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Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht

Titel: Wallander 01 - Mörder ohne Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wallander wieder zu dem Haus zurück, das mit einem Baugerüst und Sackleinen verkleidet war. Zu seiner Unterstützung hatte er vier zivile Fahnder aus Lund bei sich.
    »Er hat Waffen«, sagte Kurt Wallander, während sie noch im Auto saßen. »Und er hat eine kaltblütige Hinrichtung vollzogen. Trotzdem glaube ich, daß wir es ruhig angehen lassen können. Er rechnet bestimmt nicht damit, daß wir ihm auf der Spur sind. Zwei gezogene Waffen müßten eigentlich reichen.«
    |243| Kurt Wallander hatte seine Dienstwaffe mitgenommen, als er Ystad verließ.
    Auf dem Weg nach Lund hatte er versucht, sich zu erinnern, wann er sie zuletzt gebraucht hatte. Das letzte Mal war wohl vor mehr als drei Jahren gewesen, in Zusammenhang mit der Verhaftung eines entflohenen Häftlings, der sich in einem Sommerhaus am Strand von Mossby verbarrikadiert hatte.
    Jetzt saßen sie also im Auto vor diesem Haus in Lund. Kurt Wallander mußte einsehen, daß er bedeutend höher geklettert war, als er geahnt hatte. Wäre er bei seinem Fall wirklich auf dem Erdboden gelandet, hätte er sich das Rückgrat gebrochen.
    Die Polizei in Lund hatte am frühen Morgen schon einen als Zeitungsboten verkleideten Kommissar losgeschickt, um das Gebäude zu untersuchen.
    »Wir gehen noch einmal alles durch«, sagte Kurt Wallander. »Keine Hintertreppe?«
    Der Polizist, der neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, schüttelte den Kopf.
    »Keine Baugerüste auf der Rückseite?«
    »Nichts.«
    Der Polizei zufolge wurde die Wohnung von einem Mann bewohnt, der Valfrid Ström hieß.
    Er tauchte in keinem polizeilichen Register auf. Niemand wußte, wovon er lebte.
    Genau um zehn Uhr verließen sie das Auto und überquerten die Straße. An der Tür gab es eine Sprechanlage, die aber nicht funktionierte. Kurt Wallander öffnete mit einem Schraubenzieher vorsichtig die Tür.
    »Ein Mann wartet hier an der Treppe«, sagte er. »Du und ich, wir gehen rauf. Wie war noch mal dein Name?«
    »Enberg.«
    »Du hast doch wohl auch einen Vornamen?«
    »Kalle.«
    »Dann also los, Kalle.«
    Sie horchten in der Dunkelheit vor der verschlossenen Tür. |244| Kurt Wallander zog seine Pistole und bedeutete Kalle Enberg mit einem Nicken, dasselbe zu tun.
    Dann klingelte er an der Tür.
    Die Tür wurde von einer Frau im Morgenmantel geöffnet. Kurt Wallander erkannte sie sofort wieder. Sie war es gewesen, die im Doppelbett geschlafen hatte.
    Er versteckte die Pistole hinter seinem Rücken.
    »Wir sind von der Polizei«, sagte er. »Wir suchen ihren Mann, Valfrid Ström.«
    Die Frau, die um die Vierzig war und ein verlebtes Gesicht hatte, sah ängstlich aus.
    Dann trat sie zur Seite und ließ die Polizeibeamten hinein.
    Valfrid Ström stand plötzlich vor ihnen. Er trug einen grünen Trainingsanzug.
    »Polizei«, sagte Kurt Wallander. »Wir möchten Sie bitten, mitzukommen.«
    Der Mann mit der Glatze in Form eines Halbmondes sah ihn angespannt an.
    »Warum das?«
    »Zu einem Verhör.«
    »Und worum geht es?«
    »Das erfahren Sie, wenn wir auf der Wache sind.«
    Dann wandte sich Wallander wieder der Frau zu.
    »Es ist das beste, wenn Sie auch gleich mitkommen«, sagte er. »Ziehen Sie sich bitte etwas an.«
    Der Mann vor ihm schien völlig ruhig zu sein.
    »Ich werde nirgendwohin mitkommen, ohne zu wissen warum«, sagte er. »Vielleicht wäre es Ihnen möglich, sich erst einmal auszuweisen?«
    Als Kurt Wallander die rechte Hand in die Innentasche steckte, konnte er nicht mehr verbergen, daß er eine Pistole trug. Er nahm sie in die linke Hand und suchte tastend nach seiner Brieftasche, in der sich auch sein Dienstausweis befand.
    Im gleichen Augenblick warf sich Valfrid Ström mit voller Wucht gegen ihn. Kurt Wallander wurde von seinem Schädel |245| an der Stirn getroffen, mitten auf die schon vorher geschwollene und aufgeplatzte Beule. Er wurde ungestüm nach hinten geworfen, und die Pistole flog ihm aus der Hand. Kalle Enberg kam nicht mehr dazu, zu reagieren, bevor der Mann im grünen Trainingsanzug schon durch die Tür verschwunden war. Die Frau schrie, und Kurt Wallander tastete nach seiner Pistole. Dann rannte er hinter dem Mann die Treppen hinunter, während er gleichzeitig den beiden Polizisten, die weiter unten postiert waren, eine Warnung zuschrie.
    Valfrid Ström war schnell. Den Polizisten, der im Haus an der Tür stand, traf er mit dem Ellbogen an der Kinnspitze. Der Mann draußen wurde von der einen Türhälfte getroffen, als sich Ström auf die Straße schmiß. Kurt Wallander,

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