Wallander 05 - Die falsche Fährte
Wallanders Schlafzimmer, als er hörte, wie ein Schlüssel ins Schloß der Wohnungstür gesteckt wurde. Er schlüpfte rasch in die Kleiderkammer. Er hörte zwei Stimmen. Als er erkannte, daß sie sich im |477| Wohnzimmer befanden, öffnete er vorsichtig die Tür einen Spalt breit. Er hörte Wallander den anderen Mann mit dem Namen Svedberg anreden. Hoover nahm an, daß auch er Polizist war. Die ganze Zeit hielt er seine Axt in der Hand. Er belauschte ihr Gespräch. Anfangs verstand er nicht, worüber sie sprachen. Ein Name, Hans Logård, wurde immer wieder genannt. Wallander versuchte offenbar, dem Mann, der Svedberg hieß, etwas zu erklären. Hoover lauschte immer aufmerksamer, bis ihm klar wurde, daß die göttliche Vorsehung, die Kraft Geronimos, wieder zu wirken begonnen hatte. Der Mann mit dem Namen Hans Logård war Åke Liljegrens rechte Hand gewesen. Er hatte Mädchen aus der Dominikanischen Republik und vielleicht auch aus anderen Ländern der Karibik ins Land geschmuggelt. Außerdem war er es gewesen, der mit großer Wahrscheinlichkeit Wetterstedt und vermutlich auch Carlman mit Mädchen versorgt hatte. Hoover hörte auch, wie Wallander die Vermutung aussprach, Hans Logård könne auf der Todesliste stehen, die in Stefan Fredmans Kopf existierte.
Kurz darauf endete ihr Gespräch, und wenige Minuten später verließen Wallander und der Mann, den er Svedberg nannte, die Wohnung.
Hoover trat aus der Kleiderkammer und stand vollkommen reglos da.
Dann verließ er lautlos die Wohnung.
Er ging zu dem leerstehenden Ladenlokal, in dem Linda und Kajsa ihre Proben gehabt hatten. Er wußte, daß sie nicht wieder dorthin zurückkommen würden. Deshalb hatte er Louise dort zurückgelassen, während er sich zu der Wohnung in der Mariagatan begeben hatte, um den Kavallerieoberst Perkins und seine Tochter zu töten. Doch als er mit der Axt in der Hand in der Kleiderkammer stand und das Gespräch hörte, waren ihm Zweifel gekommen. Es gab also noch einen Mann, den er töten mußte. Einen, den er übersehen hatte. Ein Mann mit Namen Hans Logård. Als sie ihn beschrieben, war ihm aufgegangen, daß es dieser Mann sein mußte, der seine Schwester vergewaltigt und schwer mißhandelt hatte. Das war, bevor sie drogenabhängig gemacht und zu Wetterstedt und Carlman gebracht worden war, also vor den Ereignissen, die sie am Ende in das Dunkel geführt hatten, aus dem er sie jetzt befreite. |478| Alles war ganz genau in dem Buch aufgeführt, das er von ihr übernommen hatte und in dem die Botschaft aufgezeichnet war, die sein Handeln lenkte. Er hatte geglaubt, Hans Logård lebe nicht in Schweden, sondern sei ein fremder Reisender und böser Mann gewesen. Jetzt sah er seinen Irrtum ein.
Es war leicht gewesen, sich Zugang zu dem leeren Laden zu verschaffen, denn er hatte gesehen, wie Kajsa den Schlüssel unter eine vorstehende Türleiste gelegt hatte. Weil er sich jetzt offen am Tage bewegte, hatte er sein Gesicht nicht bemalt. Er wollte auch Louise nicht erschrecken. Als er zurückkam, saß sie auf einem Stuhl und sah mit leerem Blick vor sich hin. Er hatte bereits beschlossen, sie an einen anderen Ort zu bringen. Er wußte auch schon, wohin. Bevor er in die Mariagatan gegangen war, hatte er das Moped genommen und festgestellt, daß die Voraussetzungen, wie er angenommen hatte, gegeben waren. Das Haus stand leer. Aber sie würden erst am Abend dorthin umziehen. Er setzte sich neben sie auf den Fußboden. Versuchte darüber nachzudenken, wie er Hans Logård finden konnte, bevor die Polizei es tat. Er horchte in sich hinein und bat Geronimo um Rat. Doch sein Herz war an diesem Morgen eigentümlich still. Die Trommeln waren so schwach, daß er ihre Botschaft nicht verstehen konnte.
*
Um acht Uhr versammelten sie sich im Konferenzraum. Per Åkeson war da, außerdem ein ranghoher Polizeibeamter aus Malmö. Birgersson in Helsingborg war ihnen über ein Lautsprechertelefon zugeschaltet. Alle waren bleich, aber gefaßt. Wallander blickte sich am Tisch um und schlug eine einleitende Informationsrunde vor.
Die Polizei in Malmö suchte unauffällig nach Stefan Fredmans Versteck. Man nahm an, daß er über einen Unterschlupf verfügte, hatte ihn aber noch nicht gefunden. Dagegen hatte einer der Nachbarn ausgesagt, daß Stefan Fredman mehrfach ein Moped gehabt hatte, auch wenn seine Mutter nichts davon wußte. Der Polizei zufolge war der Zeuge zuverlässig. Das Haus, in dem die Familie Fredman wohnte, stand unter Bewachung. Aus
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