des Waldes und hört bald auf. Wir könnten aber auch einen der Eingänge benutzen. Das ginge schneller, aber…«
    »Aber was?«
    Cobors Augen wurden schmal.
    »Wir könnten es wagen, wenn Krant uns begleitete. Der Weg durch die Schneisen ist gefährlich. Krant wäre uns eine wertvolle Hilfe.«
    Mythor versuchte, in Cobors Gesicht zu lesen.
    »Du hast doch Hintergedanken, oder? Ausgerechnet du willst, daß er mit uns geht?«
    »Ich habe nur einen Vorschlag gemacht, Mythor. Entscheiden

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