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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bergzug fast erreicht hatten, stand er auf und eilte meckernd davon. Erstaunt blickten sie ihm hinterher. Dawn lachte auf. »Eine Bergziege!«, rief sie. »Daran hätten wir gleich denken sollen.«
    Schließlich fanden sie eine andere Stelle neben dichten Blaubeerbüschen, womit auch fürs Abendessen gesorgt war. Während sie aßen, frischte der Wind auf und flüsterte in den Bäumen leise eine traurige Melodie. »Blues habe ich immer gern gehört«, sagte Eve.
    Doch als die Dunkelheit anbrach, wurde es schnell kälter. Forrest wurde sich gewahr, keine zweite Decke eingesteckt zu haben, und so holte er seine eigene aus dem Rucksack und gab sie den Zwillingen. »Sie genügt, um euch beide zu wärmen«, sagte er.
    Dawn und Eve blickten ihn an. »Ich wünschte, die Lage wäre nicht so ernst«, sagte Dawn.
    »Denn dann könnten wir die Decke mit dir teilen«, fügte Eve hinzu.
    »Ich bedaure es auch«, versicherte Forrest ihnen. »Ich schlafe bei Imbri.« Denn in Stutengestalt war sie sowohl wärmespendend als auch ungefährlich.
    Er legte sich neben die Tagmähre. »Du bist wirklich sehr anständig«, sagte sie in einer Traumblase, die nur er hören konnte.
    »Nein, das bin ich nicht. Ich hätte wirklich gern bei ihnen geschlafen.«
    »Das weiß ich. Du wolltest zwischen ihnen liegen. Du weißt, dass sie unter der Decke vermutlich ihre Kleidung auflösen, wie ich es getan habe. Aber du hast dich bezwungen. Deswegen bist du ja ein anständiges Geschöpf – genauso hast du dich mir gegenüber verhalten.«
    »Aber ich sollte mir so etwas gar nicht erst wünschen!«
    »Wieso nicht? Du bist schließlich ein Faun. Es liegt in deiner Natur.«
    »Und was ist mit dir?«, wollte er wissen. »Was empfindest du, wenn du siehst, wie ich auf diese hübschen Mädchen reagiere?«
    »Ich fühle mich weniger schuldig für das, was ich dir angetan habe.«
    »Überhaupt nichts hast du mir angetan!«
    »Doch, das habe ich. Und ich werde es wiedergutmachen, sobald mir eine Möglichkeit eingefallen ist.«
    »Du weißt, dass ich mit den Zwillingen nichts anfangen dürfte. Sie sind Prinzessinnen.«
    »Sie stammen aus einer Kultur, die sich von unserem gewohnten Xanth ein wenig unterscheidet. Vielleicht wäre es akzeptabel, wenn sie mit Faunen spielen, falls sie Lust dazu haben.«
    »Ich glaube nicht, dass ihre Mutter davon begeistert wäre.«
    »Mütter sind das niemals. Früher habe ich Tausende schlechter Träume an Mütter ausgeliefert. Wenn es nach den Müttern ginge, müssten ihre Töchter unberührt bleiben und dürften niemals tun, was ihre Mütter getan haben, als sie jung waren. Deshalb erzählen die Töchter ihren Müttern einfach nichts davon.« In der Traumblase kicherte sie. »Nun, da Königin Iris verjüngt wurde und wieder zwanzig ist, erzählt sie ihrer Tochter Irene nichts, denn die würde Iris’ Treiben keinesfalls gutheißen. Die Leute heißen es nur selten gut, wenn andere ihren Spaß haben.«
    »Aber – «
    »Forrest – die Zwillinge wissen, was sie wollen, und sie sind sich über deine Natur im Klaren. Wenn sie sich entscheiden, mit dir zu feiern, solltest du deinen Wünschen freien Lauf lassen.«
    »Nun, ich habe eben nicht das Gefühl, diese Freiheit zu besitzen. Ich meine, gefallen würde es mir ja schon, aber ich halte es schlicht für unpassend.«
    Ihr Traumbild schüttelte den Kopf. »Das liegt daran, dass du die Rolle eines Beraters einnimmst, der elterliche Gewalt mit sich bringt. Deshalb verhältst du dich wie ein Elternteil, obwohl du dir wünschst, dich wie ein gewöhnlicher Faun benehmen zu können.«
    »Das ist es!«, rief er, und eine Glühlampe leuchtete über seinem Kopf auf. »Wie gut du dich auskennst!«
    »Nun, ich besitze einige Erfahrung mit Träumen, und was du für die Mädchen empfindest, ist nichts anderes.«
    »Ich danke dir, Imbri! Du hast mir zu Klarheit über meine gemischten Gefühle verholfen!«
    »Vielleicht bin ich genau deshalb mitgekommen.« Das Traumbild ging zur erlöschenden Glühbirne und setzte einen Kuss darauf. Forrest spürte ihn auf dem Gesicht.
    Er schrak auf. »Imbri – «
    »Wenn du willst, verwandele ich mich in eine Frau. Auch ich weiß, was ich will.«
    Unversehens geriet er entsetzlich in Versuchung. Imbri war mit Sicherheit hinreichend alt und erfahren, und ganz gewiss wusste sie, was sie wollte. Trotzdem musste er Einwände erheben. »Ich – das kann ich nicht von dir verlangen.«
    »Ich weiß, Forrest, ich weiß. Du fühlst dich nicht frei, ein Faun zu sein oder

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