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Wall Street Blues

Wall Street Blues

Titel: Wall Street Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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und hereingelassen, ihre Namen und Wohnungsnummern in eine Liste eingetragen. Ein aufgeregter glatzköpfiger Mann in kariertem Anzug entpuppte sich als der Hausverwalter, Mr. Goldstone. Er übernahm das Schaltbrett, das unaufhörlich gesummt hatte.
    Wetzon, die aufgepaßt hatte, sah Silvestri durch die Glastür, bevor er sie entdeckte. Ihr Herz machte einen Sprung. Er trug einen dunkelblauen Anzug, der genauso zerknittert war wie sein brauner. Er hielt dem Polizisten an der Haustür seinen Ausweis hin und trat beiseite, um einen Mieter vorbeizulassen. Silvestri hatte eine leichte Hakennase, was Wetzon vorher nicht aufgefallen war. Sie machte ihn noch attraktiver.
    Mein Ritter in strahlender Rüstung, dachte sie spöttisch. Wenn er es nur wäre. Sie erinnerte sich an Smith’ besitzergreifendes Lächeln.
    »Miss Wetzon.« Er kam auf sie zu, die Hände in den Taschen, und begrüßte sie mit einem knappen Nicken.
    Und ohne einen Hauch von Gefühl, dachte sie.
    »Ich bin Silvestri«, sagte er energisch zu der Polizistin. »Siebzehntes. Wo ist Walters?«
    Bellman stand respektvoll auf. »Sechs-null-fünf.« Sie entfernte sich ein paar Schritte, als wolle sie Silvestri Gelegenheit geben, mit ihnen zu sprechen.
    »Miss Buffolino«, sagte Silvestri sachlich. Buffie heulte in ihre nassen Kleenextücher. Silvestri sah Wetzon mit kalten schiefergrauen Augen an und erfaßte mit einem Blick ihr Kostüm und die Reeboks. »Was hat es hier gegeben?«
    »Georgie Travers ist tot«, sagte Wetzon. »Er hat ein Messer im Rücken. Buffie und ich fanden ihn vor einer Weile in Buffies Wohnung.«
    »Tja, Miss Wetzon, für eine kleine Frau, die sagt, daß sie Barry Stark kaum kannte, scheinen Sie mit seiner ganzen Clique ziemlich dick befreundet zu sein.«
    »Das ist nicht wahr«, protestierte Wetzon bestürzt. »Ich wußte nicht mal was von Buffie, bis Georgie mir von ihr erzählte.«
    Silvestri zog eine Augenbraue hoch. Warum fühlte sie sich durch ihn immer in die Enge getrieben, als müsse sie etwas beweisen?
    »Die Dinge sind nicht immer so, wie sie scheinen, Sergeant«, sagte sie ungehalten. Er hatte kein Recht, sie wie eine Verdächtige zu behandeln.
    »Ich bin begierig, mehr darüber zu erfahren.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging nach oben.
    Vierzig Minuten später wurde Georgies Leiche in einem großen blauen Sack, der auf eine Rollbahre geschnallt war, weggebracht. Wetzon und Buffie sahen zu und hielten sich fest an den Händen.
    Sie fuhren mit Silvestri, Walters und Conley zum zwanzigsten Revier an der 82. Street, wo Buffie in Tränen aufgelöst nach der Toilette fragte. Wetzon begleitete sie und beobachtete beeindruckt, wie sie sich wieder der künstlich exzentrischen Aufmachung annäherte, die sie gehabt hatte, als Wetzon sie zum erstenmal bemerkt hatte, und dann aus dem Raum stürzte. Wetzon machte ein Handtuch mit kaltem Wasser naß und starrte ihr abgespanntes Abbild im Spiegel an, dann hielt sie das Handtuch ans Gesicht und an den Hals. Sie überlegt, ob sie die Pumps anziehen sollte, verwarf es aber als zu mühsam. Außerdem hatte Silvestri sie schon in den Reeboks gesehen.
    Als Wetzon aus der Damentoilette kam, sprach Buffie eindringlich mit jemandem am Münztelefon. Sie hängte ein, als sie Wetzon sah.
    »Haben Sie jemand — eine Freundin oder einen Freund, wo Sie bleiben können?« Wetzon fühlte sich irgendwie verpflichtet, und sie wußte mit einem flauen Gefühl, daß sie Buffie mit zu sich nehmen würde, wenn das Mädchen sonst nichts hätte.
    Buffie nickte. »Ich habe gerade mit ihm gesprochen. Ich gehe rüber, sobald wir hier fertig sind.«
    Also, dachte Wetzon, war Barry auch nicht der einzige Mann in Buffies Leben.
    Es war nach acht, als ein Streifenwagen Wetzon vor ihrem Haus absetzte. Dr. Rick war vermutlich gekommen und gegangen- Sie schleppte sich zum Aufzug.
    »Wollte jemand zu mir?« fragte sie den Nachtportier, der aus dem hinteren Raum kam, als er ihre Schritte hörte.
    »Nein, Miss Wetzon.«
    Sobald sie in ihrer Wohnung war, schloß sie die Tür zweimal ab und ließ die Anrufe abspielen.
    »Leslie Wetzon, hier ist Rick Pulasky. Auf dem FDR Drive war heute abend eine Massenkarambolage. Die Notaufnahme macht Überstunden. Entschuldigen Sie bitte. Gleiche Zeit morgen abend?« Er gab seine Dienstnummer an. »Rufen Sie nur an, wenn es nicht paßt. Ciao.«
    Sie ging ins Schlafzimmer und schloß die Jalousien. Im Dunkeln zog sie sich bis auf die Unterwäsche aus und ließ die Kleider wie die Handtasche

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