Wallander 03 - Die weisse Löwin
Rykoff nie zuvor gesehen hatte und das Wallanders Tochter sein mußte, und gleich hinter ihr Victor Mabasha. Sie überquerten die Straße, stiegen in ein Auto und fuhren davon. Auch diesmal machte Rykoff keine Anstalten zur Verfolgung. Statt dessen blieb er sitzen und wählte die Nummer der Wohnung in Järfälla, wo Konovalenko zusammen mit Tania wohnte. Sie nahm ab. Rykoff grüßte nur kurz und bat sie, Konovalenko an den Apparat zu holen. Nachdem er Rykoffs |321| Bericht gehört hatte, faßte Konovalenko unmittelbar seinen Entschluß. Tania und er würden am nächsten Morgen nach Schonen kommen. Dann würden sie bleiben, bis sie Sikosi Tsiki abgeholt sowie Wallander und Victor Mabasha, wenn notwendig auch die Tochter, getötet hatten. Wie es danach weitergehen würde, sollte dann entschieden werden. Die Wohnung in Järfälla stand auf alle Fälle zur Verfügung.
In der Nacht fuhr Konovalenko mit Tania nach Schonen. Rykoff traf sich mit ihnen auf einem Parkplatz vor der westlichen Einfahrt nach Ystad. Von da aus ging es auf dem kürzesten Weg zu dem Haus, das er gemietet hatte. Später am Nachmittag stattete auch Konovalenko der Mariagata einen Besuch ab. Lange betrachtete er das Haus, in dem Wallander wohnte. Auf dem Rückweg hielt er kurz vor dem Polizeigebäude.
Er dachte, daß die Situation sehr einfach sei. Der Mord durfte ihm nicht noch einmal mißlingen. Das wäre das Ende seiner Träume von einem zukünftigen Leben in Südafrika. Schon jetzt lebte er gefährlich, das war ihm klar. Er hatte Jan Kleyn in bezug auf die Tatsache, daß Victor Mabasha immer noch am Leben war, nicht die Wahrheit gesagt. Es gab ein Risiko, auch wenn es gering war, daß Jan Kleyn jemanden hatte, der ihm Bericht erstattete, ohne daß Konovalenko davon wußte. Ab und zu hatte er Schatten ausgeschickt, die eventuelle Verfolger entdecken sollten. Aber nichts deutete darauf hin, daß er von jemandem überwacht wurde, der in Jan Kleyns Diensten stand.
Den Tag nutzten Konovalenko und Rykoff dafür zu planen, wie sie vorgehen wollten. Konovalenko war von Anfang an dafür, hart und entschlossen zuzuschlagen. Es sollte ein brutaler, direkter Angriff werden.
»Was steht uns zur Verfügung?« fragte Konovalenko.
»Praktisch alles außer Granatwerfern. Wir haben Sprengstoff, Fernzünder, Granaten, automatische Waffen, Schrotgewehre, Pistolen und Funkgeräte«, antwortete Rykoff.
Konovalenko trank ein Glas Wodka. Am liebsten würde er Wallander lebendig gefangennehmen. Es gab da ein paar Fragen, auf die er gern eine Antwort hätte, bevor er ihn tötete. Aber er verwarf den Gedanken. Er konnte keine Risiken eingehen.
|322| Dann entschied er, wie sie es machen würden.
»Morgen vormittag, wenn Wallander nicht zu Hause ist, geht Tania zunächst in das Haus und merkt sich, wie sein Treppenaufgang und die Tür beschaffen sind. Du tust so, als würdest du Reklamezettel verteilen. Die können wir uns in irgendeinem Warenhaus besorgen. Dann muß das Haus ununterbrochen überwacht werden. Wenn wir sicher sind, daß sie drinnen sind, schlagen wir morgen abend zu. Wir sprengen die Tür und feuern. Wenn nichts Besonderes passiert, töten wir die beiden und hauen ab.«
»Sie sind zu dritt«, erinnerte Rykoff.
»Zwei oder drei, wir können nicht zulassen, daß jemand überlebt.«
»Dieser neue Afrikaner, den ich heute abend abhole, soll er mit dabeisein?« fragte Rykoff.
»Nein. Er wartet hier mit Tania.«
Dann sah er Rykoff und Tania ernst an. »Es ist nämlich so, daß Victor Mabasha bereits seit einigen Tagen tot ist. Jedenfalls soll Sikosi Tsiki das glauben. Ist das klar?«
Beide nickten.
Konovalenko goß sich und Tania ein weiteres Glas Wodka ein. Rykoff lehnte ab, er wollte sich noch mit dem Sprengstoff beschäftigen und dabei nicht vom Alkohol benebelt sein. Außerdem würde er in ein paar Stunden losfahren und Sikosi Tsiki in Limhamn abholen.
»Laßt uns den Mann aus Südafrika zu einem Begrüßungsmahl einladen«, schlug Konovalenko vor. »Keiner von uns sitzt gern mit einem Afrikaner am Tisch. Aber manchmal ist es eben notwendig, des Auftrags wegen.«
»Victor Mabasha mochte russisches Essen nicht«, sagte Tania.
Konovalenko dachte einen Augenblick nach. »Hähnchen«, sagte er dann. »Alle Afrikaner mögen Hähnchen.«
Um sechs holte Rykoff Sikosi Tsiki in Limhamn ab. Einige Stunden später saßen sie am Eßtisch.
Konovalenko erhob sein Glas. »Morgen hast du einen Ruhetag«, verkündete er. »Am Freitag fangen wir
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