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Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition)

Titel: Walden - Leben in den Wäldern: Erweiterte Ausgabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry David Thoreau
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Menschenjäger und Menschenfischer. Ich stimme hierin mit Chaucers Nonne überein, die
     
    "Für den Text gab kein gerupftes Huhn,
"Daß Weidwert sei unheil'ges Tun!"
     
    In der Geschichte des Individuums wie der Menschheit gibt es eine Periode, in welcher die Jäger "die besten Menschen" sind. So wurden sie von den Algonquinern genannt. Den Knaben, der nie eine Flinte abknallen durfte, kann man nur bedauern. Er wurde dadurch nicht humaner, nein, seine Erziehung wurde arg vernachlässigt. So lautete meine Antwort in betreff dieser jungen Leute, die sich nach einer Beschäftigung sehnten, über die sie, wie ich hoffe, bald hinauswachsen werden. Ein "guter" Mensch wird, wenn er über die gedankenlosen Knabenjahre hinaus ist, mutwillig kein Geschöpf töten, dessen Leben von den gleichen Bedingungen abhängig ist wie sein eigenes. Der Aase schreit in seiner Todesangst wie ein Kind. Ihr könnt mirs glauben, Ihr Mütter: mein Mitgefühlmacht nicht immer die landläufigen philanthropischen Unterschiede.
     
    Solchermaßen wird meistens der junge Mann in den Wald und in den am wenigsten bepflanzten Teil seines Ichs eingeführt. Hier ist er nur Jäger und Fischer, bis er endlich, wenn er den Samen zu einem edleren Leben in sich trägt, sein wahres Feld entdeckt und, vielleicht als Dichter oder Naturforscher, Flinte und Angelrute beiseite legt. Die große Masse der Menschen war und ist in dieser Beziehung ewig jung. In manchen Landen ist ein jagender Priester durchaus keine Seltenheit. Man kann ihn dann wohl mit einem guten Schäferhund vergleichen, ein guter Hirte aber ist er sicher nicht. Zu meinem Erstaunen mußte ich erfahren, daß, mit einer einzigen Ausnahme, die einzige Beschäftigung, die meines Wissens je am Waldensee einen halben Tag lang von meinen lieben Mitbürgern, von den Kindern und Vätern der Stadt, ausgeübt wurde, Fischerei war. Vom Eisschneiden, Holzfällen usw. sehe ich dabei natürlich ab. Hatten diese Menschen nicht eine große Anzahl Fische gefangen, so waren sie überzeugt, daß das Glück ihnen nicht hold gewesen sei, daß ihre Zeit sich schlecht bezahlt gemacht habe. Und dabei bot sich ihnen während der ganzen Zeit Gelegenheit, den See zu betrachten! Sie müssen vielleicht tausendmal dorthin gehen, bevor das Sediment des Fischens zu Boden gesunken ist und ihre Absichten sich geklärt haben. Der Gouverneur und sein Rat erinnern sich dunkel an den Teich, denn als sie noch Knaben waren, kamen sie zum Fischen hierher. Jetzt sind sie natürlich zu alt, zu würdevoll, um noch zu fischen und darum kennen sie ihn überhaupt nicht mehr. Und auch sie hoffen dereinst in den Himmel zu kommen! Die Regierung beschäftigt sich nur dann mit dem Teich, wenn es gilt, die Anzahl der Angelhaken festzusetzen, die hier gebraucht werden dürfen. Sie weiß nichts von der Angel aller Angeln, mit welcher der Teich selbst gewonnen werden kann, wobei die Regierung als Köder dient. So geht auch in zivilisierten Landen der Embryomensch in seiner Entwickelung durch das Jägerstadium.
     
    Ich habe in letzter Zeit mehrfach gefühlt, daß ich nicht fischenkonnte, ohne in meiner Selbstachtung etwas zu sinken. Ich habe es immer und immer wieder versucht. Ich bin ganz geschickt bei dieser Tätigkeit und besitze wie mancher meiner Bekannten einen gewissen Instinkt dafür, der von Zeit zu Zeit wieder auflebt. Aber hernach denke ich immer: besser wär's gewesen, Du hättest nicht gefischt. Ich glaube nicht, daß ich mich darin irre. Es ist nur ein leises Ahnen, dem ersten Lichtstreifen am Morgenhimmel zu vergleichen. Zweifellos lebt in mir jener Instinkt, welcher den niederen Wesen der Schöpfung eigen ist. Und doch werde ich von Jahr zu Jahr weniger Fischer, ohne mehr Mitgefühl oder Verstand zu besitzen. Jetzt habe ich die Fischerei gänzlich aufgegeben. Müßte ich indessen in einer Einöde leben, so würde ich aller Wahrscheinlichkeit nach wieder ein echter Fischer oder Jäger werden. Außerdem aber haftet dieser Nahrung und jeder Fleischkost etwas wirklich Unreines an, und allmählich lernte ich begreifen, wo die Hausarbeit anfängt, woher der kostspielige Wunsch stammt, jeden Tag ein neues und sauberes Äußeres zu zeigen, und das Haus gesund und frei von jedem üblen Geruch und Anblick zu halten. Da ich mein eigener Schlachter, Küchenjunge und Koch und zugleich auch der Herr war, für den alle Speisen aufgetragen wurden, so kann ich aus ungewöhnlich großer Erfahrung sprechen. Der praktische Einwand gegen animalische

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