Wald
hatte ihn bereits vor vier Jahren als ihren zukünftigen Ehemann auserkoren.
Er wird ein starker Kriegsheer sein, bei ihm wirst du eine sichere Zukunft finden und dein Leben in Sicherheit und Ordnung gestalten können. Vergiss die Liebe, sie vergeht schnell und kann dich nicht lange ernähren , hatte er ihr gesagt. Nun war ihr Vater tot, und falls nun auch Sidus sterben würde, wer dürfte dann entscheiden, wen sie heiraten sollte?
»--- entschuldigt --- was habt Ihr gesagt?«
Svetopluk steht wankend auf.
Jetzt --- pack --- sie --- dir endlich --- ich --- halt das --- nicht mehr aus --- pfeiff auf die Regeln der --- ritterlichen Werbung --- muss meine Vorratshäuser ausräumen --- jetzt --- sofort ---
Der Fürst steht zitternd vor der Komtess, starrt ausdruckslos an die Wand und müht sich, die innere Anspannung zu kontrollieren.
Llyle kann nicht anders, als auf die Beule in der Hose und die dazugehörige Lache zu starren. Sie will ihren Blick abwenden, ist verwirrt, erstaunt und angewidert zugleich, kann aber einfach nicht wegsehen. Die ganze Zeit blickt sie auf den Fleck auf dem fürstlichen Rock.
»Ich --- ich --- gehe dann besser«, sagt Llyle schließlich.
Svetopluk erwidert nichts, sieht aber zu ihr herab, dann bemerkt er es ebenfalls. Llyle steht auf und muss ihn dabei ein Stück zur Seite schieben.
»So wartet doch!«, ruft er ihr nach, als sie an ihm vorbei huscht. Mit einem Mal hat er seinen Verstand wieder gefunden. Peinlich berührt hebt er sich beide Hände vor den Schritt, während er ihr hinterherhüpft. An der geöffneten Tür holt er sie ein, stellt sich auf die andere Seite des Holzes und lässt verlegen seinen Unterkörper dahinter aus ihrem Blickfeld verschwinden.
»Nicht, dass Ihr diesen Raum mit einer schlechten Erinnerung an mich verlasst --- Ihr habt ganz recht! Ich bin verrückt, fiebrig, geistesabwesend, schwindsüchtig --- was auch immer! Aber --- aber --- was ich Euch eigentlich nur sagen wollte --- ist --- was auch immer passieren mag --- selbst wenn die ganze Erde verbrennt --- ich --- ich werde immer für Euch da sein!«
Schnaufend sieht er sie mit groß aufgerissenen Augen an. Sie erwidert seinen Blick, schweigend, mit weit offen stehendem Mund. Sie fühlt sich, als wäre sie zu einer Salzsäule erstarrt. Dann schlägt sie die Augen nieder, nickt einmal kurz und schüchtern, macht einen Schritt rückwärts und entschwindet in der Dunkelheit der Burg.
Du hast es versaut! Versaut! Versaut! , spürt Svetopluk tief in seinem Inneren eine Stimme rufen, als er die Tür hinter der Komtess zuschlägt.
»Das Schloss der tanzenden Geister«
Die Ritter sitzen mit dem Alten zwischen ein paar Mauerresten, die in früheren Zeiten eine Burg darstellten. Sidus und Envin haben sich in einer Ecke dessen zurückgezogen, was einmal ein großer Versammlungsraum gewesen sein mag. Über die Steinbrocken haben sie eine Decke als Überdachung gespannt, die sie mit Hilfe von zwei Stöcken fixiert haben. Vor sich haben sie ein kleines Feuer entzündet. Der Alte sitzt eine Ecke weiter, alleine im Kalten, sieht die beiden Krieger unablässig an und kichert quiekend vor sich hin. Wie ein Schwein beim Schlächter. Gelegentlich zeigt er mit dem Finger auf einen der beiden, als wolle er ihn auslachen. Envin macht der eigenwillige Einsiedler mittlerweile Angst. Vorhin, auf dem Weg zur Ruine, hatte er bereits überlegt, Sidus zu bitten, alleine ohne den Fremden weiterzuziehen. Doch der andauernde Regen, der sich wie eine Sintflut im Sonnenuntergang ergoss, machte ihm schließlich klar, dass es besser wäre, in den Unterschlupf zu folgen.
»Ihr habt uns noch nicht erzählt, ob Ihr etwas über den Drachen zu erzählen wisst oder nicht«, sagt Sidus, der von dem wahnwitzigen Gebärden des Alten nicht sonderlich beeindruckt oder verschreckt zu sein scheint.
»Drache?«, ruft der Alte erschrocken und schweigt dann.
»Ja, der Drache. Ich fragte Euch bereits vorhin im Wald nach dem Pfad zur Höhle des Monstrums, könnt Ihr Euch nicht mehr darin erinnern?«
»Ach der Drache ---- hihi ---« Der Mann widmet sich zwei kleinen Steinen, die er vor sich aus dem Matschboden pult, und die er rhythmisch aneinander klopft.
»Es ist zum Verzweifeln. Ich fürchte aus dem senilen Bock kann man tatsächlich nichts herausbekommen«, sagt Sidus an den zitternden Envin gewandt. »Und doch ist es erstaunlich, dass er so tief in diesen verwunschenen Wäldern hausen kann und nicht schon längst von dem Drachen gebraten und
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