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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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tötest.«
    »Frage. Es wird deine letzte sein.«
    »Woher weißt du von meiner Suche nach dem Schwert?« »Meine Schwester erzählte es mir.«
    »Das hat sie niemals freiwillig getan«, fuhr ich ihn an. »Sie würde mich niemals verraten haben.«
    »Es blieb ihr keine andere Wahl. Sie schrie und weinte vor Schmerzen. Doch dann, als sie nicht mehr konnte, erzählte sie uns die Geschichte. Und gab uns deinen Namen an.«
    In diesem Moment wurde ich ein anderer. Ich vergaß meinen verkrüppelten Körper, meine ungelenken Beine. Vergaß, dass mein Herausforderer ein geübter Kämpfer war und ich nicht. »Ihr seid Tiere, nichts als Tiere. Wie konntet ihr sie nur so quälen! « Ehe ich überhaupt nachdenken konnte, hatte ich mich schon nach meinem Dolch gebückt.
    »Es ging um die Ehre der Familie. Dagegen ist eine Frau weniger als nichts.« Er flüsterte diese Worte, denn inzwischen konnte ich bereits seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Der Hass, der in seiner Stimme lag, verbrannte mich fast.
    »Werdet ihr sie in Frieden lassen, wenn ich kämpfe?« brüllte ich ihn an.
    »Kämpfe«, zischte er zurück. »Wehre dich. Wenn der Allmächtige sein Urteil gegen mich fällen sollte, wenn du siegst und ich sterbe, wird sie künftig unbehelligt bleiben. «
    Da wurde mein Kopf ganz klar. Ich spürte nicht die mindeste Angst.
    Dann stürmte er auf mich zu. Ich wusste von Beringo, dass ein Mann mit einem Dolch gegen ein Schwert nur eine Möglichkeit hat zu überleben. Er muss nahe genug an seinen Gegner herankommen und dann die richtige Stelle treffen. Doch ein Schwert ist eine Waffe, mit der man einen Kämpfer wie mich leicht auf Abstand halten kann. Er lachte nur hämisch, als ich versuchte, seinen Schlägen auszuweichen und mit meinem Dolch nach ihm zu zielen. Da warf er das Schwert weg und zog ebenfalls einen Dolch aus dem Gewand. »Das ist ein zu ungleicher Kampf. Ich will dir in die Augen sehen, wenn ich dich töte.«
    »Lebt ihr Kind noch? Sag mir, lebt es noch? « keuchte ich und versuchte seinem Angriff auszuweichen.
    »Ja, der Bastard lebt.«
    Wieder drang er auf mich ein. Wieder konnte ich dem Dolchstoß entkommen. Aber nur beinahe. Denn dieses Mal erwischte er mich am Arm. Ich spürte das Blut, das mir in die Hand lief. Aber den Schmerz spürte ich nicht. Mein Zorn darüber, was sie Sophia angetan hatten, ließ mich alles andere vergessen. Doch wieder traf er mich. Dieses Mal schlitzte er mir die Kukulle am linken Arm auf. Erneut fühlte ich die Wärme des Blutes. Meine Knie begannen zu zittern. Als er wieder zum Stoß ausholte, duckte ich mich unter seinem Angriff hindurch, griff gleichzeitig mit meiner Linken eine Handvoll Sand und Erde vom Boden und schleuderte sie ihm in die Augen. Er brüllte auf wie ein verwundeter Stier, griff sich mit der Linken an die Augen und schüttelte den Kopf.
    Diesen Moment nutzte ich. Auch ein kleiner Mann hat viel Kraft, wenn er zornig genug ist. Meine Muskeln waren bis zum Zerreißen gespannt. Und dann stieß ich ihm den Dolch in die Kehle. Er gurgelte und rang nach Luft, als er auf mich zutaumelte. Schließlich sank er zu Boden, stöhnte noch einmal und rührte sich dann nicht mehr.
    Nun stand noch mehr zwischen Sophia und mir als unsere Herkunft und unsere Überzeugungen. Nun stand auch der Tod eines Mannes zwischen uns. Der ihres Bruders. Doch das war nicht mehr von Belang. Denn hinter mir wartete Meginfried, der Mann, den ich für meinen Freund gehalten hatte. Er würde vollenden, was Sophias Bruder nicht vollbracht hatte. Fast freute ich mich darüber.
    Ich wandte mich um. Doch ich konnte niemanden sehen. »Also komm, Meginfried. Dann mach ein Ende mit mir, mein Freund«, rief ich deshalb laut.
    Da erhob sich ein kleiner Mann vom Boden. »Habe ich Euch nicht gezeigt, wie man große Leute aufs Kreuz legt, Waldo von St. Blasien? Meginfried liegt hier neben mir, ein gutverschnürtes Bündel. Er schnaubt und träumt für die nächste Zeit erst einmal von anderen Dingen als vom Töten. Wenn er aufwacht, werden wir weitersehen. «
    Beringo kicherte vergnügt. »Ich wusste gar nicht, dass Ihr ein solcher Frauenverführer seid, mein Freund. Ja, so ist das mit den Männern der Kirche. Ihr Kopf ist ihnen heilig, ihr Schwanz aber auch.«
    »Beringo!
    »Ist ja gut, Waldo von St. Blasien. Ich wollte Euch nicht beleidigen. Die Dame Eures Herzens auch nicht. Ihr habt wacker gekämpft und alle Kniffe angewandt, die Euch der alte Beringo gezeigt hat. Alle Achtung. Aber das liegt wohl in der

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