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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Roberts wurde aber von seinem Onkel Walter, dem Bruder seiner Mutter Herlève, gut beschützt.
    Mein Bruder Maelcat wusste, dass Wilhelm das Schwert geerbt hatte. Und er war so besessen davon, es zu besitzen, dass er sich zusammen mit einigen anderen als Mörder dingen ließ. Ich weiß nicht genau, wie sich alles abspielte. Ich weiß nur, dass auch dieser üble Anschlag vereitelt wurde. Maelcat jedoch entkam wie durch ein Wunder mit dem Schwert. Da er wusste, dass er verfolgt werden würde, floh er bis tief in die schwarzen Wälder um St. Blasien und versteckte sich dort als einfacher Köhler. Doch die Angst vor seinen Verfolgern machte ihm das Leben zur Hölle.
    In ihrer Köhlerhütte gebar ihm sein Weib Margidhoiarn, die >Perle aus Feuer<, schließlich einen Sohn: dich. Sie gaben dir den Namen Dobrogen, und dein Vater bestimmte dich für den Dienst in der Kirche. Denn wenn er auch von dem Schwert nicht lassen konnte, so wusste er doch trotz seines zunehmend verwirrten Verstandes, dass Gott ihm dann vielleicht seine Sünde vergeben würde.«
    »Woher weißt du das alles?«
    »Ich habe viele Jahre gebraucht, um es herauszufinden. Anfangs, nachdem mein Bruder verschwunden war, kamen immer mal wieder kurze Botschaften von deiner Mutter Margidhoiarn. Sie schämte sich zutiefst für das, was Maelcat, ihr Gemahl, getan hatte. Die Botschaften erreichten uns in großen Abständen. Aber sie kamen. So wussten wir immerhin, dass Maelcat und seine Frau lebten. Sie war eine schöne Frau, voller Lachen und Temperament. Ja, Margidhoiarn hat ihrem Namen schon als Kind alle Ehre gemacht. Sie war meinem Bruder anverlobt worden, schon bevor sie das siebte Lebensjahr vollendet hatte. Doch die Ehe wurde spät geschlossen. Und so waren beide nicht mehr jung, als du geboren wurdest.
    Als unser Vater erfuhr, was Maelcat getan hatte, da riss er ihn aus seinem Herzen. Er hat nie wieder seinen Namen ausgesprochen.
    Dann kamen lange keine Nachrichten mehr. Als meine Mutter starb, musste ich ihr einen heiligen Eid schwören, nach meinem Bruder und seinem kleinen Sohn zu suchen. Es dauerte lange, bis ich herausgefunden hatte, wo sich Maelcat mit seiner Familie versteckt hielt. Deine Mutter hatte es uns nie genau mitgeteilt. Als ich dann in die Köhlerhütte kam, war es zu spät. Seine Verfolger hatten ihn vor mir gefunden. Dein Vater und deine Mutter waren tot — und du und das Schwert verschwunden. Da beschloss ich, in der Gegend zu bleiben und dem Herzog meine Dienste anzubieten, in der Hoffnung, dich doch noch zu finden. Dann, nach sehr langer Zeit, hörte ich von einem verkrüppelten Knaben, der im Kloster St. Blasien Aufnahme gefunden hatte. Ich zog dorthin, um herauszufinden, ob du es warst.«
    Da erinnerte ich mich an einen Tag im Dezember an dem ich Adelheid von Rheinfelden zum ersten Mal begegnet war. »Du warst in St. Blasien. Ich habe dich gesehen. Jetzt weiß ich es wieder. Damals wurde die Michaelskapelle eingeweiht. Ich glaubte, du seist einer der vielen, die sich über meinen verkrüppelten Körper lustig machen wollten. Außerdem hast du mich einmal fast umgerannt, als ich in das Arbeitszimmer von Abt Warinharius gerufen wurde.«
    Mein Onkel lachte. »Ich hoffte, du hättest mich gar nicht bemerkt oder schon längst wieder vergessen. Denn ich war mir ja lange nicht sicher, ob du Maelcats Sohn bist. Woran hätte ich dich auch erkennen sollen? Ich hatte dich nie zuvor gesehen. Schließlich kamst du zu Herzog Rudolf. Und meine Gewissheit wuchs von Tag zu Tag. Du hast wie deine Mutter die Gabe des Zweiten Gesichts. Dennoch wagte ich nicht, mich dir zu erkennen zu geben, selbst als wir zusammen reisten. Denn noch immer war ich mir nicht vollkommen sicher. Also wartete ich weiter. Doch als Sophias Bruder dann das Schwert erwähnte, waren auch meine letzten Zweifel weggewischt. So, das ist die ganze Geschichte, Dobrogen.«
    Als er geendet hatte, war ich zunächst unfähig, überhaupt etwas zu sagen. Ich musste erst über all das gründlich nachdenken, was ich erfahren hatte. Zu meinem eigenen Erstaunen fiel mir in diesem Moment nur eine einzige Frage ein. »Wo ist Meginfried? «
    Mein Onkel blickte mich seltsam an. »Fort«, sagte er nur.
    Ich nickte, ich hatte es geahnt. Dann stand ich auf und ging ohne ein weiteres Wort aus der Hütte. Mein Onkel folgte mir nicht.
    Den ganzen Tag verbrachte ich bei den Felsen am großen Meer. Ich wusste nun, warum es mir so vertraut vorgekommen war, denn das Wasser war in meinem Blut. Ich war

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