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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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an.«
    |323| Sikosi Tsiki nickte. Der Ersatzmann war genauso schweigsam wie sein Vorgänger.
    Ruhige Männer, dachte Konovalenko. Schonungslos, wenn es darauf ankommt. Schonungslos wie ich selbst.
     
    Die Tage nach seiner Rückkehr nach Ystad verbrachte Wallander größtenteils damit, verschiedene Formen ungesetzlicher Aktionen zu planen. Mit geballter Entschlossenheit bereitete er Victor Mabashas Flucht außer Landes vor. Nach langen, qualvollen Grübeleien war ihm klargeworden, daß dies die einzige Möglichkeit war, die Situation zu bereinigen. Er hatte starke Gewissensbisse und wurde immer wieder daran erinnert, daß sein Handeln geradezu verwerflich war. Auch wenn Victor Mabasha Louise Åkerblom nicht getötet hatte, so war er dabeigewesen, als der Mord geschah. Er hatte außerdem Autos gestohlen und ein Geschäft ausgeraubt. Dazu kam, daß er sich illegal in Schweden aufhielt und geplant hatte, in seinem Heimatland Südafrika ein schweres Verbrechen zu begehen. Wallander redete sich ein, daß diese Tat trotz allem vereitelt werden konnte. Außerdem ging es darum, Konovalenko daran zu hindern, auch Victor Mabasha umzubringen. Für den Mord an Louise Åkerblom würde er bestraft werden, wenn man ihn faßte. Wallander dachte daran, über Interpol eine Mitteilung an die Kollegen in Südafrika zu geben. Aber zunächst wollte er Victor Mabasha aus dem Land haben. Um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, hatte er Kontakt zu einem Reisebüro in Malmö aufgenommen und in Erfahrung gebracht, wie Mabasha nach Lusaka in Sambia fliegen konnte. Mabasha hatte ihm erklärt, daß er ohne Visum nicht nach Südafrika gelassen würde. Als schwedischer Bürger brauchte er aber für Sambia kein Visum. Er verfügte immer noch über genügend Geld, um sowohl den Flug als auch die Weiterreise via Zimbabwe und Botswana zu bezahlen. Die Grenze zu Südafrika würde er dann an einer unbewachten Stelle überschreiten. Das Reisebüro in Malmö nannte verschiedene Alternativen. Schließlich entschieden sie sich, daß Victor zuerst nach London und von dort mit Zambia Airways weiter nach Lusaka fliegen sollte. Das bedeutete, daß |324| Wallander ihm einen falschen Paß beschaffen mußte. Dies stellte ihn nicht nur vor die größten praktischen Probleme, sondern verursachte ihm auch die schwersten Gewissensqualen. In seiner eigenen Polizeistation einen Paß zu fälschen war für ihn ein Verrat an seinem Beruf. Es wurde dadurch nicht besser, daß er Victor Mabasha hatte schwören lassen, den Paß nach der Kontrolle in Sambia sofort zu vernichten.
    »Am selben Tag«, hatte Wallander gefordert. »Und verbrennen.«
    Wallander hatte eine billige Kamera gekauft und für den Paß einige Bilder gemacht. Das Problem, das letztlich noch ungelöst war, bestand darin, Victor Mabasha durch die schwedische Paßkontrolle zu schleusen. Selbst wenn er einen schwedischen Paß hätte, der rein technisch gesehen echt war und nicht auf den ED V-Sperrlisten der Grenzbewacher auftauchte, gab es doch ein beträchtliches Risiko, daß etwas schiefgehen konnte. Nach langem Nachdenken entschied sich Wallander, Victor Mabasha über den Terminal für Luftkissenfahrzeuge in Malmö herauszuschmuggeln. Er würde ihn mit einem First-Class-Ticket ausstatten. Er nahm an, daß die Schiffskarte dazu beitragen konnte, daß die Kollegen an der Paßkontrolle sich nicht unnötig für ihn interessierten. Außerdem sollte Linda die Rolle seiner Freundin spielen. Sie würden sich genau vor den Augen der Beamten verabschieden, die entsprechenden schwedischen Redewendungen mußte Wallander Victor noch beibringen.
    Die Buchungen bedeuteten also, daß Victor Schweden am Vormittag des 15.   Mai verlassen würde. Bis dahin mußte Wallander den falschen Paß beschafft haben.
    Am Dienstag nachmittag hatte er einen Paßantrag für seinen Vater ausgefüllt und zwei Fotografien mitgenommen. Der Herstellungsprozeß für Pässe hatte sich in der letzten Zeit sehr verändert. Der Paß wurde erstellt, während der Antragsteller wartete.
    Wallander lauerte, bis die Frau, die die Paßabteilung leitete, den letzten Kunden bedient hatte und gerade schließen wollte. »Entschuldige, daß ich so spät komme«, sagte er. »Aber mein Papa will an einer Rentnerfahrt nach Frankreich teilnehmen. |325| Natürlich hat er es fertiggebracht, seinen Paß zu verbrennen, als er kürzlich alte Papiere aussortierte.«
    »Das soll vorkommen«, entgegnete die Frau, die Irma hieß. »Muß das heute noch

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