Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
einen achthundert Meter langen Schießstand zum Trainieren, auf dem man nicht gestört wird?«
    »Hier. Unser Haus wurde mit Bedacht ausgewählt.«
    »Wer hat es ausgesucht?«
    »Die, die damit beauftragt waren.«
    Aus der Antwort konnte Victor heraushören, daß unverhoffte Fragen Konovalenko irritierten.
    »Es gibt hier keine Nachbarn«, fuhr der KG B-Mann fort. |168| »Außerdem bläst der Wind ständig. Niemand wird etwas hören. Jetzt gehen wir aber erst mal ins Wohnzimmer zurück und setzen uns. Bevor wir mit unserer Arbeit beginnen, will ich mit dir einige Dinge durchgehen und dir einiges klarmachen.«
    Sie setzten sich einander gegenüber auf zwei zerschlissene Lederstühle.
    »Die Voraussetzungen sind sehr einfach«, begann Konovalenko. »Eigentlich sind es drei. Zum ersten, und das ist das wichtigste, wirst du jemanden liquidieren, und das wird die schwierigste Aufgabe sein, die du je übernommen hast. Schwer nicht nur wegen der technischen Komplikation, bedingt durch die große Entfernung, sondern vor allem, weil du einfach nicht versagen darfst. Es wird nur eine einzige Gelegenheit geben. Zum zweiten: Der endgültige Plan wird sehr kurzfristig beschlossen werden. Du wirst in der Schlußphase nicht viel Zeit für organisatorische Details haben, für Bedenken oder gar Zweifel. Daß du ausgewählt wurdest, hat nicht nur damit etwas zu tun, daß du als geschickt und kaltblütig giltst. Du arbeitest auch am besten allein. In diesem Falle wirst du einsamer sein als je zuvor. Keiner kann dir helfen, keiner wird dich kennen, keiner wird dich unterstützen. Zum dritten hat dieser Fall eine psychologische Dimension, die nicht unterschätzt werden darf. Du wirst bis zum letzten Augenblick nicht erfahren, wer das Opfer ist. Du darfst deine Kaltblütigkeit nicht verlieren. Dir ist bereits jetzt klar, daß die Person, die liquidiert werden soll, große Bedeutung hat. Das heißt, du wirst viel Zeit darauf verschwenden, nachzugrübeln, wer es denn sein könnte. Erfahren wirst du es jedoch erst, wenn du den Finger schon am Abzug hast.«
    Victor Mabasha irritierte Konovalenkos schulmeisterlicher Ton. Einen Augenblick lang hatte er Lust, ihm zu sagen, daß er bereits wußte, wem das Attentat galt. Aber er hielt den Mund.
    »Ich kann dir ja verraten, daß wir dich im Archiv des KGB hatten«, prahlte Konovalenko grinsend. »Wenn ich mich recht erinnere, wurdest du als ein
sehr brauchbarer einsamer Wolf
bezeichnet. Leider läßt sich das nicht mehr kontrollieren, da die Archive zerstört oder im Chaos aufgelöst sind.«
    Konovalenko verstummte und schien in düstere Erinnerungen |169| an den stolzen Nachrichtendienst zu versinken, den es nicht mehr gab. Aber das Schweigen währte nur einen kurzen Moment.
    »Wir haben nicht viel Zeit. Das muß kein negativer Faktor sein. Dadurch wirst du zu äußerster Konzentration gezwungen. Der Stundenplan wird aus praktischen Schießübungen mit dem Gewehr, psychologischem Durchspielen und dem Ausarbeiten von Reaktionen auf mögliche Situationen bestehen. Außerdem habe ich gemerkt, daß du kein besonders guter Autofahrer bist. Deshalb werde ich dich jeden Tag ein paar Stunden mit dem Wagen hinausschicken.«
    »In diesem Land herrscht Rechtsverkehr. In Südafrika fahren wir auf der linken Seite.«
    »Genau. Das wird ebenfalls deine Aufmerksamkeit schärfen. Hast du Fragen?«
    »Ich habe jede Menge Fragen. Aber mir ist klar, daß ich nur auf wenige eine Antwort erhalten würde.«
    »Ganz recht.«
    »Wie ist Jan Kleyn auf dich gekommen?« fragte Victor Mabasha. »Er haßt Kommunisten. Und du, als KG B-Mann , warst Kommunist. Vielleicht bist du es immer noch, was weiß ich?«
    »Man beißt nicht in die Hand, die einen füttert. Zu einer geheimen Sicherheitsorganisation zu gehören ist eine Frage der Loyalität den Händen gegenüber, die an den Armen derjenigen sitzen, die die Macht haben. Gewiß konnte man seinerzeit auch ideologisch treue Kommunisten im KGB finden. Aber zum größten Teil waren es Profis, die den Auftrag ausführten, der ihnen erteilt worden war.«
    »Das erklärt nicht deinen Kontakt zu Jan Kleyn.«
    »Wenn man plötzlich arbeitslos wird, sucht man sich einen neuen Job. Wenn man es nicht vorzieht, sich zu erschießen. Südafrika ist mir und vielen meiner Kollegen immer als ein gutorganisiertes und diszipliniertes Land aufgefallen. Ich sehe einmal von den Zuständen ab, die gerade jetzt herrschen. Ich bot ganz einfach meine Dienste an, über die Kanäle, die es zwischen

Weitere Kostenlose Bücher