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Walküre

Walküre

Titel: Walküre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Russell
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Farbe und der Schimmer des Kleides ergänzten und betonten nur die üppigen Kupferfarbtöne in ihrem Haar. Ute glättete das Kleid über den Hüften und Schenkeln. Sie sah wunderbar aus.
    Hätte Ute eine Bestätigung benötigt, so wurde sie von Gerdes geliefert, der absolut pünktlich eintraf.
    »Frau Cranz«, sagte er, nachdem sie die Tür geöffnet hatte, »Sie sehen ... umwerfend aus.« Seine Augen glitten über ihre Figur und verharrten dann auf ihrem Gesicht. Er lächelte wissend. »Ich habe das hier mitgebracht.« Er hielt eine große Aktenmappe hoch. »Es sind die Einzelheiten des Mietvertrags. Ihre sind bestimmt die gleichen.«
    Sie nahm den Ordner entgegen und legte ihn auf den Dielentisch. Dann griff sie nach dem Glas, das sie vorher dort für ihn hingestellt hatte. Mit einem Lächeln reichte sie ihm das Getränk.
    »Ich dachte, ein Schluck Prosecco wäre nett.«
    »Wollen Sie ihn nicht mit mir gemeinsam trinken?«
    »In einer Minute.« Ihre roten Lippen öffneten sich und entblößten makellose Zähne. »Würden Sie es sich bitte bequem machen? Ich muss nur noch ein paar Dinge in der Küche erledigen.«
    »Sehr gern«, sagte er mit einer höflichen Verbeugung.
    Gerdes machte einen geradezu aristokratischen Eindruck in einem Blazer, mit gestärktem weißen Kragen und einer blauen, von dünnen roten Streifen durchzogenen Krawatte. Irgendetwas an ihm bewirkte, dass man ihn einer anderen Epoche -einer vergangenen Zeit – zuordnete.
    Ute streckte den Arm in Richtung des Esstisches aus, bedeutete ihm, Platz zu nehmen, entschuldigte sich noch einmal und ging in die Küche. Sie schloss die Tür hinter sich. Von seinem Platz aus hatte Gerdes nicht in die Küche hineinblicken können, als sie die Tür öffnete. Genauso hatte Ute es geplant. Sie nahm sich die Zeit, alles noch einmal zu durchdenken, was getan werden musste. Dann ließ sie die Augen durch die Küche schweifen, um sich zu vergewissern.
    Ja, alles war bereit.
    Sie lauschte dem Köcheln der Suppe auf dem Herd und dem leisen Summen des Absauggebläses. Um sie herum waren der Fußboden, die Ablagen und sogar die Wände bis auf Schulterhöhe mit dicken blauen Plastikfolien bedeckt. Um jeden Spritzer seines Blutes aufzufangen.
     
7.
    Sofort als Fabel durch die Wohnungstür trat, merkte er, dass Susanne etwas auf dem Herzen hatte. Er hatte, seit sie zusammen waren, ein Gespür für ihre Stimmungen entwickelt. Deshalb wusste er, dass sie etwas beunruhigte. Doch wie die meisten Männer war er nur fähig, die größeren Buchstaben und nicht das Kleingedruckte zu lesen.
    »Wie war dein Gespräch mit Gabi?« Sie lächelte, wirkte jedoch immer noch geistesabwesend.
    »Sehr gut. Du kennst Gabi ja, sie ist ein kluges Mädchen. Klug genug, um selbst Entscheidungen zu treffen.« Fabel küsste Susanne. »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich habe die Akten über den Westland- und den Lensch-Mord, die du mir gegeben hast, durchgesehen.« Ungeduld und Energie kamen in ihrer Stimme zum Ausdruck.
    »Aha ...« Fabel folgte ihr ins Wohnzimmer. Sie ließen sich auf dem Sofa nieder und breiteten die Akten vor sich auf dem Couchtisch aus. »Und deine Regel, zu Hause nicht über die Arbeit zu sprechen?«
    »Ich dachte, das sei unsere Regel ... Egal, lass mich eine Ausnahme machen. Etwas stimmt hier nicht. Es gibt kein Muster. Weder beim Opferprofil noch bei der Abfolge.«
    »Aber wir haben noch nicht genug Opfer für ein verlässliches Muster.«
    »Bei den ursprünglichen Morden in den Neunzigern war das der Fall. Diesmal weiß ich es einfach nicht.« Stirnrunzelnd blätterte sie in den Notizen. »Du setzt also auf eine Nachahmung, stimmt's?«
    »Ja, zumindest vorläufig.«
    »Gut, nehmen wir an, du hast recht«, sagte Susanne. »Was für eine Mörderin oder was für Mörderinnen suchen wir dann? Gott weiß, dass du fast genauso gut wie ich über die Psyche von Mehrfachmördern informiert bist. Also ist dir klar, dass Serienmörderinnen vier großen Gruppen angehören.«
    »Mhm.« Fabel lehnte sich im Sofa zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Todesengel, Schwarze Witwen, Mörderinnen aus Rache und aus Wahnsinn.«
    »Richtig«, bestätigte Susanne. Sie stand auf, ging in die Küche und kam mit einer gekühlten Flasche Wein und zwei Gläsern zurück. Dann goss sie beiden ein Glas ein.
    »Sehr schmackhaft«, sagte er, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. »Nichts geht über einen schönen trockenen Chardonnay und eine Plauderei über zerstückelte

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