Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
Sonnenuntergang mussten sie die Burg des Grauen Hexenmeisters erreicht haben, um sich ihres Erfolgs sicher sein zu können. An steilen Hügeln konnten sie die Schneise viel leichter bahnen, und immer, wenn sie auf einen gefrorenen See stießen, freuten sie sich, denn dann konnten sie einfach hinüberschlittern. Je älter der Tag wurde, desto offensichtlicher war es, dass sie nicht rechtzeitig ankommen würden.
    Um das Unheil komplett zu machen, glitt Jfraya aus und verletzte sich am Fuß. Nun musste sie am Schluss gehen und sich humpelnd an Imbri festhalten.
    »Also, wollen wir die Nacht durchmarschieren und hoffen, dass der Hexenmeister noch keine Nachricht von den anderen erhalten hat?«, fragte Forrest. »Oder lassen wir uns Zeit, schöpfen neue Kraft und hoffen, dass wir ihn auch dann überwinden können, wenn er weiß, was gespielt wird?«
    Die anderen tauschten einen Blick im Kreise. »Wir gehen weiter«, entschied Jfraya; da sie die Verletzte war, hatte sie das letzte Wort.
    Die Nacht war schon fast vorüber, als sie endlich graues Licht erblickten, das aus der Burg des Hexenmeisters drang. Schneebedeckte Bäume umgaben das Bauwerk; es wirkte sehr friedlich. »Vielleicht weiß er ja noch nichts«, hauchte Eve.
    Kaum hatten sie auf dem Weg zur Außenmauer den Kreis der Bäume erreicht, als Eve sich versteifte. Sie gab Dawn ein Zeichen, die daraufhin mit der Hand über den Baum strich, den Eve gerade berührt hatte. Dann sagten sie gemeinsam in Imbris kleinem Traum: »Das sind Orkbäume.«
    Forrest lief ein Schauder über den Rücken, der nicht auf das Wetter zurückzuführen war. Orkbäume sind gar keine Bäume, sondern große, bösartige Tiere, die nur dann an Bäume erinnern, wenn sie ruhen. Man zählt sie zu den gefährlichsten aller Wächter. Noch mochten sie dösen, doch wenn sie auf die unerwünschten Besucher aufmerksam wurden, dann schlugen sie wahrscheinlich schneller zu als Ghina sie in Schlaf versetzen konnte. Durch ihren seitlichen Gang konnten die sechs auch nicht darauf hoffen, den Orkbäumen zu entkommen. Sie mussten einfach hoffen, dass die Wächter nicht aufmerksam wurden.
    Als sie endlich unbeschadet an der Burgmauer ankamen, konnten sie wieder normal stehen. Das war eine Wohltat!
    Eve berührte den Stein mit einem Finger. »Keine Aufregung in der Burg. Auf der anderen Seite ist eine Anzahl Lebewesen.«
    Forrest nickte Jfraya zu, und sie zeichnete eine Tür an den Fuß der Burgmauer und öffnete sie. Sie traten in eine dunkle Kammer. Nun sah es ganz so aus, als würden sie doch noch gewinnen. Auf einer Innenwand konnten sie stehen; Jfraya stützte sich immer noch auf Imbri.
    Plötzlich flammte helles Licht auf. Verschiedene Wesen umgaben sie, und keins von ihnen wirkte freundlich. Sie waren in eine Falle gelaufen.
    »Also kommt ihr doch noch, meine Täubchen«, sagte eine große dunkle Frau. »Aber wo bleibt eure letzte Genossin?«
    Das musste der Hexenmeister sein – genauer gesagt, die Hexenmeisterin. Bisher war Forrest noch nicht auf den Gedanken gekommen, es mit einer Frau zu tun zu haben, aber natürlich war auch das möglich. Sehr gut möglich sogar. Aber es spielte keine Rolle; entscheidend war, dass sie in die Falle getappt waren. Draußen lauerten die Orks, drinnen hatten sie es mit der Hexenmeisterin und ihren Ungeheuern zu tun.
    »Letzte Genossin?«, fragte Forrest verblüfft.
    »Mir wurde gemeldet, dass ihr zu sechst seid. Wo versteckt sich die Letzte?«
    »Niemand versteckt sich«, entgegnete Forrest. »Wir sind doch alle da.« Denn Ghina war wegen ihrer schweren Winterkleidung sichtbar.
    Die große Frau runzelte die Stirn. »Du glaubst also, du könntest mich täuschen. Das wollen wir doch einmal sehen. Cerci!«
    Zwei Diener schoben einen großen Wassertank herein. Darin saß eine Nixe, den Schwanz im Wasser, den Kopf über der Oberfläche. »Ja, Herrin«, sagte sie.
    »Verwandle…« Die Hexenmeisterin blickte sich um. »Die da!« Sie zeigte auf Ghina.
    Die Nixe richtete ihren Arm auf Ghina. »Oink!«, sagte sie.
    Und Ghina verwandelte sich in ein sichtbares Schwein.
    Forrest war zutiefst entsetzt; Ghina erst recht. Sie quiekte, als ihre Kleidung von ihr abfiel, und rannte panikerfüllt im Kreise. Ganz offensichtlich wusste sie weder aus noch ein.
    Wächter trieben das Schwein in die Enge und schoben es in einen Käfig. Als es herausblickte, quollen ihm die Tränen aus den Augen, denn Ghina verstand sehr wohl die Notlage, in der sie sich befand.
    Die Hexenmeisterin wandte sich

Weitere Kostenlose Bücher