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Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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klar. Das Ganze hing zusammen, und das Resultat war entsetzlich. In seinem Unterbewußtsein hatte er es schon lange gesehen. Aber er hatte sich dagegen gewehrt und statt dessen andere Spuren verfolgt, die ihn vom Ziel fortgeführt hatten.
    Ein Polizist klopfte an die Tür.
    »Es ist ein Fax aus Lund gekommen«, sagte er. »Aus einem Krankenhaus.«
    |474| Wallander nahm es ihm ab. Per Åkeson hatte schnell reagiert. Es war eine Kopie der Besucherliste der psychiatrischen Abteilung, in der Louise Fredman gelegen hatte. Alle Namen bis auf einen waren durchgestrichen. Der Namenszug war wirklich unleserlich. Wallander nahm ein Vergrößerungsglas von Birgerssons Schreibtisch und versuchte, ihn zu entziffern. Er blieb unleserlich. Er legte das Papier auf den Tisch. Der Polizist stand noch an der Tür.
    »Hol Birgersson her«, sagte Wallander. »Und meine Kollegen aus Ystad. Wie geht es Sjösten übrigens?«
    »Er schläft«, sagte der Polizist. »Sie haben die Kugel aus seiner Achsel entfernt.«
    Ein paar Minuten später waren sie versammelt. Es war fast halb fünf. Alle waren am Rande der Erschöpfung. Hans Logård war weiter unauffindbar. Noch keine Spur von dem Wagen der Wachgesellschaft. Wallander nickte ihnen zu, sich zu setzen.
    Der Augenblick der Wahrheit, dachte er. Jetzt ist er gekommen.
    »Wir suchen nach einem Mann namens Hans Logård«, begann er. »Natürlich suchen wir weiter. Er hat Sjösten in die Schulter geschossen. Er ist in Menschenschmuggel verwickelt. Aber Hans Logård hat die anderen nicht getötet. Er hat keine Skalpe genommen. Das ist eine ganz andere Person.«
    Er machte eine Pause, als müsse er noch ein letztes Mal mit sich zu Rate gehen. Doch sein Widerwille behielt die Oberhand. Er wußte jetzt, daß er recht hatte.
    »Stefan Fredman hat dies alles getan«, sagte er. »Wir suchen mit anderen Worten nach einem Vierzehnjährigen. Der unter anderem seinen eigenen Vater getötet hat.«
    Es wurde still im Raum. Keiner rührte sich. Alle starrten ihn an.
    Wallander brauchte eine halbe Stunde, um seine Sicht der Dinge zu erklären. Danach bestand kein Zweifel mehr. Sie beschlossen, nach Ystad zurückzufahren. Es wurde absolutes Stillschweigen vereinbart. Wallander konnte später nicht mehr sagen, welches Gefühl bei seinen Kollegen vorherrschend gewesen war, Bestürzung oder Erleichterung.
    Sie machten sich fertig für die Abreise nach Ystad.
    |475| Während Wallander mit Per Åkeson telefonierte, stand Svedberg mit dem Fax aus Lund in der Hand da und betrachtete es.
    »Eigenartig«, sagte er.
    Wallander wandte sich zu ihm um.
    »Was ist eigenartig?«
    »Dieser Namenszug. Es sieht fast aus, als hätte er sich unter dem Namen Geronimo eingetragen.«
    Wallander nahm Svedberg das Fax aus der Hand.
    Es war zehn Minuten vor fünf.
    Er sah, daß Svedberg recht hatte.
     
    1*
    Das Hauptwerk des in Schweden noch heute sehr populären Rokokodichters Carl Michael Bellman trägt den Titel »Fredmans epistlar«. [A. d. Ü.]

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    Sie trennten sich im Morgengrauen vor dem Polizeipräsidium in Helsingborg. Alle waren ermattet und hohläugig, doch vor allem erschüttert von der Erkenntnis, wer der Täter war, den sie so lange gesucht hatten. Um acht Uhr wollten sie sich im Präsidium in Ystad treffen. Es reichte gerade, um nach Hause zu fahren und zu duschen. Danach mußten sie weitermachen. Wallander war zwar der Meinung, der Junge habe alles um der kranken Schwester willen getan. Doch sie konnten nicht sicher sein. Auch sie befand sich möglicherweise in großer Gefahr. Sie mußten das denkbar Schlimmste befürchten. Svedberg fuhr in Wallanders Wagen mit. Der Tag würde schön werden. Keiner von beiden erinnerte sich, wann es zuletzt in Schonen ordentlich geregnet hatte. Sie schwiegen fast während der ganzen Fahrt. Bei der Einfahrt nach Ystad entdeckte Svedberg, daß er sein Schlüsselbund irgendwo verlegt haben mußte. Das erinnerte Wallander an seine eigenen Schlüssel, die nie wieder aufgetaucht waren. Er lud Svedberg ein, mit zu ihm zu kommen. Kurz vor sieben erreichten sie die Mariagatan. Linda schlief. Nachdem sie geduscht hatten und Wallander Svedberg ein Hemd geliehen hatte, setzten sie sich ins Wohnzimmer und tranken Kaffee. Keiner von beiden hatte bemerkt, daß die Tür der Kleiderkammer neben Lindas Zimmer, die geschlossen gewesen war, als sie kamen, jetzt nur angelehnt war.
     
    *
     
    Hoover war um zehn Minuten vor sieben in die Wohnung gekommen. Er war mit der Axt in der Hand auf dem Weg in

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