Walking Disaster
lächelte. »Lust zu tanzen?«
Das war Brad, und obwohl ich wusste, dass er wahrscheinlich nur ihr bekümmertes Gesicht bemerkt hatte und sie ein bisschen aufmuntern wollte, sträubten sich mir die Nackenhaare. Gerade als sie den Kopf schütteln wollte, war ich neben ihr und bevor mein Verstand sich einschalten konnte, redete mein verdammter Mund auch schon drauflos.
»Tanz mit mir.«
America, Shepley und Finch starrte alle Abby an und waren genauso gespannt auf ihre Antwort wie ich.
»Lass mich in Ruhe, Travis.«
»Das ist unser Song, Täubchen.«
»Wir haben keinen Song.«
»Täubchen …«
»Nein.«
Sie sah Brad an und zwang sich zu einem Lächeln. »Ich würde liebend gern mit dir tanzen, Brad.«
Brads sommersprossiges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, und er bedeutete ihr, vor ihm die Treppe hinunterzugehen.
Ich stolperte zurück und fühlte mich, als hätte mir soeben jemand einen Schlag in die Magengrube verpasst. Eine Mixtur aus Wut, Eifersucht und Trauer kochte in meinem Blut.
»Einen Toast!«, brüllte ich und stieg auf den nächsten Stuhl. Dabei schnappte ich mir noch das Bier vom Nächstbesten und hielt es hoch. »Auf die Idioten!«, rief ich und zeigte auf Brad. »Und auf die Mädchen, die dir das Herz brechen.« Ich nickte Abby zu. Die Kehle schnürte sich mir zu. »Und auf den absolut verdammten Horror, deine beste Freundin zu verlieren, weil du blöd genug warst, dich in sie zu verlieben.«
Ich stürzte das Bier aus der Flasche hinunter und knallte sie anschließend auf den Boden. Im Raum herrschte Totenstille, nur die Musik schallte von unten herauf, während alle mich irritiert anstarrten.
Abby reagierte schnell, schnappte sich Brads Hand und zog ihn mit sich nach unten auf die Tanzfläche.
Ich sprang vom Stuhl und wollte ihr folgen, doch da stellte sich Shepley mir in den Weg und presste mir seine Faust gegen die Brust. »Du musst damit aufhören«, sagte er mit gedämpfter Stimme. »Das kann sonst nur ein böses Ende nehmen.«
»Wenn es sowieso endet, was spielt das dann noch für eine Rolle?« Ich schob mich an ihm vorbei und lief die Treppe nach unten, wo Abby schon mit Brad tanzte. Der Schneeball war zu groß, um ihn noch aufzuhalten, also entschied ich, einfach mitzurollen. Mir war sowieso nichts mehr peinlich. Zum Einfach-gute-Freunde-sein konnten wir nicht mehr zurück, also schien es doch eine gute Idee, dafür zu sorgen, dass wir einander hassten.
Ich drängelte mich durch die Paare auf der Tanzfläche und blieb unmittelbar neben Abby und Brad stehen. »Ich klatsche ab.«
»Nein, das wirst du nicht, verdammt!«, fauchte Abby und zog die Schultern hoch.
Meine Augen bohrten sich in Brads. »Wenn du nicht sofort die Finger von meinem Mädchen lässt, reiß ich dir den Schädel runter. Und zwar hier und jetzt.«
Brad schaute verunsichert zwischen mir und seiner Tanzpartnerin hin und her. »Tut mir leid, Abby«, sagte er und nahm langsam seine Hände von ihr. Dann verzog er sich Richtung Treppe.
»Was ich jetzt gerade für dich empfinde, Travis … das hat schon große Ähnlichkeit mit Hass.«
»Tanz mit mir«, bat ich und schwankte leicht.
Der Song endete, und Abby seufzte. »Geh und trink noch eine Flasche Whiskey, Trav.« Sie wandte sich ab, um mit dem einzigen anderen Typen zu tanzen, der sich auch allein auf der Tanzfläche befand.
Der Rhythmus wurde schneller, und Abby bewegte sich immer näher an ihren neuen Partner heran. David, den ich unter allen Sig-Tau-Brüdern am wenigsten mochte, kam dazu, tanzte hinter sie und packte sie bei den Hüften. Die beiden grinsten, während sie sie gleichzeitig überall begrapschten. Ich empfand keine Eifersucht, sondern Scham. Dazu hatte ich sie also gemacht.
Mit zwei Schritten war ich bei ihr, bückte mich und umschlang Abbys Beine. Dann warf ich sie mir über die Schulter, während ich gleichzeitig David, diesen opportunistischen Scheißkerl, umstieß.
»Lass mich runter!«, schrie Abby und trommelte mit ihren Fäusten auf meinen Rücken.
»Ich werde nicht zulassen, dass du dich wegen mir lächerlich machst«, knurrte ich und hastete die Treppe hinauf.
Alle Blicke folgten uns, während ich die tretende und um sich schlagende Abby durch den Raum trug. »Glaubst du vielleicht«, fauchte sie, »das hier wäre nicht peinlich? Travis!«
»Shepley? Ist Donnie draußen?«, rief ich und duckte mich unter ihren fliegenden Fäusten.
»Äh … ja?«, antwortete er.
»Lass sie runter!«, forderte America und kam einen
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