Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
Vom Netzwerk:
einer der Leibwächter bremste ihn, indem er ihm eine Hand auf die Schulter legte. Der Hauptkommissar blickte zu dem Schwergewicht auf und lächelte.
    »Ich werde Sie verhaften lassen, wenn Ihre Hand in drei Sekunden immer noch auf meiner Schulter liegt. Verstanden, Iwan?«
    Der Mann mit dem Spitzbart gab dem Schwergewicht auf Russisch einen Befehl, und die Hand senkte sich.
    »Ja, mein Name ist Frolow.« Er erhob sich. »Und Sie sind?«
    Fabel hielt ihm seinen Dienstausweis hin. »Hauptkommissar Fabel von der Mordkommission der Polizei Hamburg.«
    »Mord? Aber niemand wurde ...« Frolow deutete mit einer umfassenden Geste auf das Chaos im Restaurant.
    »Ich weiß. Allerdings eher durch Zufall als durch Absicht. Aber mein Hauptinteresse an diesem Vorfall gilt dem Umstand, dass er mit anderen Morden verknüpft sein könnte. Und Sie waren das Ziel.«
    »Zweifellos.« Der Russe sprach mit nur schwachem Akzent, und sein Deutsch zeichnete sich durch die nahezu perfekte Grammatik einer Person aus, die die Sprache intensiv erlernt hatte. »Die Bombe wurde an meinem Auto angebracht. Übrigens müssen Sie den Eifer Iwans und meiner anderen Beschützer entschuldigen. Meine Männer sind, wie Sie sich denken können, ziemlich nervös.«
    »Wer hat es getan?«, fragte Fabel.
    »Die Bombe gelegt?«
    »Sie müssen einen Verdacht haben.«
    »Weil mir so viele Feinde an den Kragen wollen?« Frolow lächelte bitter. »Vermutlich, weil ich ein russischer Oligarch bin, oder? Und das bedeutet natürlich, dass ich nicht völlig ehrlich sein kann. Man kratze an einem russischen Unternehmer, und schon stößt man auf organisierte Kriminalität. Habe ich nicht recht?«
    »Herr Frolow, ich wollte durch meine Frage überhaupt nichts unterstellen. Und ich weiß, dass Sie kein Gauner sind, denn ich habe Sie schon überprüfen lassen.«
    Frolow lachte. »Abteilung Wirtschaftsdelikte?«
    »Und Organisierte Kriminalität. Beide bestätigen, dass Sie sauber sind.«
    »Mag sein, aber schenken Sie ihnen Glauben, Herr Fabel?
    Jemand mit meinem Vermögen und Einfluss könnte jede Menge belastendes Material unter einem Geldberg begraben.«
    »Es ist mir klar, dass das Fehlen von Beweismaterial noch nicht bedeutet, dass Sie in nichts Kriminelles verwickelt sind. Aber ich habe seit Jahren mit Gaunern zu tun und kann sie meilenweit riechen.«
    »Und rieche ich, Herr Fabel?« Frolow schien etwas an seiner Miene ablesen zu wollen.
    »Nein, das tun Sie nicht.«
    »Ich mache nichts Rechtswidriges. Sie haben mein Wort. In der früheren Sowjetunion habe ich auf dem Schwarzmarkt gehandelt und dadurch die Gesetze gebrochen. Ich habe illegal gebrannten Wodka und verbotene Luxusgüter verkauft. Aber das war damals die einzige Möglichkeit, Geschäfte zu machen. Mein Verbrechen bestand darin, in einer Gesellschaft, die das Unternehmertum kriminalisiert hat, Geschäftsmann zu sein. Aber hier sind wir nicht in der Sowjetunion. Hamburg ist auf Unternehmertum aufgebaut worden. Ich brauche nicht das Gesetz zu brechen, um zu sein, was ich bin. Im Gegenteil, hier kämpfe ich für den Rechtsstaat.«
    »Wie gesagt«, bekräftigte Fabel, »ich glaube Ihnen.«
    »Aber Sie verstehen meine Worte nicht. Ich möchte Ihnen erklären, warum man mich aufs Korn genommen hat.«
    »Weil Sie das Gesetz nicht brechen?«
    »Weil ich jedes mögliche Geschäft gewissenhaft abklopfen lasse. Jeder meiner potenziellen Partner wird auf Herz und Nieren geprüft. Und wenn ich auf irgendetwas Unzulässiges stoße, zeige ich ihn bei den zuständigen Behörden an.«
    »Wollten Sie gerade jemanden anzeigen?«, fragte Fabel.
    »Wer immer die Bombe gelegt hat, dürfte nicht gewusst haben, was ich nächste Woche mit OLAF besprechen werde.«
    »Haben Sie Olaf gesagt?« Fabel spürte, wie etwas in seinem Nacken kribbelte. Das war der Name in Jespersens Notizbuch. »Wer ist Olaf?«
    »Nicht wer, sondern was. OLAF ist das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung. Es handelt sich um ein Akronym der französischen Bezeichnung Office Europeen de Lutte Anti-Fraude.«
    »Natürlich.« Fabel schüttelte den Kopf. »Ich konnte die Verbindung einfach nicht herstellen ...«
    Frolow musterte ihn einen Moment lang. »Dies ist also von einer gewissen Bedeutung?«
    »Mit Sicherheit«, erwiderte Fabel.
    »Also gut«, fuhr Frolow fort. »Alles, was zwielichtig ist, melde ich an OLAF, Europol, Eurojust oder Interpol weiter. Zu jeder dieser Organisationen habe ich Kontakte. Aber inzwischen bin ich immer seltener gezwungen,

Weitere Kostenlose Bücher