Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Waldmeister mit Sahne

Waldmeister mit Sahne

Titel: Waldmeister mit Sahne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Busch
Vom Netzwerk:
Wahrscheinlich hatte er zu hoch gepokert und Jo fuhr bereits nach Hause, wobei er fröhlich zum Radio trällerte, weil der doofe Micha ihm den Abschied derartig leicht gemacht hatte. Er setzte sich auf sein Bett und zog die Beine an, um die er seine Arme schlang. Er hoffte und zitterte. Jo kam nicht. Nach fünf Minuten hörte er zu seiner größten Erleichterung Schritte auf der Treppe.
    Micha, da hast du ja richtig Schwein geha… Die Schritte gingen an seiner Tür vorbei und stiegen in die zweite Etage hinauf. Es war nur sein Nachbar, der zu seiner Wohnung wollte. Enttäuscht sanken Michaels Schultern herab. Er wartete geschlagene weitere zwanzig Minuten. Kein Jo.
    Tja, Micha. Also such dir mal den Sekundenkleber hervor und kitte dein zerbrochenes Herz.
    Er krabbelte von seinem Bett und schlurfte zur Tür, um sie nun zu schließen. Und da stand Jo zögernd im Flur und schaute ihm unsicher entgegen. Michaels Herz tat einen heftigen Sprung. Ach was, es schlug einen doppelten Salto.
    „Ich will dich nicht unglücklich machen, Micha“, sagte Jo leise. Mit einem Lächeln nahm Michael seine Hand.
    „Dann komm rein.“ Erleichtert. Himmel, er war so erleichtert!

Joachim saß in seinem Auto in seiner Garage, die Stirn gegen das Lenkrad gelehnt. Es war früher Morgen und er hatte sich erst vor einer halben Stunde nach einer sehr leidenschaftlichen Nacht aus Michas Bett geschlichen.
    Du hattest Schluss machen wollen, du Feigling. Die Stimme, die zu seinem Gewissen gehörte, schimpfte heftig mit ihm.
    „Ja, ich weiß“, murmelte Joachim schuldbewusst. „Es ging nicht. Ich konnte einfach nicht.“
    Und wie soll das nun weitergehen? Geheimnisse haben die Angewohnheit früher oder später aufzufliegen.
    „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es soweit ist.“
    Ach, auf einmal, spottete die innere Stimme.
    „Habe ich nicht auch das Recht auf ein bisschen Glück?“ Joachim wurde ärgerlich.
    Ob das dein Micha ebenfalls so sieht, wenn er hinter deine Geheimniskrämerei kommt? Es ist eine ganz schöne Schweinerei, dass du ihn anlügst. Du legst damit nicht gerade die optimalen Grundsteine für eine gut funktionierende Beziehung.
    Joachim schwieg, denn er hatte seinem Gewissen nichts entgegenzusetzen.
    Siehst du?, trumpfte die Stimme hämisch auf.
    „Gar nichts sehe ich. Kannst du nicht einfach mal die Klappe halten?“, fauchte Joachim und schlug mit der Faust gegen das Lenkrad.
    Ein Gewissen lässt sich nicht so leicht zum Schweigen bringen, lautete die prompte Antwort. Und genau das war Joachims Problem.
    Egoist, setzte sein Gewissen noch eins oben drauf.

Michael saß am Bauerntisch mit der rotkarierten Tischdecke und schaute hungrig zu, wie seine Mutter in dem Topf mit dem Milchreis herumrührte. Milchreis war sein Leibgericht, sehr zum Leidwesen seines Vaters, der der weißen Pampe, wie er sie nannte, nichts abgewinnen konnte.
    „Erzähl schon. Was gibt es Neues?“
    „Was soll es denn Neues geben?“, frage Michael und stützte sein Kinn in die Handfläche.
    „Du siehst wie ein frisch gevögeltes Kaninchen aus“, erklärte seine Mutter fröhlich.
    „Mama!“
    Die beste Mutter dieser Welt lachte.
    „Mir kannst du nichts vormachen, Hase. Dazu kenne ich dich zu gut. Also?“
    „Okay, du hast recht. Ich bin verliebt. Zufrieden?“, brummte Michael. Seine Mutter zog sich einen Stuhl heran und setzte sich.
    „Natürlich nicht. Ich will alles wissen. Wer, was, wann, wo und wie?“
    Er hatte es ja geahnt. Die mütterliche Neugierde ließ grüßen. Und natürlich gab er folgsam Auskunft: „Er heißt Jo und ist Beamter. Er arbeitet im Jugendamt.“
    „Ein Beamter? Hase, du steigerst dich. Der Letzte war ein Barkeeper, wenn ich mich nicht irre.“
    „Mama, es ist mir dieses Mal ernst. Das ist keine Schwärmerei. Ich bin wirklich total verknallt.“
    Prüfend schaute ihn seine Mutter an. „Du liebe Güte. Tatsächlich. Ich hoffe nur, dass es nicht wieder so eine verwirrte Existenz ist. So einer wie dieser Olaf, der unbedingt mit deinem Geld nach Amerika auswandern musste.“
    „Jo ist neununddreißig“, sagte Michael und überraschte seine Mutter nun doch.
    „So reif?“ Sichtlich verblüfft sah sie ihn an.
    „Mama, wir reden über meinen Freund und nicht über eine Banane. Bananen können reif sein.“
    „Dann gehe ich mal davon aus, dass seine Banane bestens funktioniert.“
    Er stöhnte erneut. „Mama!“
    Gespräche über Sex sollte man mit Eltern tunlichst vermeiden. Erst recht mit seinen Eltern. In

Weitere Kostenlose Bücher