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Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen

Titel: Walhall. Germanische Goetter- und Heldensagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn , Therese Dahn
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gehört. Sie zog mit dem Hofgesind aus dem Schlosse den Heimkehrenden entgegen. Die Schiffe legten im Hafen an, freudigen Mutes sahen die Normannen die Heimat wieder. Nur Kudrun mit ihren Frauen ging in schwerer Trauer. Hartmut führte sie an der Hand; sie hätt’ es abgewiesen, wär’s bei ihr gestanden; gezwungen nahm sie den Dienst an, den er gerne bot. Ihrer Herrin folgten die Frauen.
    Hartmuts Schwester Ortrun empfing sie mit holdem Gruss; sie küsste mit weinenden Augen die "elende" (d. h. in der Fremde lebende, unglückliche) Maid, und fasste ihre weisse Hand. Auch Gerlind wollte sie küssen; aber unmutig versagte ihr das die Stolze: "Was gehst du mir so nah? Ich will dich nicht küssen und du sollst mich nicht empfangen." Gegen niemand als Ortrun war Kudrun freundlich.
    Ortrun war gütevoll; was immer andre taten, sie stand der Leidvollen bei, damit sie, die nur nach ihren Freunden Sehnen trug, die neue Heimat lieb gewinne.
    "Wann soll denn die Fremde," sprach Gerlind, "Hartmuts Weib werden? Es darf sie nicht verdriessen; er kann sich ihr wohl vergleichen."
    Kudrun vernahm die Rede und antwortete: "Frau Gerlind, Euch selber wär’s sicher leid, wenn man Euch zwingen würde, dem zu dienen, der Euch Eure Freunde erschlagen hätte!"
    Aber Gerlind sprach zu Hartmut: "Unerfahrenes Kind sollen Weise ziehen; willst du sie mir in Zucht geben, so vertrau’ ich wohl, dass sich ihre Hoffart etwas lege."
    "Tu’ nach deinem Willen," sprach er. "Sie muss mein werden; doch halte sie mir gut bei all deiner Zucht, um ihrer und deiner Ehre willen; gramvoll ist die Maid, darum sollst du sie in Güte lehren."
    So überwies Hartmut die schöne Kudrun seiner Mutter; hart kam das die Arme an. Was immer Gerlind lehrte, sie hörte nicht darauf. Da sprach die schlimme "Valandine" (Teufelin): "Willst du nicht Freude geniessen, so musst du Leid tragen; mein Frauengemach sollst du heizen und die Brände schüren am Herde."
    "Was Ihr mir gebietet, kann ich tun; doch gar selten hat meiner Mutter Tochter Brände geschürt."
    "So tu’ nun, was Königinnen nicht geziemend ist; ich denke, dir die Hoffart zu verleiden; ehe morgen der Abend sinkt, wirst du von deinen Frauen geschieden."
    Zürnend ging die üble Gerlind zur Königshalle: "Dass Hettelskind hat dich, Hartmut, so stolz verschmäht; ehe ich das hören muss, wollt’ ich es lieber nie mehr sehn."
    "Wie das Kind sich auch gebärdet, Frau Mutter, halte sie in liebreicher Hut, ich will dir’s danken. Ich hab’ ihr solches Leid angetan, dass sie nach meinem Minnedienst wohl nicht begehren mag."
    "Sie folgt niemand, sie ist hartgemutet. Zieht man sie nicht mit Strenge, wird sie dir nie ein gutes Weib."
    Die Frauen wurden nun voneinander getrennt; die in der Heimat Herzoginnen waren, mussten Garn winden. Eines Fürsten Tochter musste jetzt den Ofen heizen mit ihrer weissen Hand, wann Gerlinds Frauen ins Gemach gingen, und empfing nicht einmal Dank dafür.
    Schmachvolle Arbeit taten Kudrun und ihre Frauen viertehalb Jahr, bis Herr Hartmut aus drei Heerreisen heimkehrte. Er liess die Hegelingentochter vor sich bringen und sprach: "Vielschöne Jungfrau, wie erging es dir, während ich fern war?"
    "Ich musste dienen, dass es dir zu Schmach und Schande gereicht."
    "Wie, Gerlind? Befahl ich sie doch deiner Huld und Güte, damit ihres Kummers Last ihr erleichtert würde."
    "Wie konnt’ ich anders Hettels Tochter ziehen?" antwortete die Wölfin. "Du sollst wissen; ich mochte befehlen oder verbieten, – dich und deine Freunde, dazu deinen Vater hat sie stets gescholten."
    "Und sie hat Recht; wir machten Kudrun zur Waise; mein Vater erschlug den ihrigen; darum kränkt sie schon ein leichtes Wort."
    "Immer besser soll sie’s nun haben," antwortete Gerlind. Und Hartmut ahnte nicht, dass es den Armen schlechter als zuvor erging.
    Kudrun tat mit gutem Willen, was man sie hiess; sieben Jahre diente sie im fernen Land wie eine Magd und wurde wahrlich nicht wie ein Königskind gehalten.
    Als ein neues Jahr anbrach, gedachte Hartmut, dass er noch nicht die Krone trug und doch Herr über Königsländer hiess. Seine Freunde rieten ihm, Kudrun in Güte zu überreden, dass sie sein Weib werde, und sich dann mit ihr – ob’s Gerlind lieb oder leid sei – krönen zu lassen.
    Er ging hin, wo er Kudrun in einer Kemenate fand und begann, ihre Hand fassend: "Vieledle Königstochter, gönne mir deine Liebe; werde meine Königin und alle meine Recken dienen dir!"
    "So ist mir nicht zu Mute! Die schlimme

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