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Walking Disaster

Walking Disaster

Titel: Walking Disaster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jamie McGuire
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und sah nach jeglichen Maßstäben wie ein Irrer aus. Trotzdem konnte ich mich nicht in den Griff kriegen. Ich holte weit aus und drosch meine Faust dagegen. In meinen Knöcheln steckten Splitter und ich hinterließ einen blutigen Kreis.
    »Travis, hör auf!«, schrie Shepley vom Flur aus. »Hör verdammt noch mal auf!«
    Ich stürzte auf ihn zu, stieß ihn zurück und knallte meine Tür zu. Erst presste ich die Hände flach gegen das Holz, dann ging ich einen Schritt zurück und trat so lange dagegen, bis mein Fuß sie unten eingedellt hatte. Anschließend packte ich sie seitlich, riss sie aus den Angeln und warf sie ins Zimmer.
    Shepley packte mich wieder bei den Armen. »Ich hab gesagt aufhören!«, brüllte er. »Du machst America Angst!« Die Ader auf seiner Stirn trat hervor, was nur geschah, wenn er total außer sich war.
    Ich stieß ihn, und er stieß mich. Ich holte wieder aus, aber er duckte sich.
    »Ich fahre los und sehe nach ihr!«, flehte America. »Ich finde raus, ob sie okay ist, und bringe sie dazu, dich anzurufen!«
    Ich ließ die Arme fallen. Trotz der kalten Luft, die durch die offene Wohnungstür hereinkam, tropfte mir der Schweiß von den Schläfen. Ich keuchte, als sei ich gerade einen Marathon gelaufen.
    America stürzte in Shepleys Zimmer, drehte sich die Haare zu einem Knoten und griff nach einer Jacke. Shepley küsste sie zum Abschied und nickte ihr beruhigend zu. Sie schnappte sich ihre Schlüssel und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Setz dich. Verdammt noch mal. Hin«, befahl Shepley und zeigte auf den Sessel. Ich schloss die Augen und gehorchte. Meine Hände zitterten, als ich das Gesicht darin vergrub.
    »Du hast Glück gehabt. Ich war zwei Sekunden davon entfernt, Jim anzurufen. Und alle deine Brüder.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ruf Dad nicht an«, sagte ich. »Ruf ihn nicht an.« Salzige Tränen brannten in meinen Augen.
    »Red schon.«
    »Ich hab sie flachgelegt. Ich meine, nein, ich hab sie nicht flachgelegt, wir …«
    Shepley nickte. »Die letzte Nacht war für euch beide schwer. Wessen Idee war das?«
    »Ihre.« Ich blinzelte. »Ich habe versucht, es abzuwenden. Hab ihr angeboten zu warten, aber sie hat mich fast darum gebeten.«
    Shepley sah mich so verwirrt an, wie ich mich fühlte.
    Ich warf die Hände in die Luft und ließ sie in meinen Schoß fallen. »Vielleicht habe ich ihr wehgetan, ich weiß es nicht.«
    »Wie hat sie sich denn hinterher verhalten. Hat sie irgendwas gesagt?«
    Ich überlegte kurz. »Sie sagte, das sei ja mal ein erster Kuss gewesen.«
    »Hä?«
    »Vor ein paar Wochen hat sie mal nebenbei erwähnt, dass ein erster Kuss sie nervös macht, und ich habe sie damit aufgezogen.«
    Shepley runzelte die Stirn. »Das klingt nicht, als ob sie verzweifelt gewesen wäre.«
    »Ich sagte, das wäre ihr letzter erster Kuss gewesen.« Ich lachte kurz auf und benutzte den Saum meines T-Shirts, um mir die Nase abzuwischen. »Ich dachte, alles wäre gut, Shep. Dass sie mich endlich an sich herangelassen hätte. Warum sollte sie mich sonst bitte, sie … und dann einfach verschwinden?«
    Shepley schüttelte bedächtig den Kopf und wirkte genauso ratlos wie ich. »Ich weiß es nicht, Cousin. America wird es herausfinden. Bald werden wir mehr wissen.«
    Ich starrte auf den Boden und dachte darüber nach, was als Nächstes passieren könnte. »Was soll ich bloß machen?«, fragte ich und schaute zu ihm hoch.
    Shepley fasste mich am Unterarm. »Du räumst dein Chaos wieder auf, um dich zu beschäftigen, bis sie anrufen.«
    Ich ging in mein Zimmer. Die Tür lag auf der kahlen Matratze, der Boden war mit Glas- und Spiegelscherben übersät. Es sah aus, als sei eine Granate explodiert.
    Da tauchte Shepley mit Besen, Kehrschaufel und Schraubenzieher im Türrahmen auf. »Ich kümmer mich um die Scherben, du dich um die Tür.«
    Ich nickte und zog das hölzerne Monstrum vom Bett. Gerade als ich die letzte Drehung mit dem Schraubenzieher gemacht hatte, klingelte mein Handy. Ich sprang vom Boden auf, um es vom Nachttisch zu reißen.
    Es war America.
    »Mare?«, presste ich hervor.
    »Ich bin’s.« Abbys Stimme klang schüchtern und nervös.
    Ich wollte sie anflehen zurückzukommen, sie um Verzeihung bitten, aber ich wusste ja nicht einmal, was ich falsch gemacht hatte. Dann wurde ich wütend.
    »Was zum Teufel ist letzte Nacht mit dir passiert? Ich bin heute Morgen aufgewacht, und du warst weg, du … du bist einfach abgehauen, ohne dich zu verabschieden? Warum?«
    »Es tut

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