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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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noch einmal bewusst, als zwei junge Menschen meine Hilfe suchten.
    Ich blickte nachdenklich auf den Rhein, der wirbelnd den Felsen umspülte, auf dem die Burg stand. Das Wasser erinnerte mich an das mächtige Donnern des großen Meeres an der Küste der Bretagne. Und ich dachte mit großer Wehmut an meinen Onkel Guiscuhiarn und Meginfried. Ich vermisste sie sehr. Da kamen Kuno von Genf und Adelheid, die Tochter des Herzogs, auf mich zu. Sie gingen Hand in Hand, wie zwei Menschen, die zueinander gehören. Ihre Gesichter waren traurig.
    »Waldo, wir benötigen deine Hilfe«, begann Adelheid das Gespräch. Ich erkannte, als ich in ihre Augen sah, dass aus dem kleinen Mädchen eine junge Frau geworden war. Eine Frau, die liebte.
    »Ich kenne sonst niemanden, auf den mein Vater hören würde«, fuhr sie fort. »Er weigert sich, mich Kuno von Genf zur Frau zu geben. Und nun hat der König von Ungarn, der Mann der Schwester König Heinrichs, für seinen Vetter Ladislaus um meine Hand angehalten. Mein Vater steht dieser Verbindung sehr wohlwollend gegenüber. Waldo, was sollen wir nur tun? Wie kann ich einen anderen zum Mann nehmen, wenn ich doch Kuno von Genf von ganzem Herzen liebe?«
    Ich sah meinem alten Rivalen in die Augen. Er hatte nichts mehr von dem hochfahrenden, eifersüchtigen Jüngling von einst. »Liebt Ihr dieses Mädchen an Eurer Seite oder wollt Ihr nur ihre Mitgift?« fragte ich ihn direkt.
    »Wir sprachen schon einmal darüber«, erinnerte er mich. »Ich würde meinen rechten Arm für sie geben, wenn es sein muss, sogar mein Leben.«
    »Seid ihr einander sehr — nahe gekommen?«
    Anders als Adelheid wusste Kuno genau, wovon ich sprach. »Ich ehre dieses Mädchen. Ich würde niemals etwas Unziemliches von ihr fordern«, erklärte er deshalb sofort. Sophia und ich waren nicht so stark gewesen.
    Beide versuchten alles, um mich davon zu überzeugen, wie ernst es ihnen war. Sie erzählten von ihren heimlichen Zusammenkünften, den Gesprächen und der großen Vertrautheit, die dadurch zwischen ihnen entstanden war. Es hatte viele solcher Zusammenkünfte in der langen Abwesenheit des Herzogs gegeben. Denn er hatte seinem Neffen Kuno die Sicherheit der Burg und seiner Familie anvertraut, während er für den König in den Kampf gezogen war. »Ihr müsst mit dem Herzog sprechen«, unterbrach ich sie schließlich. »Ihr seid zu nahe Verwandte, damit ist eine Vermählung eigentlich ausgeschlossen. Doch vielleicht erteilt Papst Gregor einen Dispens, wenn der Herzog von Schwaben ihn darum bittet.«
    »Das habe ich bereits getan. Mein Onkel hat mich jedoch wüst beschimpft und gesagt, ich hätte sein Vertrauen missbraucht und hinter seinem Rücken versucht, seine Tochter zu verführen, die noch ein Kind sei. Er hat mir verboten, sie jemals wieder alleine zu sehen. Er drohte mir sogar, mich sonst mit Schimpf und Schande von der Burg zu jagen. Doch wie kann ich das? « wandte Kuno von Genf gequält ein.
    »Ich bin auch kein Kind mehr, Waldo«, fügte Adelheid hinzu »Bitte, du musst uns helfen. Sonst gehe ich in den Rhein. Mein Leben hat keinen Sinn mehr, wenn mein Vater mich einem anderen Mann gibt.« Sie schluchzte herzerweichend.
    An ihren Worten erkannte ich, dass sie doch noch ein Kind war. Ich sah aber auch, wie ernst es den beiden war. Sie würden sich durch nichts abhalten lassen, sich weiter heimlich zu treffen. Ich musste auf jeden Fall verhindern, dass dieses Kind, das ich liebte, dasselbe Schicksal zu erleiden hatte wie Sophia.
    »Gut, ich werde euch helfen. Ich werde mit dem Herzog reden. Vielleicht kann ich etwas bei ihm erreichen«, versprach ich ihnen deshalb wider besseres Wissen. »Aber ich verlange von euch dafür, dass ihr bei euer beider Leben schwört, dass ihr niemals etwas Unehrenhaftes tun werdet, wenn ihr heimlich beisammen seid. Kuno von Genf, bist du bereit, darauf einen Eid zu leisten? Und du, Adelheid von Rheinfelden, schwörst du mir das? «
    »Ich schwöre es bei meinem Leben und bei den Gebeinen aller Heiligen«, erklärte Kuno von Genf fest.
    Adelheid schluchzte noch immer. »Auch ich schwöre dir dies. Und ich werde dir niemals vergessen, was du für uns tust«, sagte sie unter Tränen.
    Ich seufzte innerlich und hoffte, dass die beiden Liebenden die Kraft haben würden, diesen Schwur auch zu halten.
    Schon am nächsten Tag ergab sich für mich eine Gelegenheit, mit dem Herzog über die Liebe seiner Tochter zu sprechen. Doch er war völlig unzugänglich für die Nöte Adelheids.
    »Das

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