Waldmeister mit Sahne
Socken anbehalten sollen.“ Er zwinkerte seiner Mutter fröhlich zu.
„Oh bitte!“ Michael seufzte. Wollte sein Vater etwa, dass er einen Schock bekam und ihm der Milchreis im Hals stecken blieb?
„Was denn?“ Papa sah ihn fragend an. „Was glaubst du denn, wie du entstanden bist? Außerdem ist deine Mutter eine sehr attraktive Person …“
„Papa, bitte. Eltern dürfen keinen Sex haben. Das ist pervers. Und mit Kindern kann ich nun echt nichts anfangen. Die gehen so schnell kaputt und heulen dauernd.“
Seine Mutter gluckste.
„Hast du gehört, Werner? Wir sind pervers.“ Über die Teller hinweg gaben sie sich ein Küsschen. Michael ignorierte sie – eine altbewährte Taktik – und würzte mit Zimt nach. Diesen Moment nutzte seine Mutter, um ihn mit einem Vorschlag zu überraschen: „Warum bringst du deinen Freund nicht nächste Woche zum Essen mit?“
„Ihr wollt mich bloß in Verlegenheit bringen und mich vor Jo blamieren.“
„Er schämt sich seiner perversen Eltern, Ilse.“
Manchmal wünschte sich Michael wirklich, er wäre adoptiert. Heute war so ein Tag.
„Na gut, ich kann es ja mal vorschlagen“, sagte er ergeben und hob bettelnd seinen Teller. Mit einem liebevollen Lächeln füllte ihn seine Mutter zum dritten Mal auf.
Am Mittwochnachmittag traf sich Joachim mit Micha, um in der Innenstadt auf die Schnelle einen Gyrosteller essen zu gehen. Es gab keinen Kuss und keine Umarmung, denn sie befanden sich schließlich in der Öffentlichkeit. Hier spielte Joachim den Hetero und Micha musste zwangsläufig mitspielen. Allerdings bemerkte Joachim, dass es seinem Freund nicht gerade leicht fiel, ihn lediglich wie einen guten Kumpel zu behandeln. Den Blick auf den Teller gerichtet, schob er die aufgeweichten Pommes von einem Tellerrand zum anderen.
„Schmeckt es nicht?“
„Ich glaube, ich habe gar keinen Hunger.“ Micha schob den Teller von sich und stocherte nun alternativ in seinem Krautsalat herum.
„Was ist denn los mit dir?“
„Was los ist?“ Micha hob den Blick von seinem Schälchen. „Mein Schwanz gräbt sich gerade einen Weg durch meine Hose und ich darf dich nicht einmal küssen.“
„Psst.“ Joachim blickte sich hektisch um, konnte sich allerdings ein Grinsen nicht verkneifen.
„So schlimm?“
„Schlimmer.“
Unter Michas gebanntem Blick schob sich Joachim ein Stück Gyros zwischen die Lippen und schlang seine Zunge genussvoll um die Gabel.
„Scheißkerl!“ Das kam von Herzen.
„Wir haben eine Vereinbarung, Micha.“
„Richtig. Aber das muss ja nicht heißen, dass mir diese Regelung gefällt. Wann hast du wieder Zeit?“
„Ich habe doch gerade Zeit für dich.“
„Jo!“, zischte Micha ungeduldig. Eigentlich war es sehr schmeichelhaft zu wissen, dass sich jemand nach einem sehnte und Joachim genoss diese Tatsache auch in vollen Zügen.
„Ist Freitag okay?“
„Übermorgen? Ich soll wirklich bis übermorgen auf dich warten?“ Micha stöhnte verzweifelt. „Und was mache ich in der Zwischenzeit?“
„Du besorgst es dir eben selbst und denkst dabei an mich.“
„Na toll.“ Der halb gegessene Krautsalat gesellte sich zu Michas Gyrosteller. „Wirst du am Freitag wenigstens über Nacht bleiben?“
„Das geht nicht.“
„Warum?“
„Ich muss arbeiten.“
„Am Samstag? Ich denke, du bist Beamter.“
Joachim seufzte und kaute angestrengt auf seinen Pommes herum. „Ein Beamter ist immer im Dienst.“
„Blöder Spruch.“ Micha wurde immer ungehaltener. Joachim merkte, dass er seinem Freund Zucker zuwerfen musste.
„Dafür habe ich ab Samstag das ganze Wochenende für dich Zeit. Ich könnte über Nacht bleiben, wenn du magst.“
Micha sah hinreißend aus, wenn er lächelte. Und in diesem Moment strahlte er geradezu.
„Natürlich mag ich. Und wie ich mag.“
Joachim blickte auf die Uhr. „Ich muss los. Freitag also um achtzehn Uhr?“
Micha nickte und Joachim wollte bereits aufstehen, als sein Freund ihn zurückhielt.
„Magst du eigentlich Milchreis?“, fragte er.
Joachim sank auf seinen Stuhl zurück. „Milchreis? Wie kommst du ausgerechnet auf Milchreis?“
„Ich würde dich am Sonntag gerne meinen Eltern vorstellen. Wir sind zum Essen eingeladen.“
Eine Einladung bei seinen Eltern! Micha schien ihre Beziehung wirklich ernst zu nehmen. Und wie dankte es ihm Joachim? Mit Lügen und Ausflüchten und Versteckspielereien. Verdammt, es war absolut nicht fair auf diese Weise mit Micha umzugehen. Er hätte diese Beziehung
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