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Wald der Masken

Wald der Masken

Titel: Wald der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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erlöst hätte, denn durch die Magie der Aegyr wären selbst meine Splitter wieder zusammengewachsen.«
    »Aber… aber du hattest doch Angst vor dem Tod«, hörte Cobor sich sagen, »als du in den Schwefeldämpfen lagst. Und du wußtest vorher, daß dir Schwefel zum Verhängnis werden kann.«
    War er es, der diese Worte ausstieß?
    Krant schüttelte den Kopf. Seine Augen waren plötzlich voller Trauer. Cobor mußte sich schütteln. So vieles drang auf ihn ein, mit dem er nicht fertig zu werden vermochte.
    »Der Wunsch nach der Erlösung und in das Angesicht des Todes zu blicken, sind zweierlei Dinge, Mensch. Wolltest du noch nie sterben?«
    Cobor hätte sich nichts mehr als den Tod wünschen können, als er sich als Verräter an seiner Familie fühlte.
    »Ich glaube«, flüsterte er, »daß ich dich verstehe.«
    Wer für ein Leben ohne Ende geschaffen wurde, wer die grenzenlose Einsamkeit kennengelernt hat, für den gibt es nichts Wertvolleres als den Tod. Wer aber als zum Leben Verurteilter dann plötzlich den düsteren Gevatter aus den Schatten auf sich zukommen sieht – dann muß ihm der Gedanke an das Ende schrecklicher sein als jedem Sterblichen, denn nichts ist wiederbringbar!
    »Es gab nie so viele Marmorne, wie ihr glaubt, Mensch. Vielleicht leben nur noch die drei, die den Überfall verübten, und ich. Vielleicht bin ich heute nur noch der einzige. Ich begann wieder zu hassen, als ich rastlos den Marmorbruch durchstreifen mußte. Ich wollte euch töten, als ich euer Lager fand. Doch ihr kämpftet wie kein Gegner zuvor, und dann wurde mir etwas geschenkt, das mir niemals vorher zuteil wurde.«
    »Freundschaft«, flüsterte Cobor. »Hilfe von einem Menschen, der in dir mehr sah als eine Kreatur aus Stein.«
    Mythor!
    Cobor wünschte sich, im Boden versinken zu können. Vor ihm kauerte das Monstrum aus Stein, das nur aus Verzweiflung zu dem geworden war, was er immer in ihm gesehen hatte – oder sehen wollte.
    Dort waren die Felsbrocken aufgeschichtet, unter denen Londa, Pers und Tator lagen.
    Dort schlug ein Herz aus Stein, doch es beseelte einen gemarterten Geist, der nichts mehr ersehnt hatte, als daß ihm jemand sagte: Ich bin dein Freund! Ich verachte und verabscheue dich nicht!
    Cobor streckte Krant eine Hand entgegen.
    »Verzeih mir«, brachte er tonlos hervor. »Mein Haß war so stark, daß ich nicht mehr sehen konnte, was um mich herum geschah.« Er raffte sich auf. Es kostete ihn fast übermenschliche Überwindung, um zu vergessen, was geschehen war, und die eine Frage zu stellen: »Freunde?«
    Krant legte sanft einen Finger in die dargebotene Hand.
    »Freunde, Cobor-Mensch.«
    Cobor umfaßte den Finger. Er stand lange vor dem Steinhaufen. Die Nacht kündigte sich an.
    »Ich habe so vieles gutzumachen«, murmelte er. »Mythor, Ilfa, meine Begleiter. Und auch der Kruuk, den ich immer als etwas Widerliches ansah. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, daß alles Lebende eines Geistes ist, Krant – ob es aus Fleisch geboren ist oder aus Stein wie du. Wirst du mich führen, auch in den Wald der Masken?«
    Krant zögerte.
    Cobor verstand ihn. Ihm war, als hätte sich ihm ein völlig neues Reich von Empfindungen geöffnet. Er konnte Krant nicht dazu zwingen, ihm dorthin zu folgen, wo Baumfrüchte Wesen beseelten. Denn im Grunde war dies nichts anderes als das, was durch die Magie der Aegyr mit den aus Stein Gehauenen geschehen war.
    Zum erstenmal fragte er sich, welchen Unterschied es zwischen den Aegyr und dem Herrn des Chaos gab.
    »Ich gehe«, sagte er. »Und wenn du willst, geh mit mir.«
    In die Nacht, in den Marmorbruch, durch Täler und über Pfade, die ohne des Steinernen Geleit den tausendfachen Tod bereithielten. Doch was war der Tod gegen das, was im Wald der Masken auf Mythor und seine Begleiter lauerte!
    Cobor dachte dabei nicht an die Mangobäume und die kalten und zornigen Reiter.
*
    Die Nacht brach herein, und immer noch streifte Mythor verloren durch den schweigenden Wald. Weder von Mangokriegern noch von den Freunden war etwas zu hören. Mythor umging jeden Baum mit den lederartigen Früchten in weitem Bogen, um das Schicksal nicht unnötig herauszufordern. Nur mit dem Dolch bewaffnet, konnte er es kaum mit den Reitern des Chaos aufnehmen.
    Er mußte einen Weg aus dem Wald heraus finden. Er war sicher, daß Ilfa, Roar und die Baummenschen, sollten sie noch leben, das gleiche versuchen würden.
    Andererseits aber hatte er seinen Schwur zu erfüllen. Doch wo waren die Masken? Einige Male

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