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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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möchte es von der Augenzeugin. Es hört sich wie ein richtiger Krimi an.« Carlos spielte den lüsternen Bösewicht, indem er erwartungsvoll die Hände rieb und mit der Zunge genießerisch über die Lippen fuhr.
    Wetzon langte über den Tisch und boxte ihn im Spaß. »Carlos, hör auf, dir die Lippen zu lecken, du Gauner. Die Sache ist ernst. Und ich bin nicht der National Enquirer.«
    »Bitte, mach weiter.« Seine dunklen Augen mit den langen dunklen Wimpern funkelten sie an. »Sei nicht so empfindlich. Ich laß dich zwei Tage allein, zwei weitere Personen werden kaltgemacht, und du hast deinen Sinn für Humor verloren. Wie können wir diese Morde aufklären, wenn du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst?«
    »Vielleicht hast du recht.« Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Ich nehme es nach reiflicher Überlegung an.«
    »Braves Mädchen!« Er strahlte sie übers ganze Gesicht an und öffnete eine Muschel. »Weiter.«
    »Okay, ich warte also, und schließlich gehe ich nach unten zu den Telefonzellen, öffne die Tür, und er fällt mir mit einem Messer in der Brust entgegen. Keine Fragen mehr zu dieser Szene, bitte«, sagte sie, als Carlos den Mund aufmachte, um nach weiteren blutrünstigen Einzelheiten zu fragen. »Es sei denn, du möchtest, daß ich dich in Verlegenheit bringe und über diesen wunderschön gedeckten Tisch kotze.«
    »Ich gebe auf«, sagte er und zog ein Gesicht. »Was passierte dann?«
    »Ich werde von Silvestri verhört...«
    »Wie ist er?«
    »Wer?«
    »Silvestri.«
    »Warum?«
    »Weil du immer ganz aufgeregt und rot wirst, wenn du ihn erwähnst. Wem willst du was vormachen, Liebes? Ich kenne dich besser als jeder andere auf der Welt. Ist er der neue Schwarm?«
    »Nein. Er mag Smith.«
    »Zu schlecht, kein Geschmack. Streiche ihn.«
    Sie spürte, daß sie rot wurde, und sie nahm einen Bissen von der Pizza, um Carlos’ Adlerblick auszuweichen.
    »Jedenfalls landete ich schließlich mit dem Diplomatenkoffer in Smith’ Wohnung.«
    »Habt ihr ihn aufgemacht?«
    Sie nickte schuldbewußt. »Wie hast du das erraten?«
    »Ganz einfach. Ich kenne dich, und ich kenne Smith. Aber ehrlich, ich hätte es selbst nicht ausgehalten, ohne mal nachzusehen. Ich hoffe, ihr wart so schlau und habt Handschuhe benutzt.«
    Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. Sie hatten nicht einmal daran gedacht.
    »Du lieber Gott! Vermutlich habt ihr überall eure Fingerabdrücke hinterlassen. Schaltest du denn nie den Fernseher ein, Schatz? Jeder Sechsjährige weiß, daß man nicht an Beweisstücken herumfummelt.«
    Wetzon seufzte. Die Pizza schmeckte auf einmal nach Pappe. »Es war wohl blöd von uns, aber es schien harmlos. Bis auf die Pistole.«
    »Pistole? Was für eine Pistole?« Die Freude auf Carlos’ hübschem Gesicht verschwand, und in diesem Augenblick sah man ihm seine achtunddreißig Jahre an.
    »Barry hatte eine Pistole im Koffer.« Sie war wieder deprimiert. Sie hatte sofort den Umschlag in Carlos’ Stimmung registriert. »Da ist noch mehr«, fuhr sie fort. »Drogen, Erpressung, nehme ich an. Die anderen Morde... Georgie Travers, Sugar Joe, Mildred Gleason...«
    »Entschuldige, daß ich dich geneckt habe, Kleines«, sagte er und nahm ihre Hand. »Was soll ich sagen? Das ist die reale Welt, und du hast allen Grund, aus dem Gleichgewicht zu sein.«
    »Ich weiß, daß du vorhin recht hattest. Ich habe meinen Sinn für Humor verloren. Ich habe jeden Sinn dafür verloren, wer ich bin und wer alle anderen sind.« Sie lächelte ihn todtraurig an.
    »Machen wir einen Umweg, Schatz«, sagte Carlos. »Wer ist der neue Schwarm?«
    »Das ist kein großer Umweg. Als Silvestri mich heimfuhr, versperrte uns jemand den Weg, stahl Barrys Diplomatenkoffer, und wir landeten schließlich in der Notaufnahme des York Hospital... so habe ich diesen sehr netten Arzt kennengelernt...«
    »Aha, den neuen Schwarm.«
    »Na ja, so ähnlich.« Sie stocherte an einer Sardelle auf der Pizza und hielt den Blick gesenkt.
    »Sieh mich eine Sekunde an«, sagte Carlos verständnisvoll. Sie hob widerstrebend die Augen. Als sie seinem Blick begegneten, sagte er: »Aber du ziehst den Polizisten vor.«
    »Den Detective.« Sie wurde rot.
    »Oje, jetzt schließe ich die Beweisaufnahme wirklich ab.« Er blickte blasiert. »Erzähl weiter.«
    »Du weißt schon von dem Schlüssel, den ich in meiner Jackentasche fand, aber ich habe dir nicht erzählt, daß Smith ihn für fünfundzwanzigtausend Dollar an Leon Ostrow verkauft hat, vermutlich für

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