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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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stehen und winkte kurz.
    Ich sprang die beiden Stufen in einem Satz hinauf und blieb unmittelbar vor ihm stehen. Sofort drückte er mich an seinen weichen, runden Bauch und begleitete mich danach ins Haus.
    »Gerade dachte ich mir, es wäre mal wieder an der Zeit für einen Besuch«, sagte er müde lächelnd. Seine Lider hingen ein bisschen über die Wimpern, und die Haut unter seinen Augen war geschwollen, was aber irgendwie zu seinem rundlichen Gesicht passte.
    Dad hatte sich nach Moms Tod für ein paar Jahre ausgeklinkt. Daraufhin übernahm Thomas viel mehr Verantwortung, als es für ein Kind seines Alters eigentlich angemessen war, aber wir kriegten es hin. Und schließlich war Dad wieder da. Er verlor nie ein Wort darüber, aber er versäumte auch keine Gelegenheit, es an uns wiedergutzumachen.
    Auch wenn er in den für mich prägenden Jahren fast immer traurig und wütend war, würde ich ihn nicht als schlechten Vater bezeichnen. Er war einfach nur verloren ohne seine Frau. Ich wusste, wie er sich fühlte, zumindest jetzt. Ich empfand vielleicht einen Bruchteil so viel für Täubchen wie Dad für Mom, und doch machte die Vorstellung, ohne sie zu sein, mich ganz krank.
    Er setzte sich auf die Couch und deutete auf den abgewetzten Sessel. »Also? Willst du dich nicht setzen?«
    Das tat ich, aber ich zappelte herum, während ich noch überlegte, was ich ihm eigentlich sagen sollte.
    Er beobachtete mich eine Weile und holte dann tief Luft. »Irgendwelche Probleme, mein Sohn?«
    »Da gibt es ein Mädchen, Dad.«
    Er lächelte. »Ein Mädchen.«
    »Irgendwie hasst sie mich, während ich …«
    »Während du sie liebst?«
    »Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Ich meine … woher weiß man das überhaupt?«
    Sein Lächeln wurde breiter. »Wenn du mit deinem alten Vater über sie sprichst, weil du dir sonst nicht mehr zu helfen weißt.«
    Ich seufzte. »Ich habe sie gerade erst kennengelernt. Also, etwa vor einem Monat. Ich glaube nicht, dass es Liebe ist.«
    »Okay.«
    »Okay?«
    »Ich höre nur zu, was du sagst«, sagte er in neutralem Ton.
    »Ich, also … ich glaube, ich bin nicht gut genug für sie.«
    Dad beugte sich vor und legte die Fingerspitzen an seine Lippen.
    Ich redete weiter. »Ich glaube, sie hat schon schlechte Erfahrungen gemacht. Mit jemandem wie mir.«
    »Wie dir.«
    »Genau.« Ich nickte und seufzte. Das Letzte, was ich wollte, war Dad von meinem bisherigen Lebenswandel erzählen.
    Die Haustür flog krachend auf. »Sieh mal einer an, wer da nach Hause gekommen ist«, grinste Trenton breit. Er hielt zwei braune Papiertüten im Arm.
    »Hey, Trent«, sagte ich und stand auf. Ich folgte ihm in die Küche und half, Dads Einkäufe zu verstauen.
    Wir schubsten und boxten einander. Trenton hatte mir immer am schlimmsten zugesetzt, wenn wir uns stritten, aber trotzdem stand er mir näher als alle meine anderen Brüder.
    »Hab dich letztens im Red vermisst. Cami lässt dich grüßen.«
    »War beschäftigt.«
    »Mit dem Mädchen, das Cami letztens mit dir zusammen gesehen hat.«
    »Genau.« Ich holte eine leere Ketchupflasche und verdorbenes Obst aus dem Kühlschrank und warf alles in den Müll, bevor wir wieder ins Wohnzimmer zurückgingen.
    Trenton hopste ein paarmal auf der Couch auf und ab und schlug sich auf die Knie. »Was verschafft uns denn die Ehre, Alter?«
    »Ach nichts«, antwortete ich und warf Dad einen warnenden Blick zu.
    Trenton schaute meinen Vater, dann wieder mich an. »Hab ich bei irgendwas gestört?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf.
    Dad winkte ab. »Nein, mein Sohn. Wie war die Arbeit?«
    »Beschissen. Ich hab dir heute Morgen den Scheck für die Miete auf die Kommode gelegt. Hast du ihn gesehen?«
    Dad nickte und lächelte schwach.
    Trenton nickte ebenfalls. »Bleibst du zum Abendessen, Trav?«
    »Nee …« Ich stand auf. »Ich glaube, ich fahr mal besser nach Hause.«
    »Ich würde mir wünschen, dass du bleibst, Sohn.«
    Ich verzog den Mund. »Kann nicht. Aber danke, Dad. Auch für das andere.«
    »Welches andere?«, hakte Trenton nach. Sein Kopf drehte sich zwischen uns hin und her wie bei einem Tennismatch. »Was hab ich verpasst?«
    Ich sah nur meinen Vater an. »Sie ist eine Taube. Definitiv eine Taube.«
    »Oh?«, machte Dad und seine Augen begannen ein bisschen zu leuchten.
    »Dasselbe Mädchen?«
    »Ja, aber ich hab mich ihr gegenüber zuerst voll mies benommen. Irgendwie macht sie, dass ich mich noch durchgeknallter fühle.«
    Auf Trentons Gesicht erschien ein kleines

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