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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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abend würde sie die Bänder bekommen und Silvestri überreichen. Und er würde merken, daß sie offen und ehrlich war und vielleicht sogar gescheit und aufregend. Sie zog die Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne.
    »Wo bist du eigentlich?« fragte Smith. »Ich habe dich zweimal gerufen. Du siehst aus, als wärst du tausend Meilen weit weg. Dieser Dr. Dingsbums hat dir wirklich den Kopf verdreht.«
    »Nein, ich fange gerade an abzuschalten, und Dr. Dingsbums wird aus meinem Leben so plötzlich verschwinden, wie er aufgetaucht ist.«
    »Ach ja? Was ist los?« Smith’ Stimme war hinterhältig desinteressiert.
    »Er hat eine Stelle als Leiter der Akutmedizin an einem Krankenhaus in San Diego gefunden.«
    »Zu schade«, sagte Smith, aber sie hörte sich nicht sehr mitfühlend an. »Deine Karten weisen immer noch auf Gefahr hin. Ich mache mir Sorgen um dich.« Sie beugte sich vor und tätschelte Wetzons Hand. »Du mußt besser auf dich aufpassen.« Sie wirkte jetzt sehr aufrichtig. »Was ißt du?«
    »Ei und Salat.«
    Smith verzog das Gesicht. »Puh, Vogelfutter«, sagte sie. »Du solltest mehr Rindfleisch essen. Sieh doch selbst, wie dünn du geworden bist.«
    »Bitte, Smith, ich habe dasselbe Gewicht wie immer, vielleicht ein paar Pfund weniger.«
    »Hm«, sagte Smith. »Hast du für Howie Minton was vereinbart?«
    »Ja, bei Shearson, D.L.J. und Bear.«
    »Er wechselt doch nicht.«
    »Ich glaube, diesmal tut er’s.«
    »Ich glaube, er hetzt uns nur wieder mal durch die Gegend, aber wenn er wirklich wechselt, lade ich dich zum Abendessen im Four Seasons ein. Du hast jedenfalls ganz schön viel Zeit in all den Jahren in ihn investiert.«
    »Was hast du heute in der Mache?«
    »Es liegt ein Angebot an Bill Davis von Pru-Bache vor, aber Oppie will ihn.«
    »Mit Bache macht Davis ein besseres Geschäft. Was hast du
    ihm gesagt?«
    »Daß er sich für die Art der Firma, in der er arbeiten möchte, entscheiden muß, ein großes, unpersönliches Haus mit vielen Filialen wie Bache oder eine erlesene Boutique wie Oppenheimer. Macy’s oder Martha’s.« Sie lachten beide über den Vergleich.
    »Für uns ist es besser, wenn er zu Oppie geht.« Dort wurden Smith und Wetzon nach der künftigen Leistung des Maklers bezahlt, das heißt, wenn der Makler viel verdiente, verdienten auch sie viel. Wetzon hatte nichts dagegen einzuwenden, weil es eine Wette auf den Makler war. Sie erlebte selten eine Überraschung, wenn sie auf den Makler bei OpCo, Lehman oder Bear setzte. Es war im allgemeinen eine gute Wette. In solchen Firmen nahm eine gut bezahlte Verkaufsassistentin dem Makler den ganzen Papierkrieg ab, und er war frei und konnte verkaufen, verkaufen, verkaufen.
    »Nur, wenn er ein gutes Jahr hat.«
    »Stimmt. Was vom Markt abhängt. Also was soll’s. Es ist seine Entscheidung. Was meinst du, wohin er geht? Und geht er überhaupt?«
    »Wer weiß? Er ist unglücklich bei Merrill, also tut er es vielleicht.« Sie drehte sich zu Wetzon um. »Schade, das mit dem Doktor.«
    »Ist nicht schlimm. Du hattest recht bei ihm. Er paßt nicht zu mir.« Sie machte eine Pause. »Ehrlich.«
    Wetzon rückte ihren Stuhl aus der Sonne. Zu viel so früh. Sie würde krebsrot werden. Nicht die beste Tönung für sie. Und ein Sonnenbrand hätte ihr jetzt gerade noch gefehlt. »Du triffst Leon in letzter Zeit ziemlich oft.« Es hatte sie überrascht, obwohl sie nicht wußte, warum. Sie machte sich im Geist eine Notiz, Leon nach dem Mittagessen anzurufen.
    »Er möchte heiraten.«
    »Machst du Witze?« Wetzon setzte sich auf, legte die Hand über die Augen und sah Smith an. »Meint er es wirklich ernst? Aber du...«
    »Ich denke darüber nach.«
    »Hm, das ist eine Neuigkeit.« Wetzon war nun erst recht überrascht. Smith schaute weg. »Möchtest du darüber sprechen?«
    »Nein. Ich denke nur darüber nach. Er würde für mich sorgen — für uns. Er ist sehr erfolgreich. Manchmal wünscht sich eine Frau, daß jemand für sie sorgt...« Sie schien sich zu verteidigen.
    »Was hält Mark davon?«
    »Mark wird glücklich sein, wenn ich glücklich bin.«
    Ganz so einfach sah Wetzon das nicht. Mark und Xenia hatten eine besondere Beziehung, fast wie Mann und Frau in einem gewissen Sinn. Der Junge könnte die Einmischung übelnehmen.
    »Smith«, rief Harold, »Bill Davis, Apparat zwei.«
    »Oh, prima«, rief Smith und sprang auf. »Vielleicht ist es das. Bin gleich wieder da, mit dem Zaster. Drück die Daumen.«
    Daumendrücken. Was für ein

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