Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 02 - Hunde von Riga

Wallander 02 - Hunde von Riga

Titel: Wallander 02 - Hunde von Riga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
was der Major sagte. Aber als das Gespräch beendet war, hatte er dennoch das Wichtigste auf seinem Notizblock festgehalten.
    Zwei Namen. Zwei Identitäten.
    Janis Leja und Juris Kalns.
    »Riga hatte ihre Fingerabdrücke«, sagte Wallander. »Nach dem, was Major Liepa sagt, besteht kein Zweifel, daß es sich bei unseren Leichen um diese zwei Personen handelt.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Björk. »Was sind das für Herren?«
    Wallander schaute auf seinen Notizblock.
    »
Notorious criminals
, hat er gesagt. Das läßt sich vielleicht mit berüchtigte Kriminelle übersetzen?«
    »Wußte er, warum sie ermordet wurden?« wollte Björk wissen.
    »Nein. Aber er schien mir auch nicht sonderlich überrascht. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, wird er uns eine ganze Menge Material zuschicken. Er erkundigte sich außerdem, ob wir daran interessiert seien, daß er uns ein paar lettische Polizeibeamte schickt, die bei der Ermittlung mithelfen können.«
    »Das wäre natürlich bestens«, sagte Björk. »Je schneller wir diese Geschichte aus der Welt schaffen können, desto besser.«
    »Das Außenministerium unterstützt natürlich einen solchen Vorschlag«, fügte Birgitta Törn hinzu.
    Damit war es beschlossene Sache. Am nächsten Tag, dem fünften Tag der Ermittlung, schickte Major Liepa ein Telex, in dem er mitteilte, daß er persönlich am folgenden Nachmittag auf dem Flughafen Arlanda eintreffen würde. Anschließend würde er direkt nach Sturup weiterfliegen.
    »Ein Major«, sagte Wallander. »Was das wohl bedeutet?«
    |89| »Keine Ahnung«, antwortete Martinsson. »Ich fühle mich in diesem Beruf meistens eher wie ein Unteroffizier.«
    Birgitta Törn kehrte nach Stockholm zurück. Jetzt, da sie fort war, fiel es Wallander bereits schwer, sich ihr Aussehen oder ihre Stimme in Erinnerung zu rufen.
    Die sehe ich nie wieder, dachte er. Und ich werde wohl auch nie herausfinden, warum sie eigentlich gekommen ist.
     
    Björk fuhr selbst zum Flughafen, um den lettischen Major abzuholen, deshalb hatte Kurt Wallander Zeit, seinen Vater zu besuchen und mit ihm Canasta zu spielen. Im Auto auf dem Weg nach Löderup dachte er, daß der Fall für sie bald erledigt sein würde. Der lettische Polizeibeamte würde ihnen ein denkbares Motiv liefern. Dann würde man die ganze Morduntersuchung nach Riga verlegen können, wo die Täter wahrscheinlich zu suchen waren. Das Rettungsboot war an die schwedische Küste getrieben worden. Aber die Hintergründe des Mordes waren auf der anderen Seite des Meeres zu suchen. Die Leichen würden nach Lettland überführt werden, dort würde man den Fall lösen.
    Das war eine grobe Fehleinschätzung.
    Im Grunde hatte es noch gar nicht richtig angefangen.
    An diesem Abend brach der Winter mit all seiner Macht über Schonen herein.

|90| 6
    Kurt Wallander war davon ausgegangen, daß Major Liepa Uniform tragen würde, wenn er sich im Ystader Polizeipräsidium zeigte. Aber der Mann, den Björk ihm am Morgen des sechsten Ermittlungstages vorstellte, trug einen schlecht sitzenden grauen Anzug mit plump geknoteter Krawatte. Außerdem war er klein, und sein Kopf schien direkt auf den hochgezogenen Schultern zu sitzen; in Wallanders Augen hatte er nichts Soldatisches. Der Major, der mit Vornamen Karlis hieß, war Kettenraucher, und seine Fingerspitzen waren vom Nikotin gelb verfärbt.
    Die Rauchgewohnheiten des lettischen Majors führten im Polizeipräsidium unmittelbar zu Problemen. Aufgebrachte Nichtraucher unter den Polizisten beschwerten sich bei Björk, daß Liepa überall rauche, auch in den Nichtraucherzonen. Björk entgegnete zwar, daß dem Gast ein gewisses Verständnis entgegengebracht werden müsse, bat aber anschließend Wallander, Major Liepa zu erklären, daß er das Rauchverbot respektieren solle. Als Wallander dies in seinem holprigen Englisch erklärte, zuckte Liepa nur mit den Schultern und drückte sofort seine Zigarette aus. Danach versuchte er, außerhalb von Wallanders Büro und dem Konferenzraum, das Rauchen zu unterlassen. Als der Rauch sogar für Wallander unerträglich zu werden drohte, wandte er sich an Björk und bat um ein eigenes Büro für Major Liepa. Man löste das Problem, indem Svedberg vorübergehend zu Martinsson ins Zimmer zog, während Major Liepa sich in Svedbergs Büro einrichtete.
    Major Liepa aus Riga war sehr kurzsichtig. Seine randlose Brille schien viel zu schwach zu sein. Wenn er las, hielt er das |91| Papier nur wenige Zentimeter vor die Augen. Man konnte den

Weitere Kostenlose Bücher