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Walden Ein Leben mit der Natur

Walden Ein Leben mit der Natur

Titel: Walden Ein Leben mit der Natur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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in viel zu kurzen Zeitabständen, lassen uns nicht die Zeit, neuen Wert füreinander zu gewinnen. Wir treffen uns dreimal am Tag zu den Mahlzeiten und geben uns gegenseitig Kostproben von dem ranzigen Stück Käse, das wir sind. Wir müssen uns auf bestimmte Regeln, Etikette und Höflichkeit genannt, einigen, um unsere häufigen Zusammenkünfte
    erträglich zu gestalten und es nicht zum offenen Krieg zwischen uns kommen zu lassen. Wir treffen uns auf dem Postamt, bei gesellschaftlichen Anlässen und abends am Kamin. Wir leben so dicht nebeneinander, daß wir uns im Wege sind und
    übereinander stolpern. Dadurch verlieren wir meiner Ansicht nach an gegenseitiger Achtung. Ein selteneres Beisammensein würde bei allem wertvollen und herzlichen Umgang entschieden genügen. Denken wir doch an die Fabrikmädchen - nie sind sie allein, kaum in ihren Träumen. Es wäre besser, es gäbe nur einen Einwohner je Quadratmeile, so wie hier, wo ich lebe. Der Wert des Menschen liegt nicht an der Oberfläche, die
    körperliche Nähe bringt uns einander nicht näher.
    Ich habe einmal von einem Mann gehört, der sich in den
    Wäldern verlaufen hatte und vor Hunger und Erschöpfung
    halbtot am Fuße eines Baumes niedersank. Seine Einsamkeit wurde durch groteske Visionen gelindert, mit denen ihn, infolge der körperlichen Schwäche, seine kranke Phantasie umringte und die er für wirklich hielt. Auch bei körperlicher und geistiger Gesundheit und Stärke können wir uns ständig an ähnlicher, doch gesunder und natürlicher Gesellschaft erfreuen und uns bewußt werden, daß wir nie allein sind.
    Ich habe eine Menge Gesellschaft in meinem Haus. Besonders morgens, wenn kein Besucher kommt. Ich möchte einige
    Vergleiche bemühen, um eine Vorstellung meiner Lage zu
    geben. Ich bin nicht einsamer als der Eistaucher im See, der so laut lacht, oder der Waldensee selbst. Welche Gesellschaft hat
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    denn dieser einsame See? Und doch birgt er keinen Trübsinn, sondern die Himmelsbläue im Azur seines Wassers. Die Sonne ist allein, außer an Nebeltagen, wenn manchmal zwei am Himmel zu stehen scheinen, von denen eine doch nur eine Täuschung ist. Gott ist allein - der Teufel aber ist weit davon entfernt; er hat gar viele Gesellschafter, er ist Legion. Ich bin nicht einsamer als eine einzelne Königskerze oder der
    Löwenzahn auf der Wiese, als ein Bohnenblatt oder der
    Sauerampfer, eine Bremse oder eine Hummel. Ich bin nicht einsamer als der Mühlbach, der Wetterhahn, der Polarstern, der Südwind, als ein Aprilschauer, ein lauer Tag im Januar oder die erste Spinne in einem neuen Haus.
    An langen Winterabenden, wenn der Wind durch den Wald
    heult und dichter Schnee fällt, erhalte ich gelegentlich den Besuch eines alten Ansiedlers, des ursprünglichen Besitzers dieses Landes, der den Waldensee angelegt, mit Steinen
    eingefaßt und mit Nadelwäldern umpflanzt haben soll. Er erzählt mir Geschichten aus uralter Zeit und junger Ewigkeit. In angenehmen Betrachtungen und geselliger Heiterkeit
    verbringen wir so manchen vergnügten Abend, auch ohne Äpfel oder Apfelwein. Er ist ein weiser humorvoller Freund, den ich sehr gerne habe und der weit mehr im verborgenen bleibt als die grauen Kämpen Goffe und Whalley; obwohl ihn die Leute für tot halten, weiß doch keiner, wo er begraben liegt. Auch eine ältere Dame wohnt in meiner Nähe, unsichtbar für die meisten.
    Ich streife manchmal durch ihren duftenden Kräutergarten, pflücke einige Heilpflanzen und lausche ihren Geschichten. Sie ist von einer unerschöpflichen Fruchtbarkeit, und ihr Gedächtnis reicht weiter zurück als die Mythologie. Sie kann mir den Ursprung jeder Sage erzählen, auch auf welche Tatsache sie sich gründet, denn die Vorfälle ereigneten sich alle in ihrer Jugendzeit. Sie ist eine rotwangige, vergnügte alte Dame, die an jeder Witterung, jeder Jahreszeit ihre Freude hat und die höchstwahrscheinlich alle ihre Kinder überleben wird.
    Die unbeschreibliche Unschuld und Güte der Natur - von Sonne, Wind und Regen, von Sommer und Winter - wieviel Gesundheit, wieviel Heiterkeit vermitteln sie stets! Sie haben so
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    viel Mitgefühl mit dem Menschengeschlecht, daß die ganze Natur mit uns leiden würde, der Sonne Glanz erbleichen, der Wind nach Menschenart seufzen, die Wolken Tränen regnen und die Wälder mitten im Sommer ihr Grün abwerfen und
    Trauer anlegen würden, wenn je ein Mensch wahrhaft Ursache hätte, sich zu grämen. Wie sollte ich nicht in Einklang mit der

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