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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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Gerlind tut mir so viel Leid an, dass mich nach deiner Minne nicht gelüsten mag; ihr und ihren Gesippen bin ich feind mit allen meinen Sinnen."
    "Das ist mir leid! – Was meine Mutter dir Böses tat, will ich dich durch Freude vergessen lehren; – zu unser beider Ehre."
    "Nicht auf dich hoff’ ich als meinen Retter."
    "Du weisst, Kudrun; Land und Burgen und alles Volk ist mein eigen; ich kann hier tun, wie ich will; – wer wollte mir’s wehren, wenn ich dich, als meine Magd, mir zu Willen zwänge?"
    "Wahrlich, keine Sorge ficht mich an, dass König Hagens Enkelkind Hartmuts Buhle werde," antwortete sie stolz.
    "Jungfrau", begann Hartmut wieder, "wenn es dir nur gefällt, so wirst du meine Königin."
    "Wie kann ich dich lieb gewinnen! Du weisst es gut, Hartmut, wie’s darum steht, welch Leid du mir schufest, als du mich fingst und fortführtest, und wie dein Vater Ludwig meinen Vater erschlug. Wär’ ich ein Mann – er dürfte ohne Waffen nicht vor mich kommen! Wie sollt’ ich dich da minnen!"
    Da liess Hartmut Ortrun zu ihr gehen; die sollte mit ihrer Güte die stolze Hegelingentochter von ihrem treuen Willen abbringen.
    "Ich will dir immer dienen," sprach Ortrun, das Kind, "damit du allen Kummer vergissest; mein Haupt will ich vor dir neigen, ich und meine Frauen."
    "Hab Dank, Ortrun! Dass du mich gern als Hartmuts Gemahl gekrönt sähest und mir hohe Ehre gönnst, das lohn’ ich dir mit Treue; – doch mein Gram ist allzu gross. Hartmut, du weisst es wohl;" – so wandte sie sich an den harrenden Recken: – "Herwig von Seeland bin ich mit festen Eiden zum ehelichen Weibe anverlobt."
    Sie sprach’s so oft, bis es Hartmut verdross: "Bin ich denn nicht ebenso viel wert als Herwig, dessen Weib zu heissen dir solche Ehre dünkt? Du strafst mich wahrlich allzu sehr."
    Da befahl Gerlind: "Ist sie so starrsinnig, muss sie mir weiter dienen und soll nicht von der Arbeit kommen."
    "Was ich mit Willen und Händen dir dienen kann, will ich fleissig tun. Mein Unglück hat mich hier ja nicht bei Freunden geborgen," antwortete die edle Maid.
    "Gewand sollst du täglich an den Strand tragen, und waschen für mich und mein Gesinde; und hüte dich, dass man dich zu keiner Stunde müssig treffe!"
    "Vielreiches Königsweib," entgegnete stolzen Herzens Kudrun, "so schafft, dass man mich lehre, wie ich meine königlichen Hände dazu zwinge, Gewand zu waschen. Wonne such’ ich nicht hier; darum mehret nur stets mein Leid."
    Gerlind befahl einer Frau, die Gewande auf den Strand hinunter zu tragen und Kudrun das Waschen zu lehren.
    Als sie ihre edle Herrin am Wasser stehen sahen, – die Schmach ging allen Hegelingenfrauen tief ins Herz. Und eine von ihnen, Hildburg aus Irland, sprach: "Es tut uns allen weh; man gönnt ihr keine Ruh’! Um den reichen Gott, Frau Gerlind, ihr dürft sie nicht so unbegleitet lassen; sie ist ein Königskind! Mein Vater trug auch Krone – doch ich tu es gern – lasst mich mit ihr waschen."
    "Das wird dir viel Weh bringen!" antwortete Gerlind. "Wie hart der Winter sei; du musst in den Schnee und waschen in kaltem Wind, wenn du oft lieber in der warmen Kemenate sässest."
    Aber Hildburg konnte kaum den Abend erwarten, der der heimkehrenden Kudrun diesen Trost bringen sollte. Sie ging mit ihr in das schlechte Gemach, und da klagten sie einander ihr Elend.
5. Königin Hildes Heerfahrt.
    Frau Hilde in Hegelingen trug stets nur in Gedanken, wie sie ihre Tochter wieder gewinnen möge. Sieben grosse, langkielige Schiffe hatte sie zimmern heissen, fest und gut, und zweiundzwanzig kleinere mit rundem Bug und reichlich versehen mit allem Seezeug.
    Das war zur Julzeit; da eilten ihre Boten durch die Lande, die Rächer zu werben. Freudig begrüsste sie Herwig von Seeland: "Du Bote viel willkommen! Niemand kann mehr nach dieser Heerfahrt verlangen als ich."
    Herr Horand sprach: "Ich bin schon bereit mit all den Meinen."
    In Ortland trafen die Boten den jungen König Ortwein mit seinen Freunden an einem breiten Strom auf der Falkenbeize. "Hei!" rief er, "da kommen Boten von Hilde, meiner Mutter; wir haben ihrer Heerfahrt nicht vergessen." Er liess die Falken fliegen und sprach zu den Abgesandten: "Ein Heer von zwanzigtausend Recken führ’ ich ins Normannenland, die Schwester zu befrei’n, ob auch von allen nicht einer wiederkehre." In allem waren es mehr als sechzigtausend, die sich zum Rachezug zusammenscharten in der Königsstadt. Die freudelose Hilde ging allen entgegen und grüsste sie; den

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