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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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wieder bewiesen hat, dass man ihm nicht trauen kann. Es ist keine Rede mehr davon, Heinrich IV. niemals mehr zu dienen. Und auch der Schwur, einen neuen König zu wählen, zählt nichts mehr. Erinnerst du dich noch an die zahlreichen Botschaften, in denen sie mir bei ihrer Ehre schworen, sie würden mir in allem dienen, wenn ich nur einwilligte, ihr Herrscher zu werden? Jetzt wedeln sie vor Heinrich mit dem Schwanz wie alte, zahnlose Wölfe. So wahr ich hier stehe, Waldo von St. Blasien, das werden diese Wortbrüchigen noch bitter bereuen.«
    Das taten sie. Denn etwa anderthalb Jahre später zog Rudolf an der Seite des Königs gegen sie in den Krieg. Der Herzog von Schwaben und seine Männer kämpften in den vordersten Linien, wie es schon immer das verbriefte Recht der Schwaben gewesen war. Und durch diese Hilfe gewann Heinrich die Schlacht an der Unstrut. Jene Schlacht, in der Udalrich, der Jäger, fiel, der König Heinrich einst die Flucht von der Harzburg ermöglicht hatte. In der Tausende einfacher Kämpfer der Sachsen und der Thüringer sinnlos hingemetzelt wurden und das Reich viele seiner Edlen verlor. Es war ein teurer und mit Strömen von Blut bezahlter Sieg. Doch das geschah zu einer Zeit, in der ich nicht bei Rudolf war. Ich musste mich meinen eigenen Dämonen stellen.
     
    Herzogin Adelheid liebte das Kastell Burgdorf mit der schönen, legendenumrankten Margarethenkapelle. Es stand hoch über der Emme auf einem Sandsteinfelsen. Dort, wo sich der Strom einen Ausgang aus dem Emmental ins tiefere Mittelland sucht.
    »Am liebsten würde ich für immer hierbleiben«, sagte die Herzogin zu mir. »Doch mein Herr Rudolf wünscht, dass sein nächster Sohn auf seiner Stammburg im Rhein geboren wird.« Damit warf sie einen liebevollen Blick auf ihre drei Kinder.
    Ihre Tochter Adelheid saß bei uns, schon ganz wie ein sittsames junges Mädchen, mit einer Handarbeit beschäftigt, während ihre jüngere Schwester Agnes mit ihrem kleinen Bruder Berthold spielte. Die Herzogin sah trotz ihrer Schwangerschaft wohl und glücklich aus, denn Rudolf behandelte sie zumeist freundlich und nicht mehr so barsch wie früher. Er freute sich über die Schwangerschaft seiner Gemahlin und glaubte fest daran, dass sie erneut einem Sohn das Leben schenken würde. Es herrschte Frieden zwischen den Eheleuten.
    Aber das war alles. Rudolf war wie alle Männer. Für ihn war eine Frau vermutlich weniger wert als ein Pferd. Denn wenn es in die Schlacht ging, war das Leben eines Mannes von einem guten Roß abhängig. Wenn eine Frau starb, konnte man sich eine neue suchen und dabei vielleicht sogar noch einen Vorteil herausschlagen. Frauen und Pferde hatten aus seiner Sicht eigentlich nur eins gemein: Beide waren zum Reiten da. Die einen in der Schlacht, die anderen aus Lust oder um legitime Erben zu zeugen. Rudolf hatte außerdem einige Bastarde mit Frauen von niederer Herkunft. Im Gegensatz zu anderen Männer sorgte er jedoch dafür, dass die Mütter und ihre Kinder genug zum Leben hatten. Manche Geliebte hatte er mit einem seiner Männer aus niederem Adel verheiratet.
    Rudolf, der mächtige und reiche Herzog von Schwaben, konnte alle Frauen haben, die er begehrte. Das war bei mir anders. Ich begehrte nur Sophia, nach der ich mich aus ganzem Herzen sehnte.
    Der Winter in diesem Jahr war so eisig, dass selbst große Flüsse vollkommen zugefroren waren. In vielen Ställen erfror das Vieh, sogar Metall zersprang von der Kälte. Und dann wieder peitschten heftige Winterstürme Schnee und Hagel über das Land. Als die Tage endlich länger und die Nächte langsam wärmer wurden, brachen wir auf. In der Zeit vor und auch während der Reise an den Rhein erreichten uns viele Nachrichten. So erfuhren wir, dass die Sachsen ihren Wunsch nach einem neuen König wohl doch nicht aufgegeben hatten. Denn Heinrich hatte alle möglichen Ausreden gefunden, um seine Versprechungen nicht einhalten zu müssen, die er ihnen beim Frieden von Gerstungen gegeben hatte. Aber Rudolf legte die Briefe nur verächtlich zur Seite oder wies die Überbringer ab.
    Auch König Heinrich schickte Botschaften. Er versuchte, sich mit dem Herzog von Schwaben wieder zu versöhnen. Er war noch immer getrieben von einem unstillbaren Hass auf alle Sachsen und lechzte nach ihrem Blut. Außerdem suchte er verzweifelt nach einem Ausweg, um die zugesagte Zerstörung der Burgen nicht einhalten zu müssen. Er hatte deswegen für den März ein Treffen der Fürsten in Goslar angeordnet. Rudolf

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