Wald-Schrat
ihr aber nicht.«
»Genau«, bekräftigte Heiß augenblicklich. »Wir können erst dann zu existieren beginnen, wenn unsere Mutter wirklich wird, unseren Vater kennen lernt und dann dieses Ritual mit ihm ausführt, an das die Menschen nur mit großem Unbehagen denken können. Alles zusammengenommen scheint das recht unwahrscheinlich zu sein.«
»Das tut mir leid.«
»Das spielt eigentlich keine Rolle«, sagte Kalt bedachtsam. »Es gibt nun einmal viel zu viele Eventuelle, als dass sie alle in Xanth Platz haben könnten.«
Illura hatte ihren Tagtraum beendet. »Kommt, ihr Fohlen, wir müssen weiter.«
»Schon?«, fragte Kalt.
»Endlich!«, rief Heiß.
»Ich hatte einen sehr hübschen Traum von eurem Vater«, sagte Illura. »Ich glaube, er ist bald soweit, tatsächlich etwas in Betracht zu ziehen.«
Sie galoppierten in die gelbe Farbe davon. Imbri und Forrest blickten ihnen hinterher. »Das waren Eventuelle«, sagte er.
»Ja. Eine Schande, dass sie nicht echt sind.«
»Wie finden wir nun Katrin Zentaur?«
»Ich glaube, wir brauchen nur nach ihr zu fragen.«
»Können wir dann nicht einfach nach dem Faun fragen, den ich suche?«
Erstaunt wandte Imbri sich ihm zu. »Auf jeden Fall können wir das versuchen.«
Er wandte sich dem Nichts zu. »Ich möchte mit dem Faun handeln, den ich brauche.«
Nichts geschah.
»Vermutlich ist er zu weit weg«, meinte Imbri. »Hast du eigentlich bemerkt, dass alle Wesen, denen wir bisher begegnet sind, von Pferden abstammen?«
»Nein, das war mir nicht aufgefallen«, antwortete er überrascht. »Kann das ein Zufall sein?«
»Möglich. Doch ich glaube vielmehr, dass es auf Ptero verschiedene Gebiete für die einzelnen Wesen gibt, und wir sind im Pferdegebiet gelandet. Wahrscheinlich hat es mich hierher gezogen, weil ich pferdeartig bin, und du bist mir schließlich gefolgt. Deshalb gibt es im näheren Umkreis keine Faune. Katrin Zentaur muss wissen, wo wir sie finden können.«
»Das klingt plausibel. Also gut, dann lass uns mit Katrin Zentaur handeln.«
Imbri wandte sich dem Nichts zu. »Ich möchte gern mit Katrin Zentaur handeln.«
Eine andere Zentaurendame trabte aus dem Wald. Sie hatte eine braune Mähne und ein braunes Fell, dazu große weiße Flügel. »Nanu, Mähre«, sagte sie, »ich hätte ja nie erwartet, gerufen zu werden.«
»Warum nicht?«, fragte Imbri.
»Weil es keinen Dienst gibt, den irgendjemand mir leisten könnte, kann ich nicht handeln. Wusstet ihr das nicht?«
»Ich komme von sehr weit. Ich weiß nur wenig über dieses Gebiet.«
»Aber Protokoll gilt doch überall auf unserer Welt. Du willst damit doch nicht etwa sagen…« Sie verstummte und blickte Imbri erstaunt an.
»Jawohl, wir sind aus Xanth«, sagte die Tagmähre.
»Das ist außerordentlich ungewöhnlich, denn zwischen Xanth und Ptero existiert so gut wie kein physischer Kontakt.«
»Aber eine beträchtlich starke emotionale Bindung.«
Katrin nickte zustimmend. »Uns Eventuelle verlangt es alle danach, Xanth zu erreichen, doch nur sehr wenige von uns kommen je dorthin. Wenn ich nun voraussetzen darf, dass ihr mir eine Möglichkeit bietet, dahin zu gelangen, dann können wir tatsächlich miteinander handeln. Doch da es unmöglich ist, physisch dorthin zu reisen, vermute ich sehr, dass eure Mission anderer Natur ist.«
»Das stimmt. Wir müssen einen Faun finden, der sich dazu eignet, der Geist eines verlassenen Baumes zu werden.«
»Aha. Deshalb habt ihr mich also gerufen: weil ich den Weg ins Faunengebiet am besten kenne.«
»Genau.«
»Ich bedaure aufrichtig, dass wir keinerlei Dienstleistungen austauschen können, denn ich könnte euch sicherlich zum rechten Pfad führen.«
»Zum rechten Pfad führen? Du könntest uns nicht den richtigen Weg weisen?«
»Das stimmt: Das könnte ich nicht. Das Faunenland liegt außerhalb meiner Reichweite.«
»Reichweite?«
»Ich sehe schon«, sagte Katrin mitfühlend, »ihr kommt von sehr weit und kennt unser System nicht.«
»Das ist wohl richtig, aber ich bin bereit zu handeln, wenn es darum geht.«
»Ich fürchte, darum geht es wirklich. Wir sind nicht in der Lage, auf bedeutende Weise miteinander zu kommunizieren, ohne dass gleichwertige Dienstleistungen ausgetauscht werden.«
Forrest mischte sich in das Gespräch ein. »Es muss doch einen Dienst geben, den du brauchst oder ersehnst und den wir ausführen könnten.«
Katrin schaute ihn an. »Das bezweifle ich. Ich bin sehr zufrieden, wenn man von meinem natürlichen Verlangen
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