Waldstadt
nachts, trägt schwarze Kleidung, eine schwarze Maske und macht auch noch seine Fangdrähte schwarz.«
»Wirklich eine dunkle Gestalt«, resümierte Ludwig Willms. »Aber die Technik hat nun ihren Teil geleistet, jetzt wird es Zeit, dass auch die Ermittler mal Ergebnisse vorweisen.«
5
Gleich nach der 15-Uhr-Besprechung, bei der die Neuigkeiten allen Mitgliedern der SoKo bekannt gegeben wurden, begannen vier Teams, über die in Frage kommenden Personenkreise zu recherchieren.
Bei Stadtverwaltung und Landratsamt holte Paul Wellmann die Anschriften aller Forstbediensteten ein, die anderen suchten Anschriften und Telefonnummern der verschiedenen Organisationen heraus.
»Aber nur umhören«, schärfte Oskar Lindt den einzelnen Ermittlern ein. »Nicht, dass ihr ins Blaue hinein Verdächtigungen oder Anschuldigungen von euch gebt. Wir haben es mit sehr sensiblen Gruppen zu tun. Da ruft schnell mal einer bei der Staatsanwaltschaft an und beschwert sich über uns.«
Noch im Hinausgehen dreht er sich wieder um: »Ich will keinen Ärger, verstanden?«
Im Hof zog er schnell das Handy aus seiner Hosentasche und tippte eine ihm wohlbekannte Nummer ein.
»Na, was gibts?«, meldete sich Carla. Sie hatte Oskars Handy auf dem Display ihres Apparates erkannt.
»Wann machst du denn heute Feierabend?«, wollte er wissen. »Ich hätte Lust auf ein Eis.«
Die drei Rechtsanwältinnen, bei denen seine Frau arbeitete, hatten manchmal noch am Abend etwas Dringendes zu schreiben, sodass nie ganz sicher war, wann Carla wirklich gehen konnte.
»Die Idee gefällt mir, aber vor sieben wirds bestimmt nichts.«
Er schaute auf die Uhr. Noch über zwei Stunden. »Gut, du weißt ja wo, ich bin dort.« Er schluckte: »Und danach radeln wir gemütlich heim.«
Eine kleine Eisdiele unweit von Carlas Kanzlei war öfter mal ihr Treffpunkt. Lindt schloss sein altes Damenrad los und schwang sich darauf. Dass das Eis ausnahmsweise nicht der Hauptgrund für seinen Anruf war, konnte sich Carla unschwer denken.
Er hatte einfach kein gutes Gefühl und es wäre ihm viel lieber gewesen, wenn sie die Tram genommen hätte, aber seine Frau bestand darauf, bei dem warmen Sommerwetter mit dem Rad zur Arbeit zu fahren.
Was, wenn er durch seine Erfolge ermutigt wird, auch mal tagsüber zuzuschlagen? Lindt versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen, doch es gelang ihm nicht.
Auf der Fußgängerbrücke über die Kriegsstraße stieg er ab. Nachdenklich lehnte er sich an das Geländer und betrachtete wieder einmal den Verkehr, der stoßweise unter ihm auf der vielspurigen B 10 floss.
Seine Kollegen waren jetzt gerade damit beschäftigt, alle Personengruppen, die irgendwie naturfreundlich aussahen, unter die Lupe zu nehmen.
»Quatsch, völliger Blödsinn«, sagte er laut vor sich hin und keiner hörte es in der Geräuschkulisse des Verkehrs.
In der Hosentasche fand er seine halbgerauchte Pfeife und brannte sie wieder an. Nein, er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass jemand, der die Natur schützen wollte, dazu solche Mittel verwendete. Ausgeschlossen!
Klar, es gab auch radikale Umweltschützer. Spektakuläre Greenpeace-Aktionen gingen ihm durch den Kopf. Mit Schlauchbooten gegen Walfangschiffe, Robin-Wood-Aktivisten, die auf Kraftwerksschornsteine kletterten, um so gegen hemmungslose Luftverpestung und sauren Regen zu protestieren. Vieles davon war natürlich nicht legal – aber Mord? Nein, undenkbar.
Eine breite Hand legte sich auf Lindts Schulter. Er fuhr herum und blickte in ein altbekanntes Gesicht. Zwei Uniformierte, eine junge Polizistin und ein graubärtiger, enorm großer Schupo mit vier grünen Sternen auf der Schulter, hatten sich ihm unbemerkt genähert.
»Mensch, Rudi, hast du mich jetzt erschreckt.«
»Das war auch nicht weiter schwierig, wenn da einer auf der Brück steht und alles um sich rum vergisst.«
»Ich war ganz in Gedanken«, begann Lindt, doch sein Kollege winkte ab: »Ist ja klar, was dich drückt. Es gibt auch bei uns im Revier fast kein anderes Thema.«
Rudolf Holzberger und Oskar Lindt kannten sich bereits eine halbe Ewigkeit. Sogar die mehrtägige Einstellungsprüfung hatten sie vor vielen Jahrzehnten zusammen gemacht und in der Zeit bei der Bereitschaftspolizei waren sie in derselben Stube einquartiert gewesen.
Später hatten sich ihre Wege getrennt und während Lindt Karriere machte und zum obersten Mordkommissar von Karlsruhe aufstieg, war Holzberger lieber im Revierdienst geblieben.
Am liebsten ging er
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