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Waldos Lied (German Edition)

Waldos Lied (German Edition)

Titel: Waldos Lied (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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hatten sich bereits hinunter auf den Platz begeben und unter das Volk gemischt, um die Spiele zu beobachten. Einer fiel dabei besonders auf. Nicht durch sein Wesen oder seinen Stand, sondern durch seinen Mantel. Er war mit leuchtendrotem Pelz besetzt, der immer wieder wie der Kamm eines Gockels in der Menge aufblitzte. Er war einfach nicht zu übersehen.
    Plötzlich brüllte er so laut auf, dass seine Stimme sogar das Klirren der Schwerter der Kampfspiele übertönte. Die Worte »schändlich« und »Diebstahl« hallten über den Platz. Ich sah einen jungen Mann in höchster Eile Fersengeld geben, in seiner Hand hielt er ein Stück Stoff mit rotem Pelz. Der Höfling, dem er dieses Stück vom Mantel abgeschnitten haben musste, dachte nicht daran, den frechen Dieb einfach laufenzulassen, sondern rannte laut schreiend hinter ihm her. Schließlich holte er ihn ein, gab ihm eine schallende Ohrfeige und riss ihm das gestohlene Stück aus der Hand. Da zog der junge Mann sein Schwert, schlug zu, und der Höfling sank tot zu Boden.
    Plötzlich tauchten wie aus dem Nichts Mainzer Bürger auf, alle bis an die Zähne bewaffnet. Dann erhob auch schon der erste dieser Männer das Schwert. Und der nächste der Männer des Königs sank tot zu Boden. Er hatte überhaupt keine Möglichkeit gehabt, sich zu wehren. Wie die anderen hatte auch er sein Schwert in der Herberge gelassen, da in der Kirche keine Waffen getragen werden dürfen.
    Befehle gellten über den Platz, dazu kamen die Schreie der Verwundeten. Immer mehr Männer des Königs sanken blutend und tödlich getroffen zur Erde. Die Männer um Rudolf hatten inzwischen mit ihren Körpern einen lebenden Schutzwall um den König gebildet. Dieser Angriff konnte nur einen Grund haben. Die Heinrich verpflichteten Mainzer Bürger wollten den neuen König ermorden.
    Einige von Rudolfs Männern liefen in die Herbergen, um ihre Waffen zu holen, andere brachten die Königin und ihre Kinder im Martinsdom in Sicherheit. Der Erzbischof von Mainz redete auf den König ein, doch der schüttelte immer wieder den Kopf. Da begriff ich, dass Rudolf auf den Platz hinausgehen wollte, um dem Morden Einhalt zu gebieten.
    Auch er trug keine Waffe, und der Erzbischof hielt ihn verzweifelt und eisern an seinem Gewand fest, bis ihm andere zu Hilfe kamen.
    Inzwischen waren auch jene wiedergekehrt, die ihre Waffen holen wollten. Doch nur wenige hatten sie auch dabei. »Sie haben unsere Waffen gestohlen«, brüllten sie, während sie sich den Weg zum König freikämpften. Nun fielen auch die ersten Mainzer Bürger unter den Streichen.
    Plötzlich stürmte ein Mann mit einem eisenbewehrten Eichenknüppel auf mich zu. Seine Augen waren weit aufgerissen vor Mordlust. »Da ist der Zwerg dieses falschen Königs«, brüllte er. »Laßt ihn uns erschlagen. Ohne diesen falschen Mönch und seine Schwarze Kunst wäre Rudolf niemals König geworden. Erschlagt ihn!« Er brüllte unentwegt, und immer mehr Angreifer wandten sich nach mir um und blieben stehen. Als ob ich in meinem Rücken Augen hätte, spürte ich an einem seltsamen Ziehen zwischen meinen Schulterblättern, dass sich der Kreis meiner Feinde langsam um mich herum schloss. Verzweifelt suchten meine Augen nach einer Lücke, durch die ich entkommen konnte. Es gab keine mehr. Und ich hatte keine Waffe bei mir.
    Dann kamen die Männer langsam auf mich zu, ihre Waffen drohend erhoben, mit Hass und Blutdurst in den Augen. Mancher schlug dabei noch schnell das Zeichen des Kreuzes. Offenbar aus Angst, ich könne ihn verzaubern. Ich hätte lachen mögen, wäre meine Lage nicht so ernst gewesen.
    Da hörte ich neben mir die Sehne eines Bogens surren. Ein Pfeil schoss durch die Luft und traf den ersten meiner Angreifer in die Brust. Auf seinem Feiertagsgewand bildete sich ein Blutfleck, der sich sehr schnell ausbreitete. Der Getroffene hob überrascht seine Hand und tastete nach dem Pfeil. Dann sah ich einen roten Faden Blut aus seinem Mundwinkel rinnen, und er fiel mit der Brust voraus zu Boden, so dass sich der Pfeil noch tiefer in seinen Körper bohrte. Das verwirrte die anderen. Wie auf Befehl blieben sie stehen.
    »Dobrogen, mein Neffe, dich kann man doch wirklich nicht aus den Augen lassen. Kaum bist du allein, schon befindest du dich in Gefahr«, brummte da eine vertraute Stimme neben meinem linken Ohr. Gleichzeitig wurde mir ein Dolch in die Hand gedrückt.
    »Auf sie«, tönte der Schlachtruf einer weiteren bekannten Stimme an meinem rechten Ohr. Mit diesen

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