Wald
und diesen Svepomuk gehörig den Hintern befeuern können?«
»Svetopluk. Der Fürst heißt Svetopluk. Außerdem schätze ich, meine Wortwahl war etwas anders, aber ja, ich habe eine wunderbare Intrige für Euch entsonnen.«
»Eine Intrige? Ihr meint so etwas wie --- einen Hinterhalt?«
»In etwa, ja. Aber keine Angst, Ihr und eure Männer werdet genug Gelegenheit bekommen, um Euch auch im Kampfe zu beweisen und nicht nur in der Listigkeit.«
»Ist wohl auch besser so, schließlich sind wir im Kriegsführen ausgebildet und nicht im Redenschwingen«, antwortet der Flottenkommandant und hält sich dabei an dem Griff seiner Waffe fest.
»In der Tat«, bemerkt der Dux lakonisch und setzt sich an den thronähnlichen Stuhl am Ende der Tafel.
»Wie viele Schiffe habt Ihr zur Verfügung?«
»Nun, mit denen, die gerade noch in euren Werften fertiggestellt werden, dürften es so in etwa 40 Galeeren sein.«
»Wie viel Mann Besatzung macht das?«
»Etwa 4000.«
»Das habt Ihr aber schnell ausgerechnet.«
»Von Mathematik verstehe ich selbstverständlich etwas.«
»Ja. Haben wir bereits genug Soldaten zur Verfügung?«
»Nein, aber wenn Ihr mir den Befehl gebt, dann werde ich in den nächsten Wochen die nötige Masse an Söldnern und Ruderern verpflichten.«
»Ja, das werdet Ihr. Bei der ganzen Unternehmung ist es allerdings wichtig, dass Ihr außerordentlich vorsichtig vorgeht! Ihr werdet den Männern daher den wahren Grund des Einsatzes erst nennen, nachdem die Flotte in See gestochen ist.«
»Sehr wohl, ich werde nur die Kapitäne unterrichten.«
»Genau. Den Soldaten solltet Ihr am besten erzählen, dass wir im Süden einen großen Schlag gegen die Schlupfwinkel der Seeräuber planen.«
Der Admiral nickt pflichtbewusst. Der Dux sieht sich seinen Seeherrn noch einmal gründlich an. Mathematisches Verständnis hin oder her, eigentlich ist er für einen Anführer zu einfältig. Und dann dieser Aberglaube. Er kann sich noch gut daran erinnern, wie der Admiral eine ganze Handelsflotte, die er mit einem Kriegsschiff eskortieren sollte, drei Tage in einem Hafen warten ließ. Damals behauptete er, ihm sei eine Seeschlange begegnet, die das Meer mit ihrem Schwanz aufgewühlt hatte.
In der kaufmännisch, rationalen Weltsicht des Dux, gibt es keine Ungeheuer, nur bezwingbare Unwetter. Aber was soll er gegen die Hirngespinnste der Seeleute unternehmen? Wichtig ist, dass er ihnen weiterhin die richtigen Entscheidungen vorgibt.
»Nun gut.«
Der Dux deutet dem Admiral an, dass er sich neben in setzen soll.
»Lasst mich Euch erklären, wie Ihr diesen Svetopluk überlisten werdet, und in seine Stadt einfallen könnt.«
Er redet jetzt leiser, beugt sich zu seinem Mitverschwörer herüber und beginnt seinen Plan zu offenbaren.
»Magenbeschwerden«
Der Tag beginnt für Envin und Sidus mit einem großen Rückschlag im Bereich der Verdauung. Es ist davon auszugehen, dass der verzehrte Hase vom Vorabend, gehörig auf beider Ritter Mägen geschlagen hat. Grundsätzlich ist Vorsicht geboten, wenn man seit Tagen und Wochen keine richtige Mahlzeit mehr hatte, sich nur von alten Brotkrumen, Wurzeln und angefaultem Gemüse ernährt hat. Wichtig ist nicht das gesamte Beutetier mit einem Male gierig in sich hineinzuschlingen, sich gegebenfalls auch für den nächsten Tag ein paar Bissen aufzuheben.
Da haben die Drachenjäger gestern Abend wohl einiges falsch gemacht.
Besonders Sidus könnte davon ein Lied singen, wenn er nicht den gesamten Morgen damit beschäftigt wäre, seinen Darm zu entleeren, bis das furchtbare Drücken endlich nachlässt. Immerhin ist er sich nun sicher, in der Magenverstimmung eine Erklärung für den sonderbaren Traum der letzten Nacht, und den unruhigen Schlaf gefunden zu haben.
Envin packt bereits sein Bündel und hat den Bauch wieder unter Kontrolle. Er ist ungeduldig und würde am liebsten sofort weiterziehen. Nur wohin? Tiefer in den Wald, ins Ungewisse? Dem Drachen ein Stück näher?
Wahrscheinlich war es der Höllenwurm, der heute Nacht im Traum nach ihnen gegriffen hat!
Er ohrfeigt sich. Bloß nicht den Verstand verlieren. Warum nur ist er auf diese unheilbringende Jagd mitgezogen. Hatte er wirklich keine Wahl? Hätte er nicht doch aus dem Fürstentum fliehen können, desertieren und als Landstreicher umherziehen?
Energisch stopft er die Satteltaschen voll, als ihm ein Pergamentfetzen in die Hände fällt. Er nimmt ihn auf und hält inne, setzt sich an einen Baum gelehnt hin und atmet durch.
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