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Waldesruh

Waldesruh

Titel: Waldesruh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Meinen Sie, Sie könnten sich die anschauen, was die so wert sind? Wir haben überlegt, ob wir damit zum Flohmarkt gehen könnten.«
    »Also, ich bin zwar Kunstlehrerin, aber das macht mich noch nicht zur Schätzexpertin . . .«, wich die Lehrerin aus.
    »Aber Sie verstehen mehr davon als wir.«
    »Marie, weiß denn deine Oma nicht, was die Bilder wert sind?«, wunderte sich Frau Kramp.
    Marie und Emily tauschten einen nervösen Blick, dann schüttelte Marie den Kopf. »Nein. Sie sagt, mein Großvater hätte die schon immer besessen, aber ihr haben sie nicht gefallen, deswegen waren sie die ganze Zeit auf dem Dachboden.«
    »Ich verstehe.« Frau Kramp nickte und ihre Ohrringe klimperten. »Na, dann komm ich beim nächsten Hundespaziergang einfach mal vorbei und sehe mir die Kunstwerke an. Ist das eurer Großmutter denn auch recht?«
    »Äh, ja, klar«, sagte Marie und klang plötzlich gar nicht mehr begeistert. »Aber Sie müssen nicht extra vorbeikommen. Wir können auch mit den Bildern zu Ihnen kommen.«
    »Das wäre viel zu umständlich«, meinte Frau Kramp. »Passt auf, ich drehe heute Abend sowieso meine Runde mit Ringo, dann klingle ich kurz bei euch, einverstanden?«
    Marie nickte. »Danke schön«, presste sie hervor.
    »Da hat uns meine liebe Schwester ja wieder was Schönes eingebrockt«, schnaubte Janna ärgerlich, während sie die Dielen im Wohnzimmer mit dem Schrubber bearbeitete. »Jetzt können wir die ganze Bude auf Hochglanz bringen, damit die Kramp keinen Verdacht schöpft.«
    Emily, die sich mit dem Küchenfenster abmühte, fand, dass das ohnehin längst fällig war, aber sie verkniff sich den Kommentar. Putzen wirkte sich auf Jannas Laune nicht gerade erhellend aus. Im Garten schnurrte der Rasenmäher. Marie arbeitete sich durch das wuchernde Grün, Moritz fegte das liegen gebliebene Gras mit dem Laubrechen zusammen.
    »Mist, diese verdammten Streifen gehen einfach nicht weg«, jammerte Emily. »In der Werbung geht das immer ganz leicht. Und diese Fliegenkacke, die zeigen sie da auch nie!«
    »Jetzt lass doch die doofen Fenster. Das sieht jetzt nur so schlimm aus, weil die Sonne draufscheint. Schließlich soll die Kramp die Bilder anschauen, nicht die Fenster kontrollieren. Hoffentlich verquatscht sich Moritz nicht.«
    Draußen verstummte der Rasenmäher. Marie stürzte zur Tür herein. »Achtung!«
    Janna packte den Putzeimer weg und Emily zog die Gardine vor die Fensterscheibe. Das Zimmer sah gut aus, der Fußboden hatte seine Patina verloren und war um ein paar Nuancen heller geworden. In die Küche durfte man dagegen nicht gehen, dort stapelte sich das schmutzige Geschirr der letzten drei Tage, weil zwischen Marie und Janna ein Machtkampf um das Ausräumen der Spülmaschine tobte.
    Janna stellte die Bilder nebeneinander auf das Sofa. Von draußen hörte man Stimmen.
    Marie und Moritz spielten mit Ringo Stöckchenwerfen. Frau Kramp lachte dazu.
    »Diese Frau hat ein sonniges Gemüt, die findet immer was zu lachen«, sagte Janna und es klang, als würde sie sie darum beneiden.
    »Kennst du sie?«
    »Ich hatte sie in der Mittelstufe in Sport und in Kunst. In Kunst hat sie mir netterweise noch eine Drei gegeben, obwohl ich wirklich ein völlig hoffnungsloser Fall bin.«
    Draußen wurde Ringo neben dem Gartentor im Schatten eines Holunderstrauchs angebunden und Marie führte Frau Kramp ins Wohnzimmer.
    »Meine Großmutter lässt sich entschuldigen, sie hat heute ihren Bridgeabend und den versäumt sie nie«, sagte Janna, nachdem sie und Emily die Lehrerin begrüßt hatten.
    »War es nicht Rommé?«, fragte Maja Kramp und sah Marie dabei fragend an.
    »Nein, Bridge«, sagten Janna und Marie im Chor. Sie hatten sich dieses Mal abgesprochen.
    »Bist du die Super-Nanny?«, fragte Moritz, der ungewohnt schüchtern zwischen Tür und Treppe stand und Frau Kramp ansah. Sie hatte ihr Haar heute unter einem türkisfarbenen Tuch versteckt und darunter baumelten große Ohrgehänge mit weißen Steinen.
    Frau Kramp lächelte. »Nein, ich bin nicht die Super-Nanny, ich bin die Hunde-Nanny.«
    Marie war rot geworden. »Wir drohen ihm manchmal mit der Super-Nanny, wenn er frech ist«, erklärte sie.
    »Aha, ich verstehe. Mir hat man mit dem Nikolaus gedroht.« Sie grinste. »Was mir ehrlich gesagt lieber war.« Sie sah sich um. »Warum habt ihr denn die Vorhänge zugezogen? So kann ich schlecht eure Bilder beurteilen.«
    Emily schob leise seufzend die Gardine zur Seite. Der Raum badete im Licht der untergehenden

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