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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Sjösten allein nach Logårds Haus suchen müssen. Sie hatten wie gesagt schon beinahe aufgegeben, als Wallander die Idee mit der Konditorei gekommen war, dem klassischen Klatschzentrum. Und sie hatten also Glück gehabt. Wallander schwenkte die zerrissene Brötchentüte wie eine Trophäe, als er wieder auf die Straße trat. Sie verließen die Ortschaft und folgten der Straße nach Höganäs. Wallander dirigierte Sjösten nach der Skizze auf der Brötchentüte. Nach einer Weile wurden die Höfe weniger. Da verfuhren sie sich zum erstenmal. Sie kamen in einen zauberhaft schönen Buchenwald. Aber eben falsch. Wallander dirigierte Sjösten zurück zur Hauptstraße, und sie fingen noch einmal von vorn an. Die nächste Seitenstraße nach links, dann nach rechts und wieder nach links. Die Straße endete an einem Acker. Wallander fluchte insgeheim, stieg aus und sah sich um. Er suchte nach einem Kirchturm, von dem die Damen in der Konditorei gesprochen hatten. Hier draußen auf dem Acker kam er sich vor wie jemand, der frei auf dem Meer trieb und nach einem Leuchtturm Ausschau hielt. Schließlich fand er den Kirchturm und begriff nach einem erneuten Blick auf die Brötchentüte, warum sie falsch gefahren waren. Beim dritten Anlauf kamen sie ans Ziel. Hördestigen war ein alter Hof, dem Carlmans nicht unähnlich, einsam gelegen, ohne Nachbarn, auf zwei Seiten von Buchenwald und den beiden anderen von leicht abfallenden Äckern umgeben. Der Weg endete beim Hof. Wallander registrierte, daß kein Briefkasten da war. Ein Landbriefträger besuchte Logård hier sicher nie. Seine Post mußte woanders hingehen. Sjösten wollte gerade aussteigen, wurde aber von Wallander zurückgehalten.
    »Was erwarten wir hier eigentlich?« sagte er. »Hans Logård? Wer ist der Mann?«
    »Du meinst, ob er gefährlich ist?«
    »Wir wissen nicht, ob er Liljegren erschlagen hat«, sagte Wallander. »Und die anderen. Wir wissen überhaupt nichts von ihm.«
    Sjöstens Antwort überraschte Wallander.
    |445| »Ich habe eine Schrotflinte im Kofferraum. Und Munition. Die kannst du nehmen. Ich habe meine Dienstwaffe.«
    Er streckte den Arm aus und langte unter den Sitz, wo die Pistole lag.
    »Vorschriftswidrig«, meinte er lachend. »Aber wenn man sämtliche geltenden Bestimmungen einhalten wollte, wäre Polizeiarbeit von denen, die die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen kontrollieren, schon längst verboten.«
    »Wir vergessen die Schrotflinte«, sagte Wallander. »Hast du überhaupt eine Lizenz dafür?«
    »Klar habe ich eine Lizenz«, sagte Sjösten. »Was denkst du denn?«
    Sie stiegen aus. Sjösten hatte seine Pistole in die Jackentasche gesteckt. Sie standen still und horchten. Donnergrollen in der Ferne. Um sie herum Stille, außerdem drückende Schwüle. Nirgendwo Anzeichen eines Autos oder einer lebenden Person. Der ganze Hof wirkte verlassen. Sie begannen, zum Haus hinaufzugehen, das die Form eines langgezogenen L hatte.
    »Der eine Flügel muß abgebrannt sein«, sagte Sjösten. »Oder ist abgerissen worden. Aber ein schönes Haus. Gut in Schuß. Genau wie das Segelboot.«
    Wallander klopfte an die Tür. Er bekam keine Antwort. Dann schlug er mit der Faust dagegen. Immer noch keine Reaktion. Er blickte durch ein Fenster ins Innere. Sjösten stand mit einer Hand in der Jackentasche hinter ihm. Wallander war diese Nähe zu Waffen nicht angenehm. Sie gingen ums Haus herum. Keine Menschenseele zu sehen. Wallander blieb stehen, sehr nachdenklich.
    »Hier sind überall Aufkleber, daß Türen und Fenster alarmgesichert sind«, sagte Sjösten. »Aber es dauert bestimmt verdammt lange, bis jemand kommt, wenn der Alarm ausgelöst wird. Wir schaffen es, reinzugehen und wieder abzuhauen.«
    »Irgend etwas stimmt hier nicht«, sagte Wallander und schien Sjöstens Bemerkung gänzlich überhört zu haben.
    »Wieso?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie gingen zum Seitenflügel, der als Schuppen diente. Die Tür |446| war mit starken Vorhängeschlössern gesichert. Durch die Fenster konnten sie alles mögliche Gerümpel erkennen.
    »Hier ist niemand«, sagte Sjösten kurz und bündig. »Wir stellen den Hof unter Bewachung.«
    Wallander schaute sich um. Irgend etwas stimmte nicht, da war er sicher. Doch er konnte nicht sagen, was. Er ging noch einmal um das ganze Haus, sah durch verschiedene Fenster hinein, horchte. Sjösten folgte ihm mit kurzem Abstand. Wallander blieb bei ein paar Müllsäcken stehen, die an die Hauswand gelehnt waren. Sie waren nachlässig

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