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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Kontrollierte die Vordertür. Schloß sie ab. Harold hätte das tun sollen, als er ging. Nein. Sie hatte ihm gesagt, sie würde es machen. Wo hatte sie ihre Gedanken?
    Um etwas gegen ihre Unruhe zu tun, setzte sie sich an den Schreibtisch und ging die Notizzettel noch einmal durch, um sich zu vergewissern, daß sie alle zurückgerufen hatte. Einen nach dem andern knüllte sie zusammen und ließ sie in den Papierkorb neben ihren Füßen fallen.
    Mike Antonio wollte gern um acht Uhr morgens angerufen werden. Er begann seinen Arbeitstag früh. Sie würde ihn morgen von zu Hause anrufen, bevor sie ins Büro ging.
    Sie sah die »Fahndungsbogen« durch, die Kurzbiographien der Makler enthielten, mit denen sie zu tun hatte, und stellte eine Liste der Personen zusammen, die sie anrufen mußte. Dann fügte sie die Makler hinzu, deren Gesprächstermine bestätigt werden mußten.
    Um Himmels willen, sie hatte vergessen, Leon zurückzurufen. Sie konnte es jetzt nachholen, während sie wartete. Sie hob ab und begann, Leons Nummer zu wählen. Ein seltsames Geräusch kam aus dem vorderen Zimmer. Sie legte den Hörer auf und lauschte. Da war es wieder. Jemand rüttelte am Türgriff. Sie wurde starr vor Schreck. Stell dich nicht so an, sagte sie sich. Sie sah auf die Uhr. Es war gerade fünf. Konnte das schon Roberto sein? Und wo war Silvestri? Nein. Es war vermutlich ein Makler, der sie sprechen wollte. Das war schon vorgekommen. Wenn ein Makler beschlossen hatte, sich zu verändern, dann mußte es immer ganz schnell gehen.
    Sie ging ins vordere Zimmer und legte die Kette vor. Dann öffnete sie die Tür vorsichtig und dachte dabei, wie schwach und lächerlich das Kettenschloß war. Ein kräftiger Mann konnte die Tür mit Leichtigkeit ganz aufstoßen und dabei das Kettenschloß aus dem Rahmen reißen.
    Durch den schmalen Spalt sah sie einen großen Mann in einem teuren blauen Nadelstreifenanzug. Er hatte Kratzspuren im Gesicht.
    »Wetzon.« Es war keine Frage.
    Ein Frösteln überlief sie. Sie hatte ihn erst einmal gesehen, unter unglücklichen Umständen, aber sie erkannte ihn. Jake Donahue.
    »Ja. Was wollen Sie?« Wie dumm, Wetzon. Du weißt genau, was er will.
    »Lassen Sie mich bitte rein. Ich muß mit Ihnen reden.« Er hatte jenen unbefangenen, glatten Ton mächtiger Männer. Die Übernahme des Kommandos.
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen, Mr. Donahue. Bitte gehen Sie.« Ihr Stimme zitterte, und sie war wütend auf sich, daß sie Schwäche zeigte.
    »Sie haben Angst«, sagte er offenbar mitfühlend. »Ich möchte Ihnen keine Angst machen.«
    Sie sah ihn an. Er hatte blaue Augen wie Paul Newman, die in einem groben fleischigen Gesicht saßen, eine große Nase, dunkelrotes Haar mit weißen Strähnen, buschige Augenbrauen und einen tief bronzefarbenen Teint, als wäre er gerade aus der Karibik zurückgekommen. Entschieden derb, überlebensgroß, aber um vieles besser, als sie ihn beim letztenmal gesehen hatte.
    »Woher wußten Sie, daß ich hier bin?« fragte sie. »Halt — sagen Sie es nicht - ich will es lieber nicht wissen.« Jetzt verstand sie, warum Smith früher als sonst weggegangen war. »Gottverdammt«, fluchte sie in sich hinein. Smith hatte sie wieder reingelegt.
    Sie schlug die Tür zu, hakte die Kette auf und riß die Tür auf.
    »Danke.« Jake Donahue trat ein und schloß die Tür hinter sich.
    »Tun Sie, als wären Sie zu Hause«, sagte sie schnippisch. »Ich weiß, daß Sie für Ihre Zeit mit mir bezahlt haben, also werden Sie etwas für Ihr Geld haben wollen.«
    Er musterte sie, die linke Braue hochgezogen.
    »Ich möchte Sie allerdings warnen«, fügte sie hinzu, »daß ich in Kürze woanders erwartet werde, und falls ich dort zu spät...«
    »Okay, ist mir recht.« Er wurde lebhaft. »Ich brauche nur ein paar Minuten...« Er brach ab. »Warum sehen Sie mich so an?« Er war so ein gewaltiger Mann, groß und breit, sehr selbstbewußt. Warum auch nicht? Er war mehrfacher Millionär, er hatte Macht, er war berühmt. Aber die Intensität ihres Blicks schien ihn aus der Fassung zu bringen.
    »Ich dachte an das letzte Mal, als ich Sie sah.« Sie wußte nicht, warum sie da stand und ruhig mit ihm redete, als wären sie zwei normale Leute, die sich unter normalen Umständen begegnen.
    »Ich wußte nicht, daß wir uns schon früher begegnet sind.« Er runzelte die Stirn. Er mochte offenbar das Unerwartete nicht.
    »Wir sind uns nicht begegnet — nicht offiziell«, sagte sie. »Ich war neulich in Mildred Gleasons Büro,

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