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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Ziehe in Frieden. Kehrst du zur Familie deines Herrn zurück?«
    Meginfried schüttelte den Kopf. »Ich bin frei. Mein Herr gab mir die Freiheit für meine Hilfe. Vielleicht werde ich es machen wie du, Beringo, und einem Herrn, der Kämpfer braucht, mein Schwert anbieten. «
    »Meginfried geht nirgendwohin. Hört endlich auf über meinen Kopf hinweg zu verhandeln, als wäre ich nicht anwesend. Meginfried kann bleiben, wenn er will. Denn er ist unser Freund«, mischte ich mich ein. »Und nun werde ich schlafen gehen.« Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Die Welt vor meinen Augen begann schon wieder zu verschwimmen und wurde immer kleiner. Mit einem Seufzer der Erleichterung legte ich mich auf mein Lager. Dann war ich auch schon eingeschlafen.
    Ich schlief den ganzen restlichen Tag und die ganze darauffolgende Nacht.
    Am nächsten Morgen wachte ich erfrischt auf. Zwar fühlte sich mein Körper noch immer an, als sei er unter einen schweren Mühlstein geraten, aber mein Kopf war klar.
    Die Hütte war leer, als ich erwachte. Beringo, Meginfried und der Mönch Gildas waren fort. So hatte ich Zeit, meine Gedanken zu ordnen. Vieles ging mir durch den Kopf. Diese Reise, von der ich dachte, sie würde mich meinem Ziel näher bringen, hatte in einem sinnlosen Tod geendet, und das Schwert hatte ich noch immer nicht gefunden. Doch mehr als der Mord an ihrem Bruder quälte mich die Vorstellung einer leidenden Sophia.
    »Töten ist schwer beim ersten Mal, ich kenne das.« Beringo war in die Hütte gekommen. »Man fühlt sich elend. Doch das ändert sich. Glaub mir, mein Freund. Der Mensch kann mehr aushalten, als er denkt.«
    Ich sah verzweifelt zu ihm auf. »Hat es wirklich sein müssen? «
    »Muss ausgerechnet ich dich daran erinnern, dass nichts auf dieser Welt geschieht, ohne dass der Herr es so bestimmt, dass noch nicht einmal ein Blatt vom Baum fällt, wenn Er es nicht will? Du bist doch der Mönch und nicht ich.«
    Wieder fiel mir auf, das Beringo mich duzte. Ich war aber viel zu beschäftigt mit mir selbst, um weiter darauf einzugehen. Es war mir recht, denn wir waren schon so lange Freunde. Ich versuchte zu lächeln, doch es gelang mir nicht so recht. »Vielleicht ist das wahr. Doch Gott scheint mir im Moment so weit weg zu sein. Wo war Er in dem Augenblick, in dem ich tötete? Warum hat Er diesen sinnlosen Tod und meinen Mord nicht verhindert?«
    Da fühlte ich den Dolch an meinem Körper. »Hier hast du die Waffe zurück, Beringo. Ich weiß nicht, ob ich dir dafür danken soll, dass du sie mir gabst. Du hast mir sicher das Leben gerettet. Doch im Moment gebe ich nichts mehr auf dieses Leben.«
    Beringo wurde zornig. »Versündige dich nicht am Herrn, Mönch. Du bist ein Mann Gottes. Er gab dir dieses Leben. Also lebe es auch. Und denke an die Menschen, die dich lieben. Dies ist übrigens nicht mein Dolch. Er gehört dir.«
    Ich sah ihn erstaunt an. »Es ist eine zu wertvolle Waffe, um sie zu verschenken. Außerdem weiß ich nicht, ob ich jemals wieder einen Dolch in die Hand nehmen kann.«
    Beringo schüttelte den Kopf. »Ich verschenke diese Waffe nicht. Ich hatte sie nur ausgeliehen, für ihren Eigentümer aufbewahrt, wenn du so willst. Ich sagte doch, sie gehört dir. Du mußt sie schon behalten. Ich werde den Dolch sicherlich nicht zurücknehmen.« Noch während er diese Worte sprach, trat ein strahlendes Lächeln seine Augen. »Ich bin glücklich, dich endlich gefunden zu haben, Dobrogen von Missilac. «
    Nun war ich völlig verwirrt. Ich stand nur da und starrte ihn an. »Wie nennst du mich?« fragte ich schließlich.
    »Du bist Dobrogen. Das heißt in etwa >Mann des Wassers< in der Sprache der Bretonen. Ich heiße auch nicht Beringo. Der Name, den mir mein Vater gab, ist Guiscuhiarn, der >Mann mit dem Gewand aus Eisen<. Meinen Bruder nannte er Maelcat, >Prinz des Kampfes<. Und Maelcat nannte dich Dobrogen, als du geboren wurdest. Denn er fand, dass es in unserer Familie nun genügend Kämpfer gab. Er hatte dich für die Kirche bestimmt. So ist also aus dir geworden, was dein Vater wollte.«
    Es dauerte eine Zeit, bis ich begriffen hatte, was das alles bedeutete. »Dann bist du also der Bruder meines Vaters?«
    Beringo, oder besser Guiscuhiarn, lachte. »Ja, das bin ich. Es dauerte lange, bis ich mir sicher war. Als du in die Bretagne wolltest, erschien es mir wie ein Zeichen. Aber erst, als du gegen Sophias Bruder gekämpft hast, wusste ich es genau, denn er fragte dich nach dem Schwert. Da gab es

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