Walking Disaster
einfach weiter, Täubchen. Bitte.«
»Ist irgendwas passiert? Ist was mit America?« Bei der letzten Frage hatte sie sich bereits aufgesetzt.
Ich setzte mich auch auf und rieb mir die Augen.
»Nein … America geht’s gut. Die beiden sind gegen vier Uhr nach Hause gekommen. Sie sind noch im Bett. Es ist früh, lass uns einfach auch noch mal schlafen.«
Ihr Blick wanderte durch mein Zimmer, während sie sich anscheinend an die vergangene Nacht erinnerte. Ich wusste, jeden Moment würde ihr einfallen, dass ich sie in einem Riesenspektakel von der Party weggeschleppt hatte, deshalb nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und küsste sie ein letztes Mal.
»Hast du nicht geschlafen?«, fragte sie und schlang die Arme um meinen Oberkörper.
»Ich … konnte nicht. Wollte nicht …«
Sie küsste mich auf die Stirn. »Was auch immer es ist, wir werden es durchstehen, ja? Warum schläfst du nicht noch ein bisschen? Und wir suchen eine Lösung, wenn du wieder wach bist.«
Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich hob blitzschnell den Kopf und musterte ihr Gesicht. »Wie meinst du das? Dass wir es durchstehen?«
Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht, was los ist, aber ich bin hier.«
»Du bist hier … Heißt das, du bleibst? Bei mir?«
Sie machte ein unschlüssiges Gesicht. »Ja, Ich dachte, das hätten wir gestern Abend besprochen.«
»Haben wir auch …« Wahrscheinlich sah ich total dämlich dabei aus, aber ich nickte heftig.
Abbys Augen wurden schmal. »Du dachtest, ich würde aufwachen und angepisst sein, oder? Du dachtest, ich würde wieder gehen?«
»Dafür bist du schließlich berühmt.«
»Bist du darüber so traurig? Hast du die ganze Nacht wachgelegen, weil du dir Sorgen gemacht hast, was passieren würde, sobald ich wach wäre?«
Ich wand mich vor Verlegenheit. »Ich hatte die letzte Nacht nicht so geplant. Ich war ein bisschen betrunken, und bin dir wie ein verdammter Stalker auf die Party nachgeschlichen. Und dann habe ich dich gegen deinen Willen von dort fortgeschleppt … und dann haben wir …« Ich schüttelte den Kopf und war von mir selbst angewidert.
»Den besten Sex meines Lebens gehabt?«, sagte Abby lächelnd und drückte meine Hand.
Ich lachte kurz auf und war total erstaunt von dem Verlauf, den dieses Gespräch nahm. »Dann ist also alles okay mit uns?«
Abby nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich zärtlich. »Ja, Dummerchen. Das hab ich doch versprochen, oder? Ich habe dir alles gesagt, was du hören wolltest, wir sind wieder zusammen, und trotzdem bist du immer noch nicht glücklich?«
Mein Atem stockte, und ich musste die Tränen runterschlucken. Das kam mir immer noch so unwirklich vor.
»Travis, hör auf. Ich liebe dich.« Sie strich mit ihren kleinen Fingern die Fältchen um meine Augen glatt. »Diese absurde Trennung hätte ja schon zu Thanksgiving vorbei sein können, aber –«
»Moment mal … was?«, unterbrach ich sie und lehnte mich zurück.
»Ich war zu Thanksgiving absolut bereit zur Kapitulation, aber dann hast du gesagt, du hättest genug davon zu versuchen, mich glücklich zu machen, und da war ich zu stolz, dir zu sagen, ich würde dich zurückwollen.«
»Wie bitte, soll das ein verdammter Witz sein? Ich hab doch nur versucht, es dir leichter zu machen! Weißt du, wie elend ich mich gefühlt habe?«
Abby verzog das Gesicht. »Nach den Ferien sahst du aber ganz gut aus.«
»Das hab ich doch nur für dich gemacht! Ich hatte Angst, dich ganz zu verlieren, wenn ich nicht so getan hätte, als wäre es für mich okay, nur gute Freunde zu sein. Ich hätte also schon die ganze Zeit wieder mit dir zusammen sein können, zum Teufel?«
»Ich … Es tut mir leid.«
»Es tut dir leid? Ich hab mich fast totgesoffen, bin kaum aus dem Bett gekommen und habe an Silvester mein Telefon kurz und klein geschlagen, um mich davon abzuhalten, dich anzurufen … und dir … tut es leid?«
Abby biss sich auf die Unterlippe und nickte beschämt. »Es tut mir so … leid.«
»Es sei dir verziehen«, sagte ich ohne Zögern. »Aber tu das nie wieder.«
»Das werde ich nicht. Versprochen.«
Ich schüttelte den Kopf und grinste wie ein Idiot. »Ich hab dich verdammt lieb.«
26. KAPITEL
Panik
Das Leben ging wieder seinen normalen Gang – vielleicht noch stärker für Abby als für mich. Oberflächlich betrachtet waren wir glücklich, aber ich spürte, wie eine Mauer der Wachsamkeit um mich herum wuchs. Ich nahm keine Sekunde mit Abby mehr als
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