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Wald-Schrat

Titel: Wald-Schrat Kostenlos Bücher Online Lesen
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von uns kommen so weit, und der Rest von uns beneidet sie trotz der Ungelegenheiten, die es ihnen verursacht.«
    »Was für Ungelegenheiten?«
    »In ihrem Leben fehlt eine jahresbreite Schneise für die Zeit, die sie in Xanth verbringen. Sie ähnelt den Todeszonen, ist aber doppelt so breit. Das liegt daran, dass jemand nicht hier und gleichzeitig in Xanth sein kann.«
    Forrest schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, meinte Imbri.
    »Nun, es ist recht schwierig zu begreifen, bevor man es beobachtet hat«, sagte Katrin. »Vielleicht begegnen wir einer solchen Person, bevor wir uns wieder trennen.«
    Das hoffte Forrest sehr, denn was Katrin beschrieben hatte, klang sehr interessant. Beseelte Personen, denen ein Streifen fehlte, welcher ein Jahr breit war?
    Endlich kamen sie auf die Kuppe des Hügels, der nicht besonders hoch war, was er allerdings durch seine Kahlheit wieder wettmachte. So weit sie blicken konnten, entdeckten sie nichts als Erde, Steine und verkümmertes Unkraut, das es aus Furcht vor den Ogern nicht wagte, allzu kühn heranzuwachsen. Folglich waren sie so gut sichtbar.
    »Nun müssen wir ihm etwas bieten, was zu beäugen sich lohnt«, sagte Katrin voll Abscheu. »Soviel ich weiß, beäugen Männchen gern verbotene weibliche Anatomie. Nur haben wir Zentaurinnen wegen unserer größeren Vernunft keine verbotene Anatomie. Also bleibt es wohl an dir hängen, Imbri.«
    »Aber ich bin eine Mähre!«, protestierte Imbri. »Ich habe diese Gestalt nur angenommen, weil meine halbe Seele nicht mehr Substanz ergibt und weil sie körperlich-verbale Sprache ermöglicht. Ich trage nur deswegen Kleidung, weil ich andernfalls mit einer Nymphe verwechselt werden könnte.«
    »Aber Nymphen sind Geschöpfe ohne Verstand«, sagte Katrin, »während du ganz offensichtlich Verstand besitzt.«
    »Nicht, wenn ich nicht spreche.«
    Die Zentaurin nickte. »Das stimmt wohl. Aus der Ferne müsste Eugen dich für eine Nymphe halten, es sei denn, du bist bekleidet. Dann aber würde er dich ignorieren, weil Beäugen langweilig ist, wenn das Opfer sich nicht schämt. Bekleidet oder unbekleidet, du wärst für ihn deshalb nicht von Interesse.«
    »Was, wenn Katrin sich Kleider anzieht?«, überlegte Forrest. »Zentauren tragen normalerweise nichts, und so könnte es sie interessant machen.«
    »Das bezweifle ich«, entgegnete Katrin. »Selbst reinblütige Menschen – und die reagieren auf Nacktheit am schlimmsten – scheren sich kaum um nackte Kinder, und ich bin hier sieben Jahre alt.«
    Forrest musste ihr Recht geben. Gewiss lohnte es sich nicht, ein bekleidetes Zentaurenkind zu beäugen, denn selbst ein Oger hätte gewusst, dass es nichts zu verbergen hat. Doch er weigerte sich, den Gedanken schon aufzugeben. »Dann müssen wir Eugen weismachen, Imbri sei ein erwachsenes Menschenweibchen, und dann muss sie die Kleidung ablegen.«
    »Aber das wäre unziemlich«, protestierte Imbri. »Eine Menschenfrau würde das nie tun.«
    »Genau«, sagte Katrin, »und deswegen lohnt es sich auch, dich dabei zu beäugen.«
    Gegen diese Argumentation ließ sich nichts anführen, und so stimmte Imbri widerstrebend zu. Sie bildete ihr Kleid neu, das aus ihrem Seelenmaterial bestand, bis sie mehrere Kleidungsstücke trug. Forrest und Katrin stellten sich auf beide Seiten des Hügels und dienten als Publikum. Imbri, die Erfahrung mit Männerträumen besaß, erklärte, was erforderlich war, um passende Bemerkungen machen zu können und die Aufmerksamkeit des Ogers zu erregen. Dann stellte sich Imbri auf die höchste Erhebung und hob die Arme.
    »Nun sieh sich einer das an!«, rief Katrin laut. »Eine sittsame Menschenfrauendame, die einen anrüchigen Striptease vorführen will, den kein Wesen mit einem Funken Anstand im Leibe beobachten sollte.«
    »Toll!«, rief Forrest ebenso laut. »Als unanständiger Faunenmann kann ich’s kaum erwarten.«
    Dann begann Imbri zu tanzen. Sie schwang sich herum und ließ die Hüften kreisen. Darin war sie ziemlich gut; vermutlich zehrte sie von ihrer Erfahrung mit Tagträumen. Dann trat sie mit dem einen Fuß in die Luft, sodass ihr Bein bis zum Knie zu sehen waren. Die Sandalen schützten sie noch immer vor einem Fehltritt, sodass sie kein Fitzelchen mehr Haut zeigte als sie wollte.
    »Abscheulich!«, rief Katrin aus.
    »Weitermachen! Weitermachen!«, brüllte Forrest.
    Imbri wirbelte herum, und ihr Rock hob sich über beide Knie.
    »Hör sofort mit diesem üblen Schauspiel auf!«,

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