Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 05 - Die falsche Fährte

Wallander 05 - Die falsche Fährte

Titel: Wallander 05 - Die falsche Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
Wallander.
    Hansson betrachtete ihn erstaunt. »Interessiert es dich nicht? Ich dachte, alle säßen nachts auf und guckten.«
    »Nicht besonders«, gab Wallander zu. »Aber mir ist inzwischen klargeworden, daß es vielleicht ein bißchen ungewöhnlich ist. Soweit ich weiß, hat der Reichspolizeichef aber kein Rundschreiben verschickt, daß es ein Dienstvergehen ist, die Spiele nicht zu sehen.«
    »Es ist vielleicht das letzte Mal, daß man es erleben kann«, sagte Hansson finster.
    »Was erleben kann?«
    »Daß Schweden bei einer Weltmeisterschaft dabei ist. Ich hoffe nur, daß es nicht völlig in die Hose geht. Am meisten Sorgen macht mir die Verteidigung.«
    »Aha«, sagte Wallander höflich. Ann-Britt Höglund telefonierte noch immer.
    »Ravelli«, fuhr Hansson fort.
    Wallander wartete auf eine Fortsetzung, die allerdings nicht |57| kam. Immerhin wußte er, daß Hansson von Schwedens Torwart sprach.
    »Was ist mit ihm?«
    »Er macht mir Sorgen.«
    »Warum denn? Ist er krank?«
    »Ich finde, er ist so unbeständig. Im Spiel gegen Kamerun war er nicht gut. Komische Abstöße, merkwürdiges Verhalten im Strafraum.«
    »Das sind wir auch«, sagte Wallander. »Auch Polizisten können unbeständig sein.«
    »Das kann man doch nicht vergleichen«, erwiderte Hansson. »Wir brauchen jedenfalls keine sekundenschnellen Entscheidungen zu fällen, ob wir rauslaufen oder auf der Torlinie bleiben.«
    »Weiß der Teufel«, sagte Wallander. »Vielleicht gibt es eine Ähnlichkeit zwischen Polizisten, die ausrücken, und einem Torwart, der rausläuft.«
    Hansson sah ihn verständnislos an, sagte aber nichts.
    Das Gespräch schlief ein. Sie saßen um den Tisch und warteten darauf, daß Ann-Britt Höglund ihr Telefongespräch beendete. Svedberg, dem es schwerfiel, weibliche Polizisten zu akzeptieren, trommelte genervt mit dem Bleistift auf den Tisch, um zu verstehen zu geben, daß sie auf sie warteten. Wallander nahm sich vor, Svedberg in allernächster Zeit einmal zu sagen, daß er seine sinnlosen Demonstrationen aufgeben solle. Ann-Britt Höglund war eine gute Polizistin, in vieler Hinsicht entschieden tüchtiger als Svedberg.
    Eine Fliege summte um seine Kaffeetasse. Sie warteten.
    Ann-Britt Höglund beendete das Telefongespräch und setzte sich an den Tisch. »Eine Fahrradkette«, sagte sie. »Kindern fällt es schwer einzusehen, daß ihre Mütter Wichtigeres zu tun haben, als sofort nach Hause zu fahren und sie zu reparieren.«
    »Tu es«, sagte Wallander plötzlich. »Wir können diese Besprechung ohne dich abhalten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann sie nicht an etwas gewöhnen, was eigentlich nicht geht.«
    Hansson legte den Plastikbeutel mit dem Schmuck vor sich auf den Tisch.
    |58| »Eine unbekannte Frau begeht Selbstmord«, sagte er. »Wir wissen, daß kein Verbrechen vorliegt. Wir müssen lediglich herausfinden, wer sie ist.«
    Wallander hatte das Gefühl, daß Hansson sich auf einmal genauso anhörte wie Björk. Beinah hätte er einen Lachanfall bekommen, doch es gelang ihm, sich zu beherrschen. Er fing Ann-Britt Höglunds Blick auf. Sie schien das gleiche zu empfinden.
    »Es kommen jetzt Anrufe rein«, sagte Martinsson. »Ich habe einen Mann abgestellt, alle Gespräche anzunehmen.«
    »Ich gebe ihm eine Beschreibung«, sagte Wallander. »Im übrigen müssen wir uns auf Personen konzentrieren, die als vermißt gemeldet worden sind. Wenn sie nicht dabei ist, muß früher oder später jemand anfangen, sie zu vermissen.«
    »Ich übernehme das«, sagte Martinsson.
    »Der Schmuck«, sagte Hansson und öffnete den Plastikbeutel. »Ein Madonnenbild und die Initialen D.   M.   S.   Auf mich wirkt es wie echtes Gold.«
    »Es gibt ein Datenregister von Abkürzungen und Buchstabenkombinationen«, sagte Martinsson, der bei der Polizei von Ystad am besten über Computer Bescheid wußte. »Wir können die Kombination eingeben und sehen, ob wir eine Antwort bekommen.«
    Wallander betrachtete den Schmuck. An der Kette und dem Anhänger waren noch Rußspuren.
    »Er ist schön«, sagte er. »Aber die meisten Menschen in Schweden bevorzugen wohl Kreuze, wenn sie religiöse Symbole tragen? Madonnen sind eher in katholischen Ländern üblich.«
    »Es hört sich an, als dächtest du an einen Flüchtling oder eine Einwanderin«, sagte Hansson.
    »Ich denke nur daran, was der Schmuck darstellt«, antwortete Wallander. »Wie auch immer, es muß in der Beschreibung erwähnt werden. Der Mann, der die Gespräche annimmt, muß wissen, wie

Weitere Kostenlose Bücher