Walking Disaster
wahrscheinlich nur zu gern. Vielleicht würde sie sogar kaum noch mit mir reden. In meinem Kopf spielte ich eine Million Szenarien durch, aber mir fiel einfach nichts ein, womit ich sie hätte zum Bleiben bewegen können.
»Alles okay, Mann?«, fragte Shepley.
Da tauchten, kichernd und grinsend, die Mädchen auf. Ich versuchte zu lächeln, aber Abby war sowieso zu beschäftigt damit, sich dafür zu genieren, worüber America lachte.
»Hey, Baby.« America küsste Shepley auf den Mund.
»Was ist denn so lustig?«, fragte er.
»Ach, ein Typ im Kurs hat Abby die ganze Stunde über angestarrt. Es war hinreißend.«
»Solange er nur Abby angestarrt hat.« Shepley zwinkerte ihr zu.
»Wer war das?«, fragte ich, ohne nachzudenken.
Abby zog ihren Rucksack zurecht. Er quoll über von Büchern, sodass der Reißverschluss kaum zuging. Er musste wahnsinnig schwer sein. Ich zog ihn von ihren Schultern.
»Mare bildet sich Sachen ein.« Sie verdrehte die Augen.
»Abby! Wie kannst du nur so lügen? Es war Parker Hayes, und er hat es so offensichtlich gemacht. Dem Jungen lief fast schon die Spucke aus dem Mund.«
Ich verzog das Gesicht. »Parker Hayes?«
Shepley zog an Americas Hand. »Ab in die Cafeteria. Wollt ihr heute nicht auch die exquisite Cuisine dort genießen?«
Statt einer Antwort küsste America ihn noch mal. Abby folgte ihnen, und ich beeilte mich, ebenfalls mitzukommen. Wir marschierten schweigend. Sie würde das von den Boilern erfahren, dann würden sie ins Morgan zurückkehren, und Parker würde sie um ein Date bitten.
Parker Hayes war ein Windbeutel, aber ich konnte sehen, dass Abby sich für ihn interessierte. Seine Eltern waren unanständig reich, er würde aufs Medical College gehen, und oberflächlich betrachtet war er ein netter Typ. Sie würde auf ihn reinfallen. Der Rest ihres Lebens lief als Film in meinem Kopf ab, und ich konnte nichts anderes tun, um mich zu beruhigen. Das Bild davon, wie ich meine Wut packte und in eine Schachtel stopfte, half.
Abby stellte ihr Tablett zwischen America und Finch. Ein leerer Platz ein paar Stühle weiter schien mir eher geeignet als zu versuchen, Konversation zu machen und so zu tun, als hätte ich sie nicht soeben verloren. Das würde einfach schrecklich, und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte so viel Zeit mit irgendwelchen Spielchen vergeudet. Abby hatte nicht einmal die Gelegenheit gehabt, mich auch nur kennenzulernen. Aber verdammt, selbst wenn sie die bekommen hätte, dann war sie mit jemand wie Parker wahrscheinlich besser dran.
»Alles okay, Trav?«, fragte Abby.
»Bei mir? Alles gut, warum?«, fragte ich zurück und versuchte, die Schwere loszuwerden, die jeden Muskel in meinem Gesicht befallen hatte.
»Du wirkst so still.«
Einige Jungs aus dem Footballteam kamen an den Tisch und setzten sich laut lachend. Allein schon wegen des Geräuschs ihrer Stimmen hätte ich am liebsten gegen eine Wand geschlagen.
Chris Jenks warf ein Pommes frites auf meinen Teller. »Was ist los, Trav? Ich hab gehört, du hast Tina Martin flachgelegt. Sie hat heute deinen Namen durch den Dreck gezogen.«
»Halt’s Maul, Jenks«, sagte ich und hielt den Blick auf mein Essen gesenkt. Denn wenn ich hoch und in seine alberne verdammte Visage geschaut hätte, dann hätte ich ihn vielleicht von seinem Stuhl geprügelt.
Abby beugte sich ein Stück vor. »Lass das, Chris.«
Ich sah Abby an, und aus einem für mich selbst unerklärlichen Grund wurde ich sofort wütend. Warum zum Teufel verteidigte sie mich? Sobald sie das vom Morgan erfuhr, würde sie mich verlassen. Nie mehr würde sie in Ruhe mit mir reden. Obwohl es total bescheuert war, fühlte ich mich betrogen. »Ich kann mich schon selbst wehren, Abby.«
»Tut mir leid, ich …«
»Ich will nicht, dass dir was leidtut. Ich will überhaupt nichts von dir«, schnauzte ich sie an. Das Gesicht, das sie daraufhin machte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Natürlich wollte sie nicht in meiner Nähe sein. Ich war ein infantiles Arschloch mit der Affektkontrolle eines Dreijährigen. Also stieß ich meinen Stuhl zurück und stürmte nach draußen. Ich hielt erst inne, als ich auf meinem Bike saß.
Eine Stunde fuhr ich kreuz und quer durch die Gegend, ohne mich besser zu fühlen. Die Straßen führten mich allerdings an einen bestimmten Ort, und obwohl ich lange brauchte, um nachzugeben, bog ich schließlich in die Einfahrt meines Vaters.
Dad kam aus der Haustür, blieb auf der Veranda
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