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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Erneut zeigte er auf das Foto. »Das ist die Patientin. Margarethe. Aber Sie behaupten, nicht Margarethe zu sein.«
    »Dort treffe ich meine Schwester. Dort besuche ich sie und rede mit ihr. Nun kann ich sie dauernd besuchen.«
    Fabel seufzte und raffte seine Papiere zusammen. »Ich glaube wirklich, wir sollten noch etwas warten.«
    »Ich möchte jetzt zurück«, wiederholte sie ohne jeden Nachdruck in ihrer Stimme. »Ins Krankenhaus.«
    »Leider wird daraus vorerst nichts. Sie werden eine Zeit lang bei uns bleiben müssen.« Fabel stand auf.
    »Ich möchte zurück. Ins Krankenhaus.« Auch Margarethe stand auf.
    Fabel hob die Hand, um ihr Einhalt zu gebieten. »Sie müssen sitzen bleiben, Frau Paulus. Warten Sie einen Moment. Der Beamte bringt Sie dann zurück in Ihre Zelle.«
    Margarethes Hand griff nach Fabels Gelenk, und er war verblüfft über die Kraft in ihren schlanken Fingern. Er machte eine Bewegung, um sich zu befreien, doch sie traf ihn mit dem Ballen ihrer freien Hand an die Stirn. Benommen hörte er, wie der Schutzpolizist herbeieilte. Margarethe packte Fabel an den Haaren und rammte sein Gesicht gegen den Metalltisch. Dann stützte sie sich von ihm ab und schwang den Fuß nach dem Kopf des Schutzpolizisten. Fabel hörte, wie der Mann gegen die Wand des Vernehmungszimmers krachte und nach Luft schnappte. Er spürte, wie ihre Finger unter seinem Arm nach seiner Dienstwaffe, einer SIG-Sauer Automatik, tasteten, doch das Sicherheitshalfter widersetzte sich ihrem Zerren.
    Er stieß mit seinem ganzen Gewicht gegen sie, und Margarethe sank zu Boden. Trotz des Adrenalinschubs nahm Fabel wahr, wie anmutig sie fiel, sich abrollte und wieder hochsprang. Der Schutzpolizist rappelte sich auf und stürzte sich von der Wand her auf sie. Es war eine ungeschickte Aktion. Sie wich ihm mühelos aus und fuhr ihm mit der Handkante über die Kehle. Fabel griff nach seiner Waffe, doch sie sprang über den Tisch hinweg auf ihn zu und erwischte ihn in Brusthöhe mit dem Knie. Sein Kopf knallte an die Wand, und er hörte, wie seine Automatik klappernd auf dem Boden landete. Die Tür neben ihm wurde plötzlich aufgerissen, wonach Werner, Anna und zwei Schutzpolizisten hereinstürmten.
    »Schnappt euch meine Pistole!«, brüllte Fabel.
    Während er sich hochzog, sah er, wie Margarethe seinem Freund die Faust ins Gesicht jagte. Anna Wolff trat hinter sie und legte ihr den Arm um den Hals. Margarethe trieb Anna einen Ellbogen in die Rippen, doch sie lockerte ihren Griff nicht. Stattdessen ließ sie sich fallen, sodass ihr Gewicht Margarethe zu Boden zog. Werner und die anderen Beamten warfen sich auf sie, und nach ein paar Sekunden heftiger Gegenwehr war Margarethe mit Handschellen gefesselt.
    »Ihre, nehme ich an.« Karin Vestergaard war über Fabel gebeugt und hielt seine Dienstpistole in der ausgestreckten Hand.
    »Danke«, nickte Fabel und ließ sich von ihr aufhelfen. »Das lief wirklich gut.« Er merkte, wie etwas an seiner Stirn heruntertröpfelte, und als er sie behutsam berührte, waren seine Fingerspitzen feucht vor Blut.
    Werner, Anna und die anderen rissen Margarethe auf die Beine. Sie blickte Fabel an, und es fröstelte ihn. In ihren Augen war kein Zorn, kein Hass, nur die gleiche Leere, die er schon beim Betreten des Vernehmungszimmers bemerkt hatte. Es war, als wäre es nie zu der heftigen Gewalt gekommen, die gerade in diesem Raum ausgebrochen war.
    »Zurück in die Zelle mit ihr«, befahl Fabel. »Und haltet sie unter Kontrolle.« Die Schutzpolizisten geleiteten Margarethe, die nicht einmal schwer zu atmen schien, aus dem Zimmer. Anna und Werner blieben zurück. Ein wenig Blut sickerte aus Werners Nasenloch.
    »Sie sollten das untersuchen lassen.« Karin Vestergaard deutete mit dem Kinn auf Fabels Kopf.
    »Sie haben recht ...« Er nahm ein gefaltetes Taschentuch von ihr entgegen und hielt es sich an die Stirn. »Gut gemacht, Anna. Sie war nicht leicht unterzukriegen.«
    »Mit den Waffen einer Frau. Du und der Opa hier schienen Hilfe zu benötigen.« Anna grinste zu Werner hinüber. »Schließlich wurdet ihr von einem Mädchen in die Pfanne gehauen.«
    »Wie geht's dem Kollegen?«, fragte Fabel.
    »Er kommt drüber weg«, antwortete Werner und berührte sein blutendes Nasenloch mit dem Handrücken. »Auf jeden Fall wird ihm der Hals verdammt wehtun.«
    »Lass ihn ins Krankenhaus bringen«, sagte Fabel. »Jeder Schlag an die Luftröhre kann gefährlich sein, und sie wusste genau, was sie tat.« Er lehnte sich an die

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