Wald-Schrat
deiner Natur nachzugeben, deshalb schwebst du in einer Art persönlichem Limbus. Daraus möchte ich dich so gern befreien. Und wenn ich eine Möglichkeit dazu finde, werde ich es auch tun. Bis dahin respektiere ich dich und deine Haltung.«
»Äh… danke.«
»Würde es dir helfen, wenn ich dir einen Traum sende, in dem sich deine Wünsche erfüllen?«
»Vermutlich schon. Aber ich muss mich auf meine Aufgabe konzentrieren und darf meine Fantasie auf nichts anderes verschwenden.«
»Dann schicke ich dir einen Tiefschlaftraum.«
Vor seinem geistigen Auge sah Forrest eine blassblaue Wolke auf sich zutreiben. Auf ihr prangte in Versalien das Wort TIEFSCHLAF. Immer größer trieb sie über ihm; sie spielte leise Musik und umschloss ihn. Erleichtert ließ er sich hineinsinken.
Als er aufwachte, fühlte er sich wie neugeboren. Sein Kopf ruhte auf Imbris Flanke, die sich langsam hob und senkte. Dawn und Eve waren schon auf und pflückten Blaubeeren. Sie trugen blaue Röcke und Pantoffeln. Kaum hatten sie entdeckt, dass seine Lider flackerten, da eilten sie zu ihm.
»Versuch eine Beere, Forrest«, sagte Dawn und hockte sich mit untergeschlagenen Beinen vor ihn.
»Ja. Sie schmecken sehr gut«, sagte Eve und tat es ihr nach. Ihre festen Beine waren bis über die Knie zu sehen. Zogen sie ihn schon wieder auf?
Er öffnete den Mund, um zu sagen, er könne sich selber Beeren pflücken, doch bevor das erste Wort heraus war, hatte sich Eve gefährlich weit vorgebeugt und ihm eine Blaubeere zwischen die Lippen geschnippt. Sie schmeckte großartig. Forrest zerkaute sie, schluckte und öffnete den Mund, um sich zu bedanken – doch da schnippte sie ihm wieder eine hinein.
Er gab den ungleichen Kampf auf und aß die Beeren, wie er sie erhielt. Jedenfalls hatte es etwas für sich, von willigen Jungfrauen gespeist zu werden.
Doch vor ihnen lag noch ein langer Tag. Forrest suchte in seinem Rucksack und holte den eingedosten Mantelzauber hervor. »Erweckt ihn nicht, bevor Imbri und ich außer Reichweite sind«, schärfte er den Zwillingen ein. »Und unternehmt nichts allzu Auffälliges; wir kennen nicht die Grenze des Vergessens.«
»Jawohl, Herr«, sagten sie gleichzeitig und lachten; ihre eng geschnürten Busen wogten.
»Und zieht diese unheilträchtige Kleidung aus, bevor ihr damit jemanden aus den Latschen haut.«
Sie blickten erstaunt an sich hinunter. »Hoppla, daran hatten wir gar nicht mehr gedacht«, sagte Dawn. Ihre blassblauen Blusen kräuselten sich und wurden zu schweren blaukarierten Hemden.
»Wir haben uns unbewusst angezogen wie immer, als wir aufwachten«, sagte Eve. Ihr schwarzblauer Rock verformte sich und wurde zu einer ausgebeulten dunkelblauen Jeans.
»Nachdem wir wie immer nackt geschlafen hatten.«
»Und vom Feiern mit einem Faun träumten.«
Dann standen sie zugleich auf. Einen knappen Augenblick, bevor er zu viel entblößt hätte, verwandelte sich Dawns lichtblauer Rock in hellblaue Jeans, und Eves dunkle Bluse wurde nach einem durchsichtigen Augenblick, nachdem sie mehr als genug gezeigt hatte, zu einem dunklen Hemd.
Ganz eindeutig zogen die beiden ihn wieder auf. Anscheinend kamen sie gegen sich selbst nicht an. Forrest konnte nur versuchen, sie nicht zu beachten, und wünschte sich dabei viel Erfolg. Er hatte sich nämlich bereits dabei ertappt, dass er sich fragte, wie blau ihre Pantys wohl sein mochten.
Dann stieg er auf Imbri, die im Trab dem Pfad folgte. Die Tagmähre beeilte sich nicht, denn sie hatten kein Ziel vor Augen, sondern suchten nur jemandem, den sie nach dem Weg fragen konnten. Forrest blickte zurück, doch er bemerkte niemanden. Das war gut, denn es musste bedeuten, dass die Zwillinge den Mantel des Vergessens über sich gebreitet hatten. Solange sie nichts übermäßig Dummes taten, wie etwa nackt zu tanzen und dabei laut zu kreischen, würde niemand ihre Anwesenheit zur Kenntnis nehmen.
Schon bald kam Forrest und Imbri auf dem Weg eine Frau entgegen. »Hallo!«, rief Forrest sie an und hoffte bei sich, die richtige Anrede für eine Einheimische von Pyramid gewählt zu haben.
Sie blickte ihn scharf an. »Willst du was von mir, Faun?«
Er rief sich in Erinnerung, dass die Wesen auf Pyramid immer nach einer Chance Ausschau hielten, etwas zu verschenken, um sich zu verbessern. »Ja, tatsächlich.«
»Wer bist du und was willst du?«
Das war ja überraschend einfach. »Ich bin Forrest Faun, und ich möchte Prinzessin Ida finden.«
»Wir haben hier keine
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