Walking Disaster
Brüdern, und unser ungezügeltes Temperament schüchterte sie nicht im Geringsten ein.
Ich schlüpfte in ein T-Shirt und Jeans, schnappte mir Sonnenbrille, Motorradschlüssel und eine Jacke. Ich zog noch meine Stiefel an, bevor ich wieder auf den Flur hinaustrat.
Abby machte große Augen, als sie mich so um die Ecke kommen sah. Gott sei Dank hatte ich schon die Sonnenbrille auf. Ich wollte nicht, dass sie in meinen Augen las, wie verletzt ich war.
»Du gehst noch weg?«, fragte sie und setzte sich im Sessel auf. »Wohin denn?«
Ich weigerte mich, den flehenden Ton in ihrer Stimme zur Kenntnis zu nehmen. »Raus.«
10. KAPITEL
Gebrochen
Cami erkannte schnell, wie schlecht ich drauf war. Sie versorgte mich mit einem Bier nach dem anderen, während ich auf meinem Stammplatz an der Bar des Red saß. Die bunten Flecken der Lichtorgel jagten über die Wände, und die Musik war fast laut genug, um meine Gedanken zu betäuben.
Mein Päckchen Marlboro war fast leer, aber damit hatte der Druck auf meiner Brust nichts zu tun. Ein paar Mädchen waren gekommen und wieder gegangen, nachdem sie versucht hatten, ein Gespräch anzufangen. Aber ich konnte den Blick nicht von der halb gerauchten Zigarette zwischen meinen Fingern heben. Die Asche war schon lang und musste im nächsten Moment abfallen, also sah ich zu, wie sich die Glut durch das Papier fraß und versuchte, mich von den niederschmetternden Gefühlen abzulenken, die die Musik nicht übertönen konnte.
Als es an der Bar nicht mehr so voll war und Cami von ihrem Tausendstundenkilometertempo langsam wieder runterkam, stellte sie ein leeres Shotglas vor mich hin und füllte es bis zum Rand mit Jim Beam. Ich wollte danach greifen, aber sie legte ihre Finger, auf denen Babydoll zu lesen stand, wenn sie eine Faust machte, um das schwarze Lederarmband an meinem Handgelenk.
»Okay, Trav. Dann lass mal hören.«
»Was hören?«, fragte ich und unternahm einen schwachen Versuch, mich aus ihrem Griff zu befreien.
Sie schüttelte den Kopf. »Ist es das Mädchen?«
Das Glas berührte meine Lippen, und ich legte den Kopf in den Nacken, um die brennende Flüssigkeit meinen Hals hinunterlaufen zu lassen. »Welches Mädchen?«
Cami verdrehte die Augen. »Welches Mädchen. Meinst du das ernst? Mit wem glaubst du, redest du gerade?«
»Schon gut, schon gut. Es geht um Täubchen.«
» Täubchen ? Du machst Witze.«
Ich lachte kurz auf. »Um Abby. Sie ist eine Taube. Eine teuflische Taube, die mir dermaßen den Kopf verdreht, dass ich nicht mehr klar denken kann. Nichts ergibt mehr einen Sinn, Cam. Jede Regel, die ich jemals für mich aufgestellt habe, wird eine nach der anderen gebrochen. Ich bin ein Weichei. Nein … schlimmer. Ich bin wie Shep.«
Cami lachte. »Sei nicht gemein.«
»Du hast recht. Shepley ist ein guter Typ.«
»Sei auch nicht gemein zu dir selbst«, sagte sie, warf einen Lappen auf die Theke und begann, die Fläche mit kreisenden Bewegungen abzuwischen. »Sich in jemanden zu verlieben ist kein Verbrechen, Trav, mein Gott.«
Ich schaute mich um. »Jetzt bin ich verwirrt. Redest du mit mir oder mit dem lieben Gott?«
»Ich meine das ernst. Du empfindest also was für sie. Na und?«
»Sie hasst mich.«
»Nee.«
»Doch, ich habe es heute Abend gehört. Aus Versehen. Sie hält mich für einen Dreckskerl.«
»Hat sie das gesagt?«
»So ähnlich.«
»Na, in gewisser Hinsicht stimmt das doch.«
Ich runzelte die Stirn. »Vielen Dank.«
Mit den Ellbogen auf der Bar streckte sie ihre Hände aus. »Willst du das etwa bestreiten, wenn man sich deinen bisherigen Lebenswandel anschaut? Ich denke nur … vielleicht kannst du für sie anders sein. Vielleicht schaffst du es, für sie ein besserer Typ zu werden.« Sie goss noch einen Shot ein, und bevor sie mich davon abhalten konnte, kippte ich den auch noch.
»Du hast recht. Ich bin ein Dreckskerl gewesen. Ob ich mich ändern könnte? Ich hab verdammt noch mal keine Ahnung. Aber wahrscheinlich nicht genug, um sie zu verdienen.«
Cami zuckte mit den Schultern und stellte die Whiskeyflasche an ihren Platz zurück. »Ich glaube, das solltest du sie beurteilen lassen.«
Ich zündete mir eine neue Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch in den ohnehin schon völlig verqualmten Raum. »Gib mir noch ein Bier.«
»Trav, ich denke, du hattest schon genug.«
»Verdammt, Cami, tu es einfach.«
Als ich aufwachte, schien die Nachmittagssonne durch die Jalousien, aber es hätte genauso gut Mittag in
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