Waldmeister mit Sahne
mir doch kein Kind in die Arme drücken!“
„Warum denn nicht? Sieh mal, sie liebt dich. Was ja kein Wunder ist. Aber Hennie will nicht mal bei meiner Schwiegermutter auf den Arm. Was eigentlich ebenfalls kein Wunder ist.“
Skeptisch blickte Micha auf den Lockenschopf hinunter, der nun vergnügt mit dem Reißverschluss an seiner Jacke spielte.
„Wenn mich jemand sieht“, brummte er nicht mehr völlig panisch.
„Es sieht dich keiner. Wir waren übrigens beim Bett stehengeblieben. Welches wäre dir denn nun recht?“
„Deins. Dann kann ich gleich mit dir nach Hause gehen und muss nicht darauf warten, dass Blondie die Kinder bei dir abholt und du anschließend zu mir fährst.“
„Sie heißt Vanessa.“
„Und sie ist blöder als ein Meter Feldweg. Der kann nämlich zwischen rechts und links unterscheiden. Beim TÜV ist sie mir beinahe über die Füße gefahren.“
Joachim musste grinsen. „Autos sind nicht ihre große Stärke.“
Micha sah ihn stirnrunzelnd an. „Was für Stärken hat sie denn überhaupt?“
„Keine Ahnung. Ihre Talente hat sie bislang vor mir verborgen gehalten.“
„Dachte ich mir. Ja, ich weiß, Krabbe, ich hätte mich rasieren können.“
Henriette strich mit ihrer Patschhand kichernd über Michas Wange. Ein erstes Lächeln gegenüber dem Lockenschopf erschien in seinem Gesicht. Joachim beobachtete es mit Freude.
„Steht dir gut, so ein Kind.“
Obwohl ihn ein scharfer Blick traf, protestierte Micha zu seiner Überraschung nicht. Langsam schien er sich mit Henriette zu arrangieren. Sie schnitten einander Grimassen, was Henriette heftig zum Lachen brachte. Auf einmal standen Martin und Lucas vor ihnen.
„Du hast Hennie auf dem Schoß“, sagte Lucas fassungslos und quetschte sich rücksichtslos zwischen Joachim und Micha auf die Bank.
„Blitzmerker“, brummte Micha.
Joachim rutschte ein wenig, um seinem Sohn Platz zu machen. Martin blieb dagegen stehen und drehte nur nachdenklich den Fußball in seinen Händen. Seine Blicke wanderten zwischen Micha und Joachim hin und her.
„Seid ihr jetzt wieder zusammen?“, fragte er.
Joachim sah seinen Freund an. Er war wie selbstverständlich davon ausgegangen, doch empfand Micha das genauso? Der zog Henriettes Finger aus seiner Nase und nickte.
„Wenn es dich nicht stört, McFly. Und selbst wenn es dich stört.“
Herausfordernde Blicke wurden getauscht.
„Solange ich dich nicht Paps Zwei nennen muss.“ Martin gab sich gnädig.
„Um Himmels willen“, murmelte Micha. „Wenn ich dein Vater wäre, hätte ich dich längst zurückentwickelt und abgetrieben.“
„Prima, dass ihr euch versteht.“ Joachim seufzte. Vielleicht würde zukünftig nicht alles so einfach werden, wie er es sich vorstellte.
„Jo, dein Kind riecht komisch.“
Lucas und Martin begannen zu kichern. Joachim nahm Henriette schnell an sich. Sie roch nicht komisch, sondern vollgeschissen.
„Zeit für einen Boxenstopp, um die Windel zu wechseln. Also Abmarsch. Außerdem holt euch eure Mutter bald ab.“
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„Was soll das heißen?“ Joachim warf einen hilflosen Blick auf Micha, der mit der frisch gewindelten Henriette auf dem Sofa herumkasperte, während Lucas und Martin vor dem Fernseher saßen.
„Das kann nicht euer Ernst sein! Sie hat ihre Pflichten als Mutter zu erfüllen. Besteht nicht einmal nach sechzehn Jahren …“ Joachim hielt den Telefonhörer vom Ohr weg. Das Gekeife seiner Schwiegermutter konnte er trotzdem gut verstehen. Micha wurde aufmerksam und sah ihn fragend an. Joachim verdrehte die Augen und sein Freund grinste. Im nächsten Augenblick klatschte Henriettes Hand mitten in Michas Gesicht.
„Na warte, Krabbe.“ Er kitzelte die Kleine, bis sie kicherte. Allerdings wurde sie langsam müde und kroch nun ganz dicht an Micha heran, damit sie mit ihm schmusen konnte.
„Könnt ihr sie nicht abholen?“, fragte Joachim in den Hörer, ohne Micha und Henriette aus den Augen zu lassen.
„Na prima. Richtet Vanessa meinen Dank aus.“ Wütend legte Joachim auf.
„Ärger?“, fragte Micha, der vorsichtig Henriettes Löckchen streichelte.
„Vanessa ist auf einem ihrer unbestimmten Ausflüge und meine Schwiegereltern haben eine Einladung zu einer Feier“, erklärte Joachim. Martin und Lucas drehten neugierig die Köpfe.
„Ihr übernachtet hier. Verschwindet auf eure Zimmer. Fernsehen bis halb zehn, Marty kann wie immer eine halbe Stunde länger. Und Zähneputzen nicht vergessen.“
Jubelnd rannten die beiden Jungs
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