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Wald

Wald

Titel: Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Waechter
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strenger Mann, der sein Handelsimperium mit größter Entschlossenheit regiert. Er weiß wohl, dass die Feinde in den eigenen Reihen lauter werden, dass die reichen Händler in der Stadt fordern, dass ein Gremium eingerichtet wird, ein Großer Rat, um seine Allmacht zu kontrollieren. Doch solange er lebt, wird dies nicht geschehen. Er wird das zu verhindern wissen. Er hat seine Spitzel überall sitzen, und weiß, wie er die Ordnung aufrecht erhalten kann. Mit harter Hand, wenn man ihn herausfordert.
    Ein Hecheln und Keuchen, das plötzlich hinter ihm auftaucht, reißt ihn aus seinen bedeutungsschweren Gedanken.
    »Mein Dux, bitte gewährt mir einen Moment Eurer Aufmerksamkeit ---«
    Es ist Orso, der Schatzmeister, der japsend, einen Stapel Pergamentrollen mit beiden Armen balancierend zum Stehen kommt.
    »Was gibt es? Hätte es nicht Zeit bis zu der Ratssitzung am Nachmittag?«
    Der Dux läuft weiter, nachdem er seinen letzten Satz vollendet hat. Orso hechtet ihm nach.
    »Nun ja --- vielleicht --- es ist nur so, dass ich zuerst alleine mit Euch eine Sache besprechen wollte --- bevor ---«
    »Worum geht es?«
    »Ich habe hier die Abrechnungen der letzten Wochen, und ---«
    Orso muss einem Bataillon Wachsoldaten ausweichen, die gerade den schmalen Torbogen durchschreiten und ihn zur Seite drängen. Ein Pergament, das ihm dabei entgleitet, kann er gerade noch im Flug auffangen.
    »Ich war etwas verwundert mein Herr.«
    »Verwundert? Wovon redet er?«
    Der Dux streift sich gemütlich seine Handschuhe über.
    »Nun, Ihr habt den Kriegsetat verdreifacht mit Verlaub. Ohne mich davon in Kenntnis zu setzen.«
    »Habt Ihr denn bei deratigen Entscheidungen mitzureden?«
    »Natürlich nicht, aber wenn ich das so sagen darf ---«
    Orso drängt sich vor den Dux und schafft es ihn in der Mitte des Hofes auszubremsen.
    »Rüstungsausgaben in dieser Höhe sind für unseren Haushalt nicht tragbar. Das führt unweigerlich zu großen Verlusten in den Schatzkammern!«
    »Mein guter Orso! Eure Anteilnahme für mein Gold in allen Ehren. Aber seid Ihr noch nie auf die Idee gekommen, dass auch ich mit dem Befehl zur Aufrüstung der Kriegsschiffe, nur den Gewinn im Blick habe?«
    »Ähm, nun ja, aber unsere Flotte ist bereits stark genug, selbst um sich gegen die Piratenhorden zu behaupten.«
»Selbstverständlich. Nur waren wir bis jetzt auf Verteidigung ausgerichtet.«
    »Und nun?«
    »Nun sind wir stark genug und werden uns ans Erobern machen.«
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht, wovon Ihr redet?«
    »Denkt nach! Das ist eine einfache Rechenaufgabe. Im Osten haben wir keinen Handelsstützpunkt. Ihr wisst selbst am besten, wie viel Rendite uns durch die Zölle verloren geht. Nun ist es so, dass ich mir bereits eine niedliche Küstenstadt ausgesucht habe, die wir erobern werden. Dafür müssen wir ein wenig ausgeben, auf lange Sicht werden wir unsere Gewinne im Osten aber verdoppeln. Und vielleicht sogar verdreifachen.«
    Orso sieht nachdenklich auf den Papierstapel in seinen Armen, dann sieht er zu dem Dux auf, »aber nur wenn Ihr die Stadt wirklich einnehmen könnt und auch das Umland befestigen werdet.«
    »Selbstverständlich werden wir das. Es ist eine ganz simple Berechnung. Mathematik. Habt Ihr noch fragen?«
    »Von welcher Stadt reden wir hier eigentlich?«
    »Das ist momentan geheim. Wir müssen sehr behutsam vorgehen, um niemanden zu warnen. Noch eine Frage?«
    Orso überlegt einen Moment und antwortet dann zögerlich, »nein, für das Erste nicht.«
    »Gut, dann lasst mich passieren und meine Arbeit erledigen.«
    Der Dux schiebt den Schatzmeister entschlossen zur Seite, drückt sich an ihm vorbei und verschwindet in einem Türbogen.
    Im ersten Stockwerk angekommen läuft der Dux schnellen Schrittes auf einen Versammlungsraum zu, in dem sein Admiral bereits auf ihn wartet. Er schickt die Wache fort und lässt die Tür hinter sich und seinem Befehlshaber verschließen. Das Streulicht der Morgendämmerung fällt durch die schmalen Bogenfenster und wirft einen angenehmen Schimmer auf das Schwert des Kriegsherrn. Dieser lehnt mit einer Hand an einem der vielen kostbaren Wandteppiche, die im Saal aufgehängt sind, ohne sich dessen Wert bewusst zu sein.
    »Erfreulich, dass Ihr es so früh geschafft habt.«
    »In Eurer Pflicht, mein Dux.«
    Der Admiral löst sich von der Wand und läuft in die Mitte des Raumes genau auf den Dux zu.
    »Ihr sagtet, Ihr habt einen Plan entwickelt, wie wir unser Ziel ohne große Verluste einnehmen können,

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