Wald-Schrat
Prüfung: Er musste herausfinden, was zu tun war. Das bedeutete aber, dass es etwas herauszufinden gab, wenn er nur begriff, was.
Mittlerweile hatte er den Bogen fast raus: Die Elemente der Prüfung waren offensichtlich, das Problem bestand allein darin, ihre Bedeutung zu erkennen. Gewöhnlich sah man wenig Unwesentliches; an einer gegebenen Szene war das meiste sachdienlich. Das hieß, dass das Stück, das Publikum und der Saal zusammenhingen. Aber wie?
Plötzlich sah er es. »Ihr könnt das Stück noch retten!«, rief er.
Der Regisseur wirbelte zu ihm herum. »Wer stört da so laut?«
Forrest erhob sich. »Ich bin Forrest Faun, und ich habe eine Idee, wie du das Stück retten kannst«, sagte er. »Aber vielleicht erscheint sie dir ungewöhnlich.«
»Keine Idee ist zu ungewöhnlich, wenn sie das Stück rettet. Sprich!«
»Mein Nachbar zur Linken muss die Darstellerin der Raven heiraten.«
»Was brabbelst du da, du hohlköpfiger Faun!«, brauste der Regisseur auf. »Das Privatleben der Schauspieler und der Zuschauer hat doch nichts mit dem Stück zu tun!«
»Aber gewiss«, erwiderte Forrest. »Dein Stück ist fehlgeschlagen, weil die Schauspielerin Miss Griff ein Talent hat, das dazu führt, dass jedes Stück scheitert. Da es zu spät ist, die Darstellerin noch zu ändern, muss sie ihren Namen ändern, damit er keine üble Wirkung mehr entfalten kann. Wie es der Zufall will, kann Justin Case hier neben mir genau das tun, indem er sie heiratet und ihren Namen in Mrs. Case ändert.«
»Aber er will doch gar keine gescheiterte Schauspielerin heiraten!«
»Woher willst du das wissen, Regisseur?«, rief Justin Case und sprang auf. »Sie ist eine wunderschöne Frau, ob innerhalb oder außerhalb des Stückes.«
»Aber sie würde doch nicht – «
»Ich würde alles tun, um meine Rolle zu behalten«, sagte Miss Griff.
Der Regisseur nickte. »Also gut, aber beeilt euch mit der Heirat. Wir müssen noch eine weitere Teilprobe abhalten, um sicherzugehen, dass es nun läuft.«
»Wie kannst du heiraten und mich allein lassen?«, fragte Justin Time. »Nachdem ich dich so treu dorthin geführt habe, wo man dich braucht?«
»Das stimmt«, pflichtete Justin Case ihm bei. »Du hast ebenfalls eine schöne Schauspielerin verdient.«
Forrest dachte eilig nach. »Hat Ravens schöne Schwester Robin denn ebenfalls eine Rolle in dem Stück?«
»Aber natürlich«, sagte der Regisseur. »Sie muss vor dem schrecklichen Dämon gerettet werden.«
»Dann kann sie doch Justin Time heiraten.«
»Aber Miss Kredit würde doch nicht – «
»Sprich nur für dich, Regisseur«, sagte eine wunderschöne junge Frau auf der Bühne. »Ich möchte mir diesen Mann einmal ansehen.«
Justin Time erhob sich. Er war ein stattlicher Mann und wirkte fast zeitlos.
Miss Kredit nickte wohlgefällig. »Den nehme ich.«
»Aber wenn du erst fünfzehn bist…«, begann Justin Time voll Zweifel.
»Das ist nur mein Rollenalter«, entgegnete sie lächelnd. »Ich bin in Wirklichkeit ein wenig älter und sehr viel erfahrener.«
»Das ist gut genug!«, freute sich Justin Time.
»Dann bringen wir es jetzt hinter uns«, sagte der Regisseur. »Ihr vier stellt euch vor mich.«
Die beiden Männer und die beiden Frauen reihten sich vor ihm auf. »Kraft der Gewalt, die mir mein Amt als Allmächtiger Regisseur verleiht, erkläre ich euch zu Mann und Frau. Nun macht weiter mit dem Stück.«
Die Männer küssten ihre Bräute und kehrten auf ihre Plätze neben Forrest zurück. »Wir machen weiter ab Ravens ›Jawohl‹«, befahl der Regisseur. »Gib ihr das Stichwort, Son.«
Auf der Bühne starrte Son seine Begleiterin an. »Meinst du etwa…«Er führte seine wilde Vermutung nicht zu Ende.
»Jawohl! Ruben und Rowena sind meine Eltern. Er ist mein lange verlorener Bruder, von dem ich nie wusste, dass ich ihn hatte.«
»Aber wie soll das möglich sein? Dolph ist dreißig Jahre älter als du.«
»Du hast Recht. Irgendwo muss sich ein Fehler eingeschlichen haben. Wir sollten uns die Akte noch einmal genauer ansehen.«
Son blickte auf die Storchenakte. »O ja, jetzt sehe ich es: Das war nur ein Fehleintrag. Daneben steht: FEHLER: ECHTE ELTERN SIND DOR & IRENE IN SCHLOSS ROOGNA.«
»Na, da bin ich aber erleichtert«, seufzte Son. »Ich konnte König Dolph immer gut leiden. Ich freue mich, ihm diese frohe Botschaft bringen zu können.« Er stockte. »Aber warum hat dein Vater denn gesagt, das Baby gehöre ihm?«
»Anscheinend hat er gelogen, weil er einen Sohn
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