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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Aberglaube. Sie hatte die Finger gekreuzt, als sie Howie Minton versprochen hatte, sie würde nichts über das Gespräch zwischen Barry und Mildred weitersagen, das er mitgehört hatte. Sollte sie es Silvestri sagen? Spielte es noch eine Rolle? Mildred und Barry waren tot. Wetzon ging widerstrebend wieder an ihren Schreibtisch. Sie hatte noch eine Menge Arbeit vor sich.
    Bis zum Ende des Tages hatten sie das Geschäft mit Bill Davis unter Dach und Fach. Er hatte sich für Pru-Bache entschieden und würde in drei Wochen anfangen, was eine Provision von dreißigtausend Dollar für Smith und Wetzon bedeutete.
    »Kein schlechter Tag«, meinte Wetzon kurz vor fünf.
    »Nicht schlecht, aber ich bin tot, wenn du den Ausdruck entschuldigst«, sagte Smith mit einem übertriebenen Gähnen. Sie sah wirklich ein bißchen müde aus. »Ich gehe nach Hause und mache noch ein Schläfchen vor dem Essen. Kommst du mit?«
    »Nein, geh nur schon.«
    »Brauchst du Harold? Komm schon, Harold, es ist ein langer Tag gewesen, und du hast alles super in den Griff bekommen.« Harold sah Wetzon erwartungsvoll an. Er wollte mit Smith weggehen, sie ganz für sich haben. Er war so leicht zu durchschauen.
    »Geh nur, Harold«, sagte Wetzon zu ihm. »Ich schließe ab. Ich treffe Rick gegen sieben«, sagte sie zu Smith.
    »Oh, das hatte ich ganz vergessen. Dann guten Abend, Zuckerstück.« Smith umarmte sie und gab ihr einen Kuß, ganz wie in alten Zeiten.
    Wetzon wusch sich das Gesicht und erneuerte ihr Make-up. Sie trug ihr schwarzes Wollkreppkostüm und eine weiße Seidenbluse. Der Kragen der Bluse war gekräuselt, und die Kamee ihrer Mutter sah an ihrem Hals sehr hübsch aus. Sie zog die Nadeln aus dem Haar und bürstete es, dann steckte sie es wieder hoch, jedoch nicht so straff wie vorher.
    Der Good Humor-Mann, hatte Smith gesagt. Sie meinte natürlich Rick, weil er ein Arzt mit weißem Kittel war. Sie hatte ihn neulich in diesem weißen Kittel gesehen. Es schien so lange her, dabei war nicht einmal eine Woche vergangen.
    Ihr Traum... der Good Humor-Mann in ihrem Traum... der eine Mickymausuhr trug und nur Pistazieneis verkaufte. Die Streiche, die einem das Unterbewußtsein spielte. Sie hatte den Good Humor-Mann im Traum nicht gemocht. Er hatte etwas Gemeines und Intrigantes an sich. Die weiße Jacke. Rick Pulasky. Nein. Es war zu albern. Es hatte nichts zu bedeuten. Es konnte nichts bedeuten.
    Roberta müßte jeden Augenblick kommen. Robertas Anruf war so verwirrend gewesen. Wie könnte sie Robertas Leben retten? Das war es wieder. Sie hatte nicht nein zu einer Person sagen können, die sie kaum kannte. Aber Roberta hatte gesagt, daß es um Leben und Tod ging. Nein, sie würde es ablehnen, sich von Roberta noch weiter hineinziehen zu lassen, und außerdem würde Silvestri dabeisein.
    Sie beschloß, zu Fuß zum Caravanserie zu gehen, wenn die Sache mit Roberta erledigt war. Es war noch hell, und es würde ein angenehmer Spaziergang werden. Ihre Finger tasteten nach dem Streichholzheft in der Tasche. Nur zur Beruhigung.
    Vielleicht war es doch eine Nummer zu groß für sie, um es allein zu tun. Vielleicht sollte sie es Silvestri sagen, wenn er käme. In der Stille des leeren Büros dachte sie darüber nach. Sie schloß die Tür zum Garten ab und ließ die Jalousien herunter. Ach, verflixt, sie war ein Idiot. Ja. Sie würde es Silvestri sagen und sich aus der Sache heraushalten. Schließlich war er der Profi. Sie spürte plötzlich einen starken Drang, es ihm sofort zu sagen, obwohl sie wußte, daß sie ihn bald sehen würde. Auf diese Weise wußte er es, bevor er ins Büro kam und sich mit Roberta befassen mußte.
    Sie suchte in ihrer Handtasche nach seiner Karte, konnte sie nicht finden und rief schließlich wieder die Auskunft an.
    Die Vermittlung antwortete: »Siebzehntes Revier« und stellte sie nach oben durch.
    »Metzger.«
    »Sergeant Silvestri bitte.«
    »Er ist im Moment nicht hier. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    »Sagen Sie ihm nur, daß Leslie Wetzon angerufen hat. Er wird schon auf dem Weg hierher sein... Macht nichts. Ich sage es ihm, wenn er herkommt.«
    »Wohin?«
    »Hierher — in mein Büro — zu dem Treffen, das Roberta Bancroft ausgemacht hat.« Es trat eine sonderbare Pause ein. »Detective Metzger?«
    Er kam wieder an den Apparat, »’tschuldigung«, sagte er knapp, mit den Gedanken ganz woanders. Die Leitung war tot.

Ü bernervös kontrollierte sie die Hintertür zum Garten. Sie war natürlich abgeschlossen.

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